Studenten sitzen in einem Hörsaal der Universität Hohenheim. Künftig werden die Agrarwissenschaftler wieder nach dem deutschen System benotet. Foto: Max Kovalenko/PPF

Es sollte international vergleichbar sein, stattdessen stellt das Notensystem der Uni Hohenheim ein Problem für die Absolventen dar. Kaum ein deutsches Unternehmen weiß, dass die Note vier hier dem „sehr gut“ entspricht. Jetzt hat der Senat beschlossen, wieder zur deutschen Benotung zurückzukehren.

Stuttgart - Jochen Schneider freut sich. Eine Vier im Abschlusszeugnis – davon hat er sein ganzes Studentenleben lang geträumt. Jetzt, so glaubt er, stehen ihm alle Türen offen. Eifrig bewirbt er sich, doch zum Vorstellungsgespräch wird er nicht eingeladen. Und das, obwohl die Vier an der Fakultät für Agrarwissenschaften an der Uni Hohenheim doch der bestmögliche Abschluss ist. Sie entspricht dem „Sehr gut“, also der Note eins – wie in den meisten anderen europäischen Ländern auch.

Problematisch ist nur, dass dieses Notensystem bei deutschen Unternehmen nicht bekannt ist. Und so erlebten Tausende Absolventen der Uni Hohenheim mit ihren Bewerbungen das, was Jochen Schneider widerfahren ist. Jetzt hat die Hochschule die Änderung wieder rückgängig gemacht und kehrt bereits im laufenden Semester zum alten Notensystem zurück.

Je höher die Ziffer, desto besser die Note

Dabei wollte die Hochschule ihren Studenten das Leben leichter machen. Als eine der ersten Universitäten stellte sie im Jahr 1999 die Abschlüsse an der Fakultät für Agrarwissenschaften vom Diplom auf Bachelor und Master um – und änderte das Notensystem gleich mit. „Durch unseren Tropenbereich sind wir seit je sehr international orientiert“, sagt Tomas Müller, Studiendekan der Fakultät für Agrarwissenschaften. Nicht nur der Titel des Absolventen, auch die Abschlussnote sollten daher für Unternehmen und Universitäten im Ausland verständlich sein. Die Vier als beste, die Eins als schlechteste Note und „Fail“ für „durchgefallen“ wurden eingeführt. Je höher die Ziffer, desto besser die Note. „Man dachte, dass bald alle deutschen Hochschulen mitziehen würden“, sagt Müller.

Doch stattdessen hatten die ehemaligen Studenten, die auf dem deutschen Arbeitsmarkt Fuß fassen wollten, das Nachsehen. In den letzten Monaten häuften sich die Briefe an die Uni, in denen Absolventen ihr Leid klagen. „In den Bewerbungsschreiben mussten sie möglichst weit oben erklären, was es mit dem Hohenheimer Notensystem auf sich hat“, so Müller. Doch bei einem Berg von mehreren Hundert Bewerbungen zählt der erste Blick des Personalchefs. Und der fällt auf die Note.

Zwischen 22. Juli und 19. August stellt die Hochschule jetzt wieder um. Alle Studenten, die derzeit eingeschrieben sind, erhalten wieder die Noten eins bis vier nach dem deutschen System. Daneben stehen auf dem Zeugnis die Buchstaben von A bis D – ein Notensystem, das vor allem im englischsprachigen Raum geläufig und international vergleichbar ist. „A“ entspricht dabei der Eins, „D“ der Vier und „F“ steht für „Fail“, also „durchgefallen“. Dass Absolventen ihre Zeugnisse im Nachhinein ändern lassen können, sei eher unwahrscheinlich, sagt Müller: „Der Verwaltungsaufwand wäre enorm.“