Das „Bergdoktor“-Kern-Team um Hans Sigl 2022: Ronja Forcher (re.), Monika Baumgartner (li.), Heiko Ruprecht und Andrea Gerhard (2. v. re.) Foto: dpa/ZDF/Erika Hauri

Zum Jahresausklang hat der Österreicher Hans Sigl gleich zwei große TV-Auftritte: Er kehrt als „Bergdoktor“ zurück und moderiert „Die große Silvester-Show“ im Ersten. Im Gespräch offenbart er unter anderem sein Verhältnis zu Lampenfieber und zur Medizin.

Mit dem „Bergdoktor“ Martin Gruber hat Hans Sigl eine Paraderolle gefunden. Im Interview spricht er über die 16. Staffel, Silvester und gesellschaftlich relevante Themen wie Diversität.

Herr Sigl, „Der Bergdoktor“ wird sechzehn. Ein schwieriges Alter?

Das ist schon lange durch, wir sind längst erwachsen. Im Gegenteil, es ist schön zu sehen, dass nach 16 Jahren im Hauptprogramm des ZDF ein Ensemble noch vollzählig an Bord ist. Außer Siegfried Rauch, Gott habe ihn selig. Bei uns sind gewisse Sollbruchstellen ausgeblieben, die andere Serien nach geraumer Zeit zeigen. Darauf bin ich sehr stolz.

Richten die Autoren gezielt ein größeres Augenmerk auf Diversität?

Ja, wir hatten schon vor einiger Zeit eine Folge mit einer Transgender-Person. Überhaupt bilden wir oft Themen mit gesellschaftlicher Relevanz ab. Speziell was Diversität angeht, tun wir das bewusst mit einer gewissen Selbstverständlichkeit. Es muss nicht alles mit Ausrufezeichen dargestellt werden. Es ist nicht damit getan, dass man diverser agiert. Es muss auch stimmig sein und passen. Das werden wir auch weiterführen.

„Der Bergdoktor“ holt regelmäßig auch ein jüngeres Publikum ab. Woran könnte das liegen?

Wir haben die Figur der Tochter schon sehr früh mit in die Familie reingeholt. Als wir angefangen haben, war den Zuschauern der Titel „Der Bergdoktor“ noch von Sat 1 bekannt. Das war eher für ältere Herrschaften. Dann haben die Omas aber mit den Enkeln und die Kinder mit den Eltern geschaut. So haben wir die Familie erobert. Dann kamen die jungen und auch die männlichen Mitglieder der Familie hinzu. Mittlerweile setzen sich alle freiwillig vor den Fernseher.

Kennen Sie sich medizinisch heute besser aus als zu Beginn der Serie?

Es ist wie eine Fremdsprache. Ich würde sagen: Ich kann es gut verstehen, aber nicht selber sprechen. Natürlich bleibt da etwas hängen, grundsätzlich bin ich aber Schauspieler. Hätte ich in diesen 15 Jahren nebenbei ein wenig mitstudiert, wäre ich jetzt Arzt (lacht). Das war aber nicht der Grund, warum ich diese Rolle angenommen habe.

Ist Ihr Hausarzt auch Ihr Kritiker?

Nein. Der schaut das gerne. Ich habe einige Freunde, die Ärzte sind. So weit sind sie alle sehr zufrieden mit meinem Tun.

Der Titelsong der Serie ist „Patience“ von Take That, „Geduld“. Wann verlieren Sie die Geduld?

Wenn man gesellschaftlich gesehen immer wieder mit Ignoranz und Intoleranz zu tun hat. Da kann es schon mal sein, dass sich der Bogen für mich überspannt, was dann auch auf meinen Social Media zu sehen ist. Sonst bin ich mittlerweile aber in einer schönen Phase der Gelassenheit angekommen.

2022 war ein schwieriges Jahr. Sollten wir Silvester trotzdem feiern?

Ich glaube, dass das so ein Missverständnis von „feiern“ ist. Es ist immer ein schöner Moment, um kurz innezuhalten, zurückzublicken und Vorschau zu betreiben. Es ist jedem selbst überlassen, ob er einen Grund zu feiern hat. Ich persönlich bin nicht so der Typ, der für Silvester Böller kaufen, feiern und etwas begehen muss. Ich bin eher der ruhigere Kandidat. Ich halte still und mache mir Gedanken. Aber wenn jemand Lust hat zu feiern, warum nicht? Wenn jemand sagt: Ich bin gedanklich nicht in der Lage zu feiern aufgrund von bestimmten Situationen, kann ich es auch verstehen.

Hatten Sie als Moderator der „Großen Silvester-Show“ Lampenfieber, auch wenn nicht live gesendet wird?

Nein, das ist gut vorbereitet, und man weiß, was man zu tun hat. Ich habe schon häufig moderiert, und für mich ist das nicht mit Lampenfieber verbunden. Es ist einfach ein erhöhtes Maß an Aufmerksamkeit und Konzentration, und dann geht das ganz gut.

Die Astrologin Antonia Langsdorf wird wieder Jahreshoroskope erstellen. Glauben Sie daran?

Nein. Es ist immer wieder unterhaltsam. Erstaunlicherweise gibt es bei verschiedenen Menschen, die das gleiche Sternzeichen haben, tatsächlich Parallelen. Dann kann man sagen: Die Jungfrau ist pedantisch, der Krebs ist liebevoll und freundlich, und die Waage ist ausgeglichen und korrekt. Ich bin aber keiner, der sich von jemandem ein akribisches Horoskop erstellen lassen würde.

Haben Sie noch Lust auf Kabarett – oder hat die Realität es längst überholt?

Ich habe immer darauf Lust, aber die Zeit war 2022 einfach sehr eng bemessen. Man musste vorausplanen, viele Kollegen mussten wegen Corona ihre Shows nachholen. Ich muss jetzt auch noch auf Tour gehen. Vielleicht komme ich 2024 wieder mit einem kleinen Programm. Dass die Realität mittlerweile einholt, was sich mancher Kollege ausgedacht hat, ist ein bisschen die Krux. Andererseits ist es ein Ansporn. Es ist immer noch ein bisschen Luft nach oben bei diesem Wahnsinn, wenn auch nicht viel.

Wie sieht Ihr persönlicher Jahresrückblick aus?

Beruflich wie privat sehr glücklich, erfolgreich, stabil, gesund und zufrieden. Um den Weltzusammenhang zu erörtern, bräuchten wir jetzt ein eigenes Format. Da geht vieles noch besser. Es wird Zeit, dass in einigen Ländern bald die Regierungsmacht an Frauen abgegeben wird und die alten, weißen Männer endlich begreifen, dass sie nichts auf die Reihe bekommen. Außer, die Welt in Unfrieden und Chaos zu stürzen. Das ist für die Menschheit noch ein weiter Weg, aber die Hoffnung stirbt zuletzt.

Schauen Sie an Silvester Ihre Sendung?

Natürlich! Ich schaue mir auch meine „Bergdoktor“-Folgen an. Ich werfe einen kleinen Blick auf die technischen Rahmenbedingungen: Wie sieht es aus? Wie ist das Licht, wie der Sound? Was haben wir dringelassen, was fiel der Schere zum Opfer? Es ist immer spannend zu sehen, was bei der Postproduktion herauskommt.