Annett Kuhr (links) und Sue Sheehan geben das erste Konzert nach der Corona-Pause. Foto: Carlotte Hartwell Foto: Schwarzwälder Bote

Konzert: Premiere nach dem Shutdown: Annett Kuhr und Sue Sheehan treten gemeinsam in Rottweil auf

Mit Musik lassen sich Dinge ausdrücken, die in der Sprache nur angedeutet werden, sagt Annett Kuhr. Diese Auffassung hat sie mit Sue Sheehan gemeinsam. Zusammen geben sie am 31. Juli und am 1. August ab 20 Uhr zwei Konzerte, bei denen praktisch alles passieren kann.

Rottweil. Ein lauschiges Plätzchen, zwei talentierte Singer-Songwriterinnen, die ganz verschieden sind und auf den zweiten Blick doch vieles gemeinsam haben, und Musik, die Corona für eine Weile vergessen lässt – in gut vier Wochen ist es soweit. Es ist eines der ersten Konzerte in der Region nach dem zeitweiligen Stillstand durch Corona.

"Das wird ein Experiment. Man muss schauen, was sich bewährt", meint Annett Kuhr. In jedem Fall werde es zumindest eine Annäherung an die Normalität in einer Krise, mit der man zu leben lernen müsse. "Der Sommer ist eine Chance für uns", sagt sie und meint damit die Musiker, die nun nach der Zwangspause wieder auf die Bühne dürfen.

65 Menschen finden unter Anwendung der Abstandsregel im Innenhof von Birgit und Benno Ulrich-Christmann in der Körnerstraße 23 hinter der Markthalle Platz. Der Zugang erfolgt über die Wilhemstraße. Einlass zum rund 90-minütigen Konzert ist ab 19 Uhr. Ein Mund-Nasen-Schutz sollte mitgebracht werden. Die Plätze werden zugewiesen.

Annett Kuhr ist glücklich darüber, endlich wieder auftreten zu dürfen, denn kurz nachdem Sue Sheehan und sie im März die Premiere ihrer Konzertreihe "Zwei Stimmen. Ein Konzert" in Witzenhausen gegeben hatten, kam der Shutdown. "Wir haben nach der Premierenfeier erfahren, dass das wohl das letzte Konzert für lange Zeit war", erinnert sich Kuhr. Umso mehr freuen sich die Sängerinnen auf ihre "zweite Premiere" in Rottweil, wo Kuhr seit 20 Jahren lebt.

Die 56-Jährige macht schon Musik, seit sie denken kann. "Singen und sprechen war in unserer Familie quasi gleichzeitig da", sagt sie lachend. Früh erhielt sie Klavierunterricht, jedoch fühlte sie bald den Drang, sich aus dem Korsett des damals noch recht einseitigen Unterrichts – Improvisation war unerwünscht – zu befreien. Stattdessen schnappte sie sich die Wandergitarre des Vaters und übte exzessiv, bis sie sich das Spielen selbst beigebracht hatte.

Bald darauf schrieb sie die ersten Lieder, liebäugelte mit jiddischer Musik, trat in eine A-cappella-Gruppe ein, wurde Musiktherapeutin und lernte die Bühne lieben. Etliche Auszeichnungen später hat sie sieben CDs herausgebracht und hat sich als Liedermacherin einen Namen gemacht.

Zuhörer sollen Neues im Gewohnten entdecken

Für sie geht es bei Musik darum, Bilder in den Köpfen der Zuhörer entstehen zu lassen. "Wenn das Publikum bei meinen Liedern mich sieht, dann habe ich etwas falsch gemacht", sagt sie. Vielmehr sollen die Zuhörer über sich selbst nachdenken, die Musik mit Situationen in ihrem Leben verknüpfen und vielleicht auch Neues im Alltäglichen entdecken.

Kuhr betrachtet alles vom Standpunkt der Poesie aus. "Die Atmosphäre des Lieds muss von Anfang an stehen" – und mit ihr kommen die Emotionen.

Eine ganz andere Herangehensweise hat Sue Sheehan. Die US-Amerikanerin lebt seit 1988 in Deutschland. Ihre Musik ist von unzähligen Roadtrips mit ihrer Familie geprägt. Sie wirkte an mehreren Ensembles mit, die verschiedener wohl kaum sein könnten: von Mittelalter-Musik über Irish Folk bis zu Jazzswing. Des Weiteren spielt sie mehrere Instrumente: Trompete, Flügelhorn, Gitarren-Bouzouki und Bodhrán, eine irische Trommel.

"Sue ist expressiver. Sie schreibt ihre Texte direkter", weiß Kuhr, die an ihrer Kollegin besonders deren besondere Stimme schätzt. Diese könne im einen Moment samtigweich und im nächsten unglaublich stark sein.

"Uns beide verbindet die Suche nach dem richtigen Bild und Klang", sagt Kuhr. Auch Sheehan lässt mit ihrer Musik Landschaften und Situationen in den Köpfen der Zuhörer entstehen.

"Außerdem passen unsere Stimmen wahnsinnig gut zueinander." Das war Kuhr sofort klar, als sie mit Sheehan und einigen anderen Solistinnen im Januar 2019 bei Schriftsteller Manfred Hausin eingeladen war. "Sue bringt die Wärme in der hohen Stimmlage mit, ich in der tiefen. Zusammen wird’s sozusagen kuschelig", beschreibt Kuhr, wie gut die beiden Frauen musikalisch harmonieren.

Bei ihren Konzerten in Rottweil präsentieren sie eine Mischung aus ihren Programmen, aber auch neue Arrangements. Deutsche Liedpoesie wird ebenso zu hören sein wie amerikanische Singer-Songwriter-Titel, vorgetragen in zweistimmigen, teils jazzig, teils folkigen Arrangements.

Geprobt wurde teils persönlich, teils online – Sheehan wohnt im 600 Kilometer entfernten Coppenbrügge in Niedersachsen. Die Sängerinnen haben sich immer wieder Ideen und Liedschnipsel zugeschickt und gemeinsam etwas Einzigartiges geschaffen. Die Zuhörer dürfen gespannt auf diese musikalische Symbiose sein. Zudem haben sie die Zeit genutzt, um eine gemeinsame CD aufzunehmen. Sie erscheint im Oktober. Karten gibt es im Vorverkauf für 20 Euro (Erwachsene) und 17 Euro (Schüler) bei der Touristinfo, der Musikbox und der Buchhandlung Klein in Rottweil oder online unter www.trio-k.de. Name und Adresse oder Telefonnummer sollten zur Kontaktnachverfolgung im Corona-Fall auf die Tickets geschrieben werden. Diese werden bei der Veranstaltung eingesammelt.

Weitere Informationen: www.2stimmen1konzert.de