Intensive Planungen im Gange
Mit viel "Mut zur Fantasie" sind Kulturamtsleiter Andreas Dobmeier und seine Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, Anna Mauder, in die dann doch eher schwer kalkulierbare Saison 2020/21 gestartet. Nach dem ersten Lockdown im März hatten die städtischen Kulturmanager die leise Hoffnung, dass die Pandemie bis Herbst 2020 weitestgehend bewältigt sei. Doch nach zwei Konzerten in der Meisterkonzert-Reihe mit 250 verkauften Karten und bereits reduzierter Platzwahl nebst zwei Theatervorstellungen mit nur noch 100 erlaubten Besuchern, schlossen sich Ende Oktober erneut die Türen von Theater am Ring und Franziskaner-Konzerthaus in Villingen. Mit Beethovensonaten und ausgerechnet der Komödie "Das Abschlussdinner" wurde die zweite Zwangspause eingelegt.
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In die Glaskugel kann zwar kein Kulturorganisator schauen, angesichts ständig neuer Einschränkungen und Vorschläge zu weitergehenden Verboten: Dennoch bekräftigt Dobmeier, dass "wir intensiv planen". Den Leitfaden für die kommenden Monate bis weit ins nächste Jahr hinein skizziert er so: Einen guten Teil der für die Saison geplanten Theater-Produktionen wie Konzerte möchte Dobmeier in die Spielsaison 2021/22 verlagern. Andere für die laufende Spielzeit 2020/21 längst festgelegten Veranstaltungen sollen dann stattfinden, wenn Kulturangebote wieder möglich seien, frühestens ab Ostern, entnimmt Dobmeier der aktuellen Debatte.
Wenn der Kulturreigen im Frühling wieder aufgenommen werden sollte, dann könnte es gleich mit dem Jugendstück Cyrano und dem Kabarettisten Helmut Schleich weitergehen, natürlich erneut unter erschwerten Bedingungen, mit verringerter Platzzahl und strengen Hygienevorgaben. Eigentlich sollte es im Mai auch ein "Piano-Battle" geben, doch diese Veranstaltung sei leider abgesagt, so Dobmeier, so wie einige andere auch. Doch er möchte sich um Ersatzevents bemühen. "Es ist ja nicht so, dass jetzt alles platzt oder geplatzt ist."
HOffnung auf ein baldiges Ende des Dornröschenschlafes
Immerhin, kommt Dobmeier auf einen äußerst sensiblen Punkt zu sprechen, wurden in die aktuellen Produktionen vonseiten der Ensembles erhebliche Mittel gesteckt. Laufen auch die kulturellen Dinge ab Frühjahr etwas runder, wollen sich Dobmeier und sein Team zudem Gedanken über die nächste Sommerpause machen. Diese soll anders verlaufen als in den Vorjahren und mit ein paar Veranstaltungen gefüllt werden. "Bis zum Oktober warten wir dann sicherlich nicht."
Nicht nur das ausgehungerte Publikum und die städtischen Kulturmacher hoffen auf ein baldiges Ende des verpassten Dornröschenschlafes, sondern auch Theater- wie Musikensembles und Orchester. Nicht wenigen Vertragspartnern, weiß Dobmeier aus vielen Gesprächen, drohen Insolvenz und Ruin, allen voran den freischaffenden Künstlern. Keine Konzerte, keine Auftritte und damit keine Einnahmen, "die gesamte Erwerbsgrundlage wurde zunichte gemacht", sorgt sich Dobmeier um die Zukunft vieler Schauspieler und Musiker. Den meisten Künstlern sei es wie vielen Gastronomen ergangen: Die versprochenen Hilfsgelder seien noch nicht geflossen. Erst kürzlich hatte der Schwarzwälder Bote über die desolate Lage der Gastrobranche berichtet. Immerhin kann das städtische Kulturamt auf einen anderen Hilfsfonds, "Neustart Kultur", hoffen. Ein entsprechender Antrag sei gestellt worden und wenn alles reibungslos laufe, könne sich das Kulturamt VS über "ordentliche Mittel" freuen.
Ums Geld müssen sich die heimischen Theater- wie Konzertbesucher dagegen nicht sorgen. Abgebucht habe man nur das, was in Anspruch genommen worden sei, erläutert Dobmeier. Das Kulturamt selbst habe die Krisenzeit ganz gut überstanden, ohne groß Federn zu lassen. Aufgrund der "Höheren-Gewalt-Klausel" seien bei ausgefallenen Veranstaltungen keine Gagen zu zahlen gewesen.
Ämter müssen sparen
Doch wird das vielseitige und weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannte Kulturangebot in der Weise aufrechtzuerhalten sein im Nachhall der Krise? Dobmeier antwortet zunächst etwas ausweichend. Alle Ämter müssten Einsparungen vornehmen, verweist er auf die Etatberatungen, und damit auch die Kultur. Ob und inwiefern sich dies auf Spielplan und Anzahl der bislang sieben Abonnementreihen auswirken wird, das sei noch völlig offen. Was bleibt? Die Hoffnung, bald wieder Appetit zu machen auf Kultur in den städtischen Häusern und die Scheinwerfer wieder in Position zu bringen. Und die große Hoffnung darauf, nicht nur neue Kulturschaffende auf den VS-Bühnen zu begrüßen, sondern vor allem auch einen Großteil der in der Doppelstadt bekannten Ensembles, Schauspieler wie Musiker, wieder auf der Bühne zu sehen.
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Die Hoffnung auf bessere Zeiten ist es, was auch Theaterleiter Leslie Ade vom Theater am Turm antreibt. Noch planen die Ensemble-Mitglieder etwas ins Blaue hinein. Doch zwei Fixpunkte sind ausgemacht. Sollte der Betrieb nach Ostern mit den dann geltenden Regeln wieder möglich sein, könnte das Theater am Turm gleich mit der coronakonformen Eigenproduktion "Geliebter Lügner" starten. Zudem arbeiten die Schauspieler auf "einen schönen Sommer" hin. Wichtig sei es für die Ensemble-Mitglieder, wieder eine Probenperspektive zu haben: "Denn Theater im Homeoffice, das geht eben nicht", so Ade. Die Liebe zur Bühne und zum Schauspiel ist das eine, das andere: die Sorgen um das finanzielle Polster. Denn das schwindet zunehmends. "Wir stehen zwar finanziell nicht mit dem Rücken zur Wand", so Ade, aber die Rücklagen würden seit bald einem Jahr schmelzen und damit die Mittel für neue Produktionen.
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