Gabriele Zerweck und Intendant Jochen Sandig, beide zuständig für die künstlerische Leitung der Ludwigsburger Schlossfestspiele, warben im Gemeinderat für die Fortsetzung der Zusammenarbeit mit Haigerloch als Außenspielort. Foto: SB/Thomas Kost

Wie soll es mit der Kooperation zwischen der Stadt und Ludwigsburger Schlossfestspiel gGmbH weitergehen? Intendant und künstlerische Leiterin bekannten sich zum Außenspielort, ein Gemeinderatsbeschluss stand aber nicht auf der Tagesordnung.

Es ist ein schwieriges Thema, das in schöner Regelmäßigkeit immer wieder aufploppt. Sind 10 000 Euro, welche die Stadt als jährlichen Beitrag zur Reihe der Haigerlocher Schlosskonzerte beisteuert, angemessen oder gar zu viel? Eine Frage, die aufgrund der zurzeit angespannten Haushaltslage der Stadt fast zwangsläufig aufs Tablett kommen musste.

Haigerloch ein außergewöhnlicher Spielort

Intendant Jochen Sandig und die Geschäftsführerin der Ludwigsburger Schlossfestspiele, Gabriele Zerweck, wollen an Haigerloch als Außenspielort festhalten, dass machten beide am Dienstag bei ihrem Besuch im Gemeinderat mehrfach deutlich.

Sandig: „ Uns ist eine Kooperation mit Städten wie Haigerloch wichtig, weil es sich bei den Schlossfestspielen um ein überregionales Festival handelt.“ Genauso sieht es seine Kollegin. Zerweck: „Wir wollen die Kooperation fortführen. Wir glauben, dass es schön ist, solche außergewöhnlichen Orte einzubeziehen. Und die Künstler kommen gerne hierher.“

Sandig verschwieg aber auch nicht, dass Ludwigsburg Haigerloch auch deshalb schätzt, weil man keine Miete für die Räume zahlen muss. Dieses Geld könne man in die Qualität der Künstler stecken.

Sandig: Kultur ist wieder im Aufwind

Der Intendant ist zudem überzeugt, dass sich klassische Kultur wieder im Aufwärtstrend befindet. Nach zwei schwierigen Corona-Jahren sei das Ludwigsburger Festspiel-Angebot laut ihm 2022 zu 50 Prozent ausgelastet gewesen, die diesjährige Reihe zu 82 Prozent.

Das treffe auch auf die Angebote in Haigerloch. Vor allem bei den Konzertereignissen im Fürstensaal lief es richtig rund. Das letztjährige Konzert dort mit „Elbtonal Percussion“ war laut Gabriele Zerweck zu 70 Prozent ausgelastet, der diesjährige Auftritt des Quintetts „Sparks“ mit 90 Prozent was umgerechnet 215 Leute sind.

Die Angebote in der Schlosskirche waren schwächer besucht: Das letztjährige Konzert der Gambistin Hille Perl war zu 50 Prozent ausgelastet, das diesjährige Konzert dort mit dem Rothko String-Quartett etwas besser, es dürften etwa 70 bis 80 Leute gewesen sein. „Auch wir nehmen war, dass Imnau der stärkere Ort ist“, so Zerweck.

Wo könnte man Kosten sparen?

Für Simon Fecht (CDU) ist diese Erkenntnis keine Überraschung. Die Schlosskirche sei zwar eine der schönsten Kirchen im Zollernalbkreis, aber für das ältere Publikum etwas mühsam zu erreichen, während Bad Imnau gut anzufahren sei, meinte er.

“Sehen sie Möglichkeiten, Kosten zu sparen?“, fragte SÖL-Gemeinderat Edelhard Becker ganz direkt. Schwierig. Die Reduzierung des Ludwigsburger Engagements von bisher zwei auf ein Konzert, sieht Gabriele Zerweck nur als allerletzte Maßnahme. Würde man günstigere Ensembles verpflichten, gehe das zu Lasten der Qualität fürchtet sie. Stattdessen hält sie es für die bessere Alternative, die Ticket-Preise anzuheben, um mehr Einnahmen zu generieren. Ein Weg, den man in Ludwigsburg schon beschritten hat.

Schon Ideen für 2024

Und welche konkreten Vorstellungen haben die Schlossfestspiel-Verantwortlichen für Haigerloch im nächsten Jahr?, hakte Konrad Wiget (SÖL) nach. Für die Schlosskonzerte hat Jochen Sandig eine Fassung der Johannes-Passion für drei Personen (Cembalo, Schlagzeug, Tenor) im Sinn. Laut ihm habe sie „unfassbare Erfolge“ gefeiert und sei „eine echte Perle“. In die Aufführung könnte man lokale Chöre einbinden. Für Imnau stellt er sich die Einbindung des Außenbereichs vor, zum Beispiel mit einem Stegreif-Orchester oder Tanz. Grundsätzlich bekundete er den Willen zu innovativen Formaten, die mehr bieten als „passiven Konzertgenuss“.

Zerweck und Sandig verließen die Sitzung mit einem eindringlichen Plädoyer an den Gemeinderat „die Kultur nicht leiden zu lassen sondern zu stärken.“