Alexej Nawalny ist in russischer Haft gestorben. Foto: dpa/Pavel Golovkin

„Alexej Nawalny ist tot“. So lautet die Nachricht, die seit heute Mittag in aller Munde ist. Wer steckt hinter dem Namen und wie konnte es so weit kommen?

Alexej Nawalny war wohl der bekannteste Oppositionelle Russlands. Nun ist er in Haft gestorben.

Seit Mitte der 2000er-Jahre war Nawalny als Anti-Korruptions-Aktivist und Blogger aktiv. Er gründete ein Anti-Korruptions-Stiftung, die mit der Aufdeckung der Reichtümer der Kreml-Elite eine große Anhängerschaft erlangen konnte. Nach der Parlamentswahl 2011/2012, die Putins Partei „Geeintes Russland“ unter Betrugsvorwürfen gewann, führte der Oppositionelle große Proteste an. Ein Jahr später wurde er erstmals wegen Veruntreuung verurteilt. Erfolglos kandidierte er 2013 für das Bürgermeisteramt und durfte 2018 nicht an der Präsidentschaftswahl teilnehmen.

In Westeuropa galt Nawalny als russischer Oppositionsführer – tatsächlich war er in Russland nicht unumstritten: Vor allem sein Hang zum Nationalismus und seine Fixierung auf Korruption als Hauptproblem Russlands waren Kritikpunkte. Seine wichtigen Enthüllungen, wie beispielsweise jene über den ausschweifenden Lebensstil des damaligen Ministerpräsidenten Dmitri Medwedew im Jahre 2017 oder die 2021 veröffentlichte Doku über den „Putin Palast“ am Schwarzen Meer, spielten eine zentrale Rolle. Die Figur Nawalnys war außerdem Hoffnungsträger für viele regimekritischen Russinnen und Russen.

Nawalnys Leben war schon länger in Gefahr

Schon 2020 wurde er Opfer eines lebensgefährlichen Giftanschlags. Daraufhin wurde Nawalny in der Berliner Charité behandelt und überlebte nur knapp. Trotz der drohenden Festnahme wegen Verstoßes gegen Bewährungsauflagen kehrte er im Januar 2021 zurück nach Russland – und wurde direkt am Flughafen verhaftet. Als Reaktion darauf fanden große Demonstrationen in ganz Russland statt, denen die Polizei hart begegnete.

Nawalny musste vorläufig bis Oktober 2023 in eine Strafkolonie. Seine Haft wurde in Scheinprozessen aber immer wieder verlängert, sodass er wegen angeblichen Extremismus zu insgesamt 19 Jahren Haft verurteilt wurde. Im vergangenen Sommer erging zudem ein Urteil, laut dem der Dissident in eine Kolonie mit härteren Haftbedingungen versetzt werden sollte. Diese sind sonst nur für besonders gefährliche Häftlinge oder für lebenslänglich Verurteilte vorgesehen.

Der Gesundheitszustand des Kreml-Kritikers war schon länger Grund zur Sorge. Am heutigen Freitag meldeten russische Behörden den unerwarteten Tod Nawalnys, nachdem er im Anschluss an einen Spaziergang zusammengebrochen sei.