Das Ludwigsburger Schloss zur Geisterstunde Foto: dpa

Geisterjäger wollen mit dem letzten Küfer des Residenzschlosses Kontakt aufgenommen haben.

Ludwigsburg - Thomas Weber runzelt die Stirn. Nachdem der Fremdenführer im Ludwigsburger Schloss in der Nacht zum Sonntag anderthalb Stunden an einer Geisterjagd teilgenommen hat, geschieht es: Heike Mägel-Barth, die als Medium an der Geisterjagd im Ludwigsburger Residenzschloss teilnimmt, will plötzlich Kontakt mit einem Untoten aufgenommen haben. „Er meinte, dass er der letzte Küfer hier unten gewesen sei“, sagt Mägel-Barth. Deshalb treibe sich der Geist des Fässerbauers wohl auch vor allem im Weinkeller des Schlosses herum.

Nur die orangenen Straßenlaternen hatten wenige Minuten zuvor das Innere der Schlosskirche erleuchtet. Bei einer sogenannten „aktiven Befragung“ will das Medium mit dem Küfer gesprochen haben. Den anwesenden Journalisten und auch Thomas Weber zeigte sich der laut Mägel-Barth „eher zurückhaltende“ Geist allerdings nicht. Das Gespräch zwischen Medium und Geist sei eine Methode, mit der die „Ghosthunters Agency“, eine von rund einem halben Dutzend Geisterjagdgruppen in Deutschland, den Untoten auf die Schliche kommen wolle, hieß es.

Im Internet geistern die Gerüchte

Die Geisterjäger werden dann aktiv, wenn jemand das Gefühl hat, ein Spukwesen zu spüren. Im Fall des Ludwigsburger Schlosses waren es Beiträge in Internetforen, in denen die Schreiber von einem unerklärlichen „kalten Hauch“ bei der Begehung des Schlosses berichteten. Agenturleiterin Sandra Kunze fragte daraufhin bei der baden-württembergischen Schlösserverwaltung an, ob eine Geistersuche möglich sei, und tatsächlich gab es von hochoffizieller Seite den Segen dazu.

In schwarzer Kleidung mit gelben Aufdrucken rücken sie also an diesem Samstag an. „Sensitive/Investigator“ steht dort in Brusthöhe gedruckt, oder „Image Interpretator“, Bilderdeuter. Lange vor der volkstümlichen Geisterstunde um null Uhr bauen die Ghosthunter ihre Gerätschaften auf. Nachtsichtkameras, Diktiergeräte und Infrarot-Temperaturmessgeräte zählen dazu.

„Bis drei Uhr werden wir hier messen“, erzählt Sandra Kunze. Später würden dann Bilder, Temperaturschwankungen und Tonbänder nach Unregelmäßigkeiten abgesucht. „Siebzig Prozent von dem, was wir finden, ist aber rational erklärbar“, räumt Kunze ein. Damit bliebe aber trotzdem noch ein Anteil von dreißig Prozent, der nicht erklärt werden kann und möglicherweise paranormalen Ursprung hat, meint sie.

Im Alltag Friseurin, in der Freizeit Geisterjägerin

Kunze hat die Agentur mit Sitz am Bodensee vor zwei Jahren gegründet. Ihr Interesse für Übersinnliches sei aber bereits im Alter von zehn Jahren entstanden, erzählt die Frau, die im Alltag als Friseurin arbeitet. Über das Internet habe sie sich später mit Gleichgesinnten zusammengeschlossen. In mehr als dreißig Fällen seien sie seitdem auf Burgen, in Schlössern oder Privathäusern angerückt - stets auf ehrenamtlicher Basis.

Die 28-Jährige hält das Vorgehen ihrer Gruppe angesichts der eingesetzten Technik und einer strukturierten Nachbearbeitung mit für jedermann einsehbaren Berichten und Videos für seriös. Die Erforschung paranormaler Phänomene werde vor allem in Deutschland kritisch gesehen und sei beispielsweise in Großbritannien breiter in der Öffentlichkeit verankert, meint sie.

Am Ende der Spuksuche hat sich das Gesicht von Thomas Weber entspannt. Vielleicht könne er seine Führung durch das Schloss nun mit Anekdoten aus der Geisterjagdnacht anreichern, meint er. Schließlich gehöre zu jedem richtigen Schloss auch ein Geist, sagt er und lächelt.