Im Rottweiler Impfzentrum wird durchgeimpft. Wenn ein Impfling nicht erscheint, bekommt der Nächste seine Dosis. Und so weiter. Foto: Semenescu

Unverhofft wird eine Impfdosis "frei", der Empfänger hat abgesagt. Eine Frau, die lediglich als Begleitperson im Impfzentrum ist und in der Schlange direkt danebensteht, möchte die Dosis übernehmen. Abgelehnt. Warum?

Aktuelle Informationen zur Corona-Lage in unserem Newsblog

Kreis Rottweil - Wie ist das überhaupt generell mit übrig gebliebenen Dosen im Rottweiler Impfzentrum (KIZ)? Gibt es die überhaupt? Denn mancher sagt seinen Termin ab oder erscheint nicht wie erwartet. Also bleiben theoretisch fast zwangsläufig Dosen übrig, die für einen bestimmten Tag verplant sind. Aber ist das so?

Die eigentliche Geschichte ist schnell erzählt und hat sich am Freitagmorgen zugetragen. Ein Ehepaar aus Schramberg, er hilfsbedürftig, sind bereits in "Besitz" der beiden Termine, die für den Impfstoff Astrazeneca notwendig sind. Er ist etwas früher mit seinem Termin dran als sie. Er bekommt am Freitagmorgen seine zweite Dosis. Sie ist an diesem Tag lediglich als Begleitperson mitgekommen.

Situation im Impfzentrum eskaliert

Da passiert das Unverhoffte: Direkt neben dem Ehepaar wird plötzlich klar, dass eine Dosis nicht in Anspruch genommen wird. Die Schrambergerin reagiert schnell und meldet sich. Sie sei ja schon da und könnte gleich geimpft werden. Die Anfrage wird abgelehnt. Die Frau insistiert. Teilweise vergreift sie sich dabei erheblich im Ton, schildern KIZ-Mitarbeiter die eskalierende Situation.

Es bleibt bei der Absage. Begründung: Sie verfüge bereits über einen Zweittermin, der noch zwei Wochen entfernt liege. Dann möge sie wiederkommen, dann werde sie wie geplant geimpft.

Die Schrambergerin meldet sich aufgebracht in unserer Redaktion. Der Impfstoff Astrazeneca finde ja gerade nicht eben reißenden Absatz. Nun sei jemand da, der den Impfstoff nehmen wolle – und bekomme ihn nicht. Die Schrambergerin versteht die Welt nicht mehr.

Durchimpfung nur in vorgegebener Reihenfolge

Nach Aussage des Ersten Landesbeamten im Landratsamt, Hermann Kopp, auf unsere Anfrage gibt es im Ablauf eines Impftages eigentlich keine "übrigen" Dosen. Für jeden Tag sei eine bestimmte Anzahl an Impfungen geplant und der dazu nötige Impfstoffe stehe bereit. Die Termine würden über ein Landesprogramm gebucht.

Erscheine allerdings ein Impfling nicht, erhalte der nächste in der Reihenfolge diese Dosis und so weiter und so weiter. Es wird durchgeimpft in der vorgegebenen Reihenfolge. Da immer nur eine kleine Anzahl von Spritzen aufgezogen wird, geht die Menge am Ende des Tages meist auf. Sollten zwei oder drei Dosen tatsächlich übrig bleiben, werden sie "Stand by" vergeben, beispielsweise an neue Mitarbeiter des Impfzentrums oder Arztpraxen, erklärt Kopp. Das sei bisher auch stets gelungen.

Das Problem der "übrig" gebliebenen Dosen gebe es sowieso nur beim Impfstoff von Biontech, da er leicht verderblich sei. Bei Astrazeneca könne auch noch am nächsten Tag mit dem bereit gestellten Impfstoff weitergeimpft werden.

Zweittermine werden nicht vorgezogen

Ein paar Anmerkungen hat Kopp auch noch zum Zweittermin, den die Schrambergerin nicht abwarten wollte. Da die Erst- und Zweittermine aller Impfkandidaten wie ein festes Gitter miteinander abgestimmt seien, könne man einen Zweittermin nicht einfach vorziehen, so Kopp. Dies sei mit großem organisatorischen Aufwand verbunden. Der nun freie Platz sei organisatorisch ein Zweittermin und deshalb nicht von jemand anderen zu nutzen, da dieser dann wieder einen dazu passenden weiteren Zweittermin benötigt. Kompliziert – nicht wahr?

Gleichwohl komme es vor, dass Zweittermine vorgezogen würden, räumt der Erste Landesbeamte ein. Dies geschehe allerdings nur aus sehr triftigen Gründen wie einem Krankenhaus-Aufenthalt, eine Reha-Maßnahme oder unaufschiebbare berufliche Erfordernisse.

Die Schrambergerin wird jetzt auf ihren regulären Zweittermin warten. Die unverhoffte Gelegenheit war in Wirklichkeit keine.