Werden zum Einsatz gerufen (von links): Manuela Günter mit Pino sowie Rieke Kokenge mit Sonic. Foto: Europa-Park

Sieben Rettungshundestaffeln haben in Rust trainiert. Mit seinen vielen verwinkelten, außergewöhnlichen Orten, Gerüchen und Ablenkungen ist der Europa-Park für die 120 Rettungshunde ein perfekter Ort, um sie auf einen möglichen Einsatz vorzubereiten.

Mehr als 120 Retter auf vier Pfoten haben am Samstag auf dem Freizeitgelände des Europaparks trainiert. Die Rettungshundestaffeln der DRK-Kreisverbände Ortenau, Emmendingen und Tuttlingen sowie die der Johanniter aus Baden-Karlsruhe und die Staffeln des BRH Breisgau-Ortenau, Rastatt-Mittelbaden und Ludwigshafen-Mannheim nutzten den menschenleeren Freizeitpark, um mit ihren Vierbeinern den Ernstfall zu proben. Mit dabei waren sowohl geprüfte Rettungshunde als auch ganz junge unerfahrene Hunde, die ihre Prüfung noch vor sich haben. Die jüngsten vierbeinigen Teilnehmer waren gerade mal ein paar Monate alt. „Bei uns kann das Training im Alter von acht Wochen beginnen“, erklärte Susann Kraft, Staffel- und Einsatzleiterin der Johanniter-Rettungshundestaffel Baden-Karlsruhe. Mit 17 Hundeführern ist die Staffel am Samstagmorgen um 8 Uhr angereist, um mit den Hunden die Flächensuche zu trainieren.

Hunde erleben für sie völlig neue Situationen

Im Schweizer Themenbereich bei der Bobbahn suchte der acht Monate alte Flatcoated Retriever „Chilly“ nach einer versteckten Person und hatte zwischen den Fahrgeschäften eine ganz neue Situation vorgefunden. Normalerweise wird nämlich auf freiem Feld oder im Wald trainiert und gesucht. Am Samstag hatten „Chilly“ und seine Artgenossen jedoch ganz andere Erfahrungen gemacht: Beispielsweise war die zu suchende Person hinter einem Vorhang versteckt, den die Hunde zuerst als unüberwindbare Wand wahrnahmen, bis sie bemerkten, dass man einfach hindurchlaufen kann. „Eine völlig neue unbekannte Situation erleben die Hunde heute hier, die sie selbstbewusster macht“, betonte Kraft. Das war auch der Grund für die Bundesverband Rettungshunde in Rastatt hier zu trainieren. „Wir wollen unser Training für die Hunde so abwechslungsreich wie möglich gestalten und sind mit 15 Hunden heute zum ersten Mal hier “, sagte die Vorsitzende Mirjana Wust. „Das Training hier ähnelt dem Training in einer Stadt. Es gibt hier einfach tolle Verstecke“, meinte Wust. Normalerweise findet das Gehorsamkeitstraining und ein Gerätetraining mit der die Wendigkeit trainiert wird, auf dem Hundeplatz statt.

Alle Rassen sind vertreten

Fit sein müssen die Hunde in der Rettungshundestaffel nicht nur körperlich; sie sollten auch psychisch belastbar sein. Die Fährten- und Trümmersuche ist sehr anstrengend für die Hunde. In den Rettungshundestaffeln sind alle Rassen vertreten. Sogar Mischlinge und Tierschutzhunde sind im Einsatz und suchen vermisste Personen. Die Rasse ist egal, der Hund sollte nicht zu groß und nicht zu klein und gut motivierbar und lernfreudig sein und einen großen Spieltrieb mitbringen. Die achtjährige Mischlingshündin Mina aus dem Tierschutz hatte in wenigen Sekunden die gesuchte Person gefunden und wurde mit Leckerlis belohnt.

Auch an der Achterbahn wird trainiert

Die Rettungshundestaffel des DRK Kreisverbands Ortenau ist von Anfang an dabei, seit der Europapark sein Gelände zum Training zur Verfügung stellt. Der Kreisverband hat 37 Mitglieder und zehn Helfer, die sich als Versteckpersonen zur Verfügung stellen. Aktuell hat der Kreisverband vier geprüfte Trailer und vier geprüfte Flächenhunde. An der Achterbahn Wodan trainierten sie am Samstag das Mantrailing, bei dem nach einem Individualgeruch einer Person gesucht wird. Dieser ist einzigartig und somit vergleichbar mit einem Fingerabdruck. Dabei wird ein Geruchsträger mit dem Individualgeruch der zu suchenden Person verwendet, um den Hund auf die Spur anzusetzen.

Reines Ehrenamt

Die Rettungshundestaffeln engagieren sich komplett ehrenamtlich und wenden jedes Jahr mehr als 800 Stunden für Trainings und Einsätze auf. Die Einsatz-Bereitschaft der Rettungshundestaffeln gilt rund um die Uhr, an 365 Tagen im Jahr. Sie werden als wichtiges Element des Rettungseinsatzes wie bei Verschüttungen durch Gasexplosionen eingesetzt oder unterstützen bei der Suche nach vermissten Personen in der Fläche oder im Wald. Sie werden bei der Suche nach vermissten Personen eingesetzt. Zwei bis drei Jahre dauert die Ausbildung zum Rettungshund, erklärten die Hundeführer. Danach wird alle zwei Jahre geprüft und circa zehn Stunden pro Woche bei jedem Wetter trainiert; ein zeitintensives Hobby für die ehrenamtlich tätigen Hundeführer. Die Einsatzkleidung wird zwar gestellt, alle anderen Kosten muss der Hundeführer selber tragen. Die Einsätze der Rettungshundeteams sind für Alarmierende und Betroffene kostenfrei.