Die beiden Zigarettenautomaten von "tobaccoland" flankieren den Weg etlicher Schüler. Foto: Schulz

Just da, wo viele Jugendliche sind, stehen zwei neue Automaten. Stadtverwaltung skeptisch. Mit Kommentar

Rottweil - Rauchen gefährdet die Gesundheit. Und dennoch lässt sich mit Tabakqualm gut Geld verdienen. In Rottweil seit Neuestem auch an zwei Orten, die regelmäßig von Schülern frequentiert werden. Das passt nicht allen. Auch nicht der Stadtverwaltung.

Eine Leserin hat sich in diesen Tagen an unsere Redaktion gewandt. Sie berichtet davon, dass in Rottweil, in der Bushaltestelle in der Königstraße vor dem Postgebäude und gleich um die Ecke in der Lorenz-Bock-Straße, zwei Zigarettenautomaten aufgestellt worden sind. "Diese waren vorhin nicht da", ist sie sich sicher. Ihr sind die beiden Automaten ein Dorn im Auge. Sie ärgert sich, das sie gerade an jenen Stellen aufgestellt worden sind, an denen in Schulzeiten Tag für Tag viele Schüler vorbeilaufen, auf dem Weg vom Schulcampus in die Innenstadt und an die Haltestelle. "Man sollte die Kinder und Jugendlichen nicht zum Rauchen verführen", sagt sie und appelliert an die Vorbildfunktion der Stadt.

Die offizielle Vertreterin, die Stadtverwaltung, sieht diese Entwicklung mindestens skeptisch. Tobias Hermann, Sprecher der Verwaltung, äußert auf Anfrage des Schwarzwälder Boten, Rauchen sei nicht unbedingt das, was die Stadtverwaltung fördern wolle. "Wir würden auf öffentlichem Raum keine Zigarettenautomaten genehmigen."

Genau das ist der entscheidende Punkt: Das Gelände ist kein städtisches, sondern ein privates. Und der Besitzer kann demnach (fast) machen, was er will.

Wem das Gelände, auf dem die Postbank-Filiale steht, gehört? Die Pressestelle der Post in Stuttgart weist darauf hin, dass der Konzern bereits vor zehn Jahren auf einen Schlag ein Immobilienpaket an einen weltweit tätigen Investor für rund eine Milliarde Euro verkauft habe. Rund 1300 Immobilien überwiegend in Deutschland gingen an den US-Investoren Lone Star. Die Dependance in Frankfurt war am Mittwoch leider nicht zu erreichen. Und was sagt die Firma "tobaccoland", die die Zigarettenautomaten aufgestellt hat und damit wirbt, den Jugendschutz an allen Automaten vollständig umzusetzen? Ein Mitarbeiter werde sich bezüglich unserer Anfrage voraussichtlich in der Kalenderwoche 25 mit uns in Verbindung setzen.

Kommentar: Weg damit

Von Armin Schulz

Das Zigarettengeschäft ist ein scheinheiliges. Beispiel Politik. Seit Jahren werden die Vorgaben zum Tabakwarenhandel strenger. Dabei verdient der Staat am Verkauf der Glimmstängel Milliarden Euro pro Jahr. Was ihn sicher daran hindert, noch restriktiver – im Sinne der Gesundheit seiner Bürger – durchzugreifen. Verdienen will auch die Firma tobaccoland, die deutschlandweit 100 000 Automaten betreibt, auch in Rottweil. Das Geschäft für den Automatenbetreiber ist umso einträglicher, je lukrativer die Standorte sind. Einen Zigarettenkasten an einer Bushaltestelle aufstellen zu können, erscheint als ein betriebswirtschaftlicher Volltreffer. Ein heuchlerisches Vorgehen, wenn tobaccoland einerseits erklärt, alles für den Jugendschutz zu tun, andererseits Jugendliche beim Warten auf den Schulbus zum Griff zur Zigarette verführt. Also: weg mit den Kippenkisten.