Der Ortseingang in Göllsdorf von Feckenhausen her kommend. Hier lassen es Auto- und Motorradfahrer gerne krachen. Foto: Otto

Wo ist Blitzer nötig? Viele Bürger melden sich. Feckenhauser und Tannstraße Spitzenreiter. Mit Kommentar

Rottweil - "Nachts hört man es manchmal zischen, so schnell rasen die hier durch" – eindringlich haben uns zahlreiche Leser am Telefon oder per Mail geschildert, wo ihrer Ansicht nach ein stationärer Blitzer im Stadtgebiet installiert werden müsste.

Weil die Stadt derzeit prüft, ob und wo weitere stationäre Blitzeranlagen möglich wären, haben wir vergangene Woche an dieser Stelle gefragt, wo die Bürger Handlungsbedarf sehen. Die große Resonanz auf unseren Aufruf zeigt, wie sehr das Thema die Menschen beschäftigt. Viele Leser griffen gleich am Morgen zum Hörer, um ihrem Unmut Luft zu machen. Und fast unisono beschweren sich geplagte Anwohner nicht nur über die Raser, sondern auch über die Tatsache, dass es kaum Geschwindigkeitskontrollen gebe.

Zwei Straßen stellen sich als absolute Problemstrecken heraus: Die Feckenhauser Straße in Göllsdorf und die Tannstraße in der Kernstadt – beide breit ausgebaut und für Schnellfahrer durch ihren geraden Verlauf verlockend – werden beide vielfach von Lesern genannt. Laut Anwohner Hartmut Wagner werden in der Feckenhauser Straße von den wenigsten Fahrern die vorgeschriebenen 50 Stundenkilometer eingehalten. Nachts hört er es auf der Rennstrecke vor seinem Haus zischen. Auch der 30er-Bereich vor der Schule, der wochentags gelte, interessiere viele nicht.

"Eine Geschwindigkeitsüberwachung fehlt hier total", sagt auch Anwohner Anton Kammerer. "Hier rasen die Autos mit 70, 80 km/h vorbei", sagt er. Und wer eine Weile vor seinem Haus steht, merkt schnell, dass das Ortsschild etwas weiter oben für etliche Fahrer keine Bedeutung zu haben scheint.

Verengungen zwecklos

Auf der breiten Straße donnern sie Richtung Ortsmitte, erst an der Messtafel mit dem blinkenden Smiley weiter unten wird gebremst. "Es wird massiv gerast. Fast jedes Auto und vor allem Motorräder drehen schon in der Ortschaft voll auf", schreibt Jürgen Bauer. Die mit Blumen bepflanzten Straßenverengungen bringen nach Ansicht der Anwohner nichts. "Die stellen eher noch eine Gefahr dar", meint Anton Kammerer. Ein Blitzer müsse her, nur der könne Abhilfe schaffen, ist er sich sicher. Acht weitere Anrufer sagen das selbe und betonen, dass dieses Problem seit Jahren bestehe.

Ein Anwohner gegenüber der Grundschule Göllsdorf fordert auch dort einen Blitzer. Tempo 30 habe keinerlei präventive Wirkung, mindestens 75 Prozent aller Fahrer würden zu schnell fahren. Dass bei einer Geschwindigkeitsmessung durch die Stadt nur 15 Prozent der Fahrer beanstandet wurden sei klar, schließlich werde das Messgerät so aufgebaut, dass es von aller Weite sichtbar sei.

Auch in der Tannstraße in der Kernstadt beobachten Anwohner die Raserei seit langem mit Sorge und plädieren für einen stationären Blitzer – speziell in Höhe des Kindergartens. "Hier wird immer wieder gerast, auch sehr gerne nachts", heißt es in einer Mail. Laut Anwohnerin Barbara Koch ist die Tannstraße seit Jahren Raserstrecke für Autos und Motorradfahrer und werde regelmäßig von Lkws als Abkürzungsstrecke zur Autobahn genutzt. "Haben Anwohner und Kindergartenkinder hier kein Recht auf Gefährdungs- und Lärmschutz", fragt sie. Es gilt Tempo 50, das kaum jemand einhalte. Tempo 30 würde den Verkehrslärm halbieren und in Kombination mit einem Blitzer und einer Verschlankung der Straße wieder für Sicherheit und Wohnqualität sorgen, sagt sie.

Zu schnell an Schulen

Gefahren durch Raser gibt es laut Jürgen Armleder auch in der Bismarckstraße. Trotz der angrenzenden Schulen und Tempo 30 werde viel zu schnell gefahren – Kontrollen gebe es so gut wie nie. Als geeignet für eine Geschwindigkeitsüberwachung – oder eine Tempo-30-Zone – nennen unsere Leser außerdem: die Oberndorfer Straße/Ecke Burkardstraße, die Klosterstraße, die untere Heerstraße und die Stadionstraße, die vor allem nachts zur Rennstrecke werde.

Inwieweit diese Standorte nun die Voraussetzungen erfüllen und bei der Prüfung durch Stadt Berücksichtigung finden, wird sich zeigen, wenn das Thema wieder im Gemeinderat auf dem Tisch liegt. Die geplagten Anwohner zumindest betonen, dass die Probleme zum Teil seit Jahren bestehen. Nun müsse endlich etwas geschehen.

Kommentar: Autobahn

Von Corinne Otto

Bürgerbeteiligung wird in Rottweil bekanntlich groß geschrieben. Das sollte nicht nur für große Projekte gelten, sondern kann auch in kleinem Rahmen hilfreich sein. Warum nicht die Bürger fragen, wo der Schuh drückt? In diesem Fall: wo gerast wird? Die Resonanz auf unseren Aufruf zeigt, dass das Thema vielen unter den Nägeln brennt. Vor allem zwei Straßen scheinen regelrechte Rennstrecken zu sein: die Tannstraße und die Feckenhauser Straße. Wer diese "Autobahnen" sieht, kann erahnen, was sich dort tempomäßig abspielt. Und Statistiken spiegeln nicht unbedingt die Realität wider. Wenn kaum Geschwindigkeitsverstöße erfasst werden, kann das auch heißen, dass es kaum Kontrollen gibt. Die Anwohner sind sich sicher: Die Situation ändert sich nur, wenn’s für die Autofahrer richtig teuer werden könnte. Allen schmeckt das freilich nicht, aber: Sicherheit geht vor.