Der scheidende Ortsvorsteher Gerhard Schmider im Ortsteil Wittichen vor dem Eingang des Kaltbrunner Rathauses Foto: Fritsche Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunales: Gutes Miteinander zwischen Schenkenzell und Kaltbrunn mit seinen Ortsteilen entwickelt

Ortsvorsteher Gerhard Schmider geht nach 35 Jahren Mitgliedschaft im Ortschaftsrat Kaltbrunn in den Ruhestand.

Schenkenzell-Kaltbrunn. In der nächsten Ortschaftsratssitzung wird der bisherige Kaltbrunner Ortsvorsteher Gerhard Schmider verabschiedet. Und ab Oktober ist Schmider auch als gelernter Bankkaufmann und Betriebswirt bei der regionalen Volksbank offiziell im Ruhestand. "Jetzt steht das Privatleben im Mittelpunkt bei hoffentlich guter Gesundheit", bekräftigt Schmider. Er hat so viele Arbeitsstunden auf seinem Lebensarbeitszeitkonto angespart, dass der Ausstieg aus dem Berufsleben schon jetzt möglich ist. Schmider freut sich darauf, dass er mehr Zeit für die Familie hat, dass er seinen Tagesablauf selbst gestalten kann, ohne Termine, Sitzungen und Besprechungen, wie er es viele Jahrzehnte gemacht hat. "Schon am Jahresanfang musste ich meinen Urlaub und meine freien Tage für das ganze Jahr an den öffentlichen Terminkalender der Gemeinde anpassen", erzählt Schmider.

Seine Frau Gertrud, die als Industriekauffrau bei der Schwarzwälder Textil-Werke Heinrich Kautzmann GmbH in Schenkenzell beschäftigt ist, muss noch ein Jahr länger arbeiten. Erst dann geht der gemeinsame Ruhestand richtig los. Zwei erwachsene Kinder haben die beiden und einen Enkel – er sich freut, wenn die Großeltern mehr Zeit für ihn haben.

Politik am Stammtisch

1984 wurde Schmider in den Ortschaftsrat gewählt, fünf Jahre später auch in den Gemeinderat Schenkenzell, ab 2004 war er Ortsvorsteher von Kaltbrunn. Aufgewachsen ist Schmider im Martinshof. "Da habe ich am Stammtisch schon als kleiner Bub die Lokalpolitik mitgekriegt", erzählt er. Als der Martinshof 1964 seine Vesperstube eröffnete, war Schmider acht Jahr alt. Davor war die Landwirtschaft der Haupterwerb der Familie gewesen. Heftige Diskussionen am Stammtisch verfolgte er in den 1970er-Jahren, als es im Zuge der landesweiten Gemeindereform 1974 zur Zusammenführung mit Schenkenzell kam. Sicher auch ein Anstoß, später selber in der Lokalpolitik mitzumischen.

"Viel Wirbel und emotionale Versammlungen" erwarteten ihn dann 1984 gleich am Anfang seines Mandats im Ortschaftsrat, als es um die Überleitung von Kinzigwasser in den Neckar ging, durch einen Tunnel von Kaltbrunn in die Kleine Kinzig. Die Kaltbrunner waren dagegen, Teile des Gemeinderats und der Bürgermeister dafür. Da auch Schramberg als Verbandsgemeinde der Wasserversorgung knapp dagegen stimmte, blieb den Kaltbrunnern der Tunnel erspart, kein Stauseewasser wurde zur Atomkraftwerkskühlung abgezweigt.

"Im Ganzen hat das Miteinander gut funktioniert, sind Kaltbrunn und seine Ortsteile Wittichen, Vortal und Heubach mit Schenkenzell gut zusammengewachsen", findet Schmider in der Rückschau.

Viele Projekte waren im Lauf der Jahre zu stemmen: Zum Beispiel Trinkwasser-, Abwassererschließung, Instandhaltung der 80 Kilometer Gemeindestraßen, Baulandgewinnung, Ausbau Rathaus Schenkenzell, Sportplatz, Sportheim, alte Schule in Wittichen, Roßbergerhof, Haus des Gastes, Roßbergkapelle, Feuerwehrhaus, Tanklöschfahrzeug. Auch Herausforderungen wie das Hochwasser 1990 mit 1,6 Millionen Schaden oder die Verwüstungen der Orkane Lothar und Wiebke galt es zu meistern.

Alles kostete viel Aufwand und Geld. "Wir konnten nie aus dem Vollen schöpfen, Sparen war immer ein Thema im Ortschafts- und Gemeinderat", stellt Schmider fest. Da hätte der aus Calw stammende frühere Bürgermeister Thomas Schenk mit Sparsamkeit und schwäbischem Fleiß viel vorangetrieben.

Für die gute Zusammenarbeit mit Schenk, dem heutigen Bürgermeister Bernd Heinzelmann und der Gemeindeverwaltung ist Schmider dankbar. Für die Kaltbrunner sei es heute selbstverständlich, dass sie das Rathaus in Schenkenzell aufsuchen. Mit den jungen Leuten im Ortschaftsrat sei ein Generationswechsel eingeleitet: "Jetzt können die weitermachen, es gibt genug Aufgaben."

Am kommenden Donnerstag, 11. Juli, beginnt um 19 Uhr im Sitzungssaal des Rathauses Wittichen eine Sitzung des Ortschaftsrats. Öffentlich werden unter anderem die Punkte Verabschiedung der ausscheidenden Ortschaftsräte, Bekanntgaben, Verschiedenes, Wünsche und Anträge beraten.

Im Anschluss daran findet die erste öffentliche Sitzung des neu gewählten Ortschaftsrats statt. Neben der Einführung und Verpflichtung der neu gewählten Ortschaftsräte stehen die Wahl des Ortsvorstehers und seiner Stellvertreter, die Besetzung von Ausschüssen, Bekanntgaben, Verschiedenes, Wünsche und Anträge an.