Platz für alle Stiefel – und für jedes Kind. Die Stadt Rottweil liegt mit ihrem Kindergartenangebot über der Nachfrage. Allerdings: Die Stiefel der Zepfenhaner Kinder werden künftig in Neukirch stehen. Foto: SB-Archiv

Ab September nur noch vier Kinder. Bus bringt die Kleinen nach Neukirch.

Rottweil - Glänzend steht Rottweil im Hinblick auf das Kindergartenangebot da. Einen dicken Wermutstropfen gab es aber dann doch im Kultur-, Sozial- und Verwaltungsausschuss am Mittwochabend: Der Kindergarten Zepfenhan muss geschlossen werden.

Der Grund dafür liegt außerhalb des städtischen Handlungsrahmens: Es sind schlichtweg zu wenig Kinder für das nächste Kindergartenjahr gemeldet. "Eine Gruppe mit vier Kindern macht keinen Sinn", so Bürgermeister Werner Guhl mit Blick auf die aktuellen Zahlen. Acht Kinder besuchen den Kindergarten derzeit, fünf kommen nach dem Sommer in die Schule, vier wären es insgesamt ab September. "Das bleibt stabil niedrig, ist also ein mehrjähriges Problem", so Guhl.

Deshalb habe auch der Zepfenhaner Ortschaftsrat am Montag einer Schließung zugestimmt – vorübergehend wohlgemerkt. Die Zepfenhaner Kinder sollen künftig mit einem reinen Schülerbusverkehr an ihrem alten Kindi abgeholt und direkt zum Kindergarten Neukirch gebracht werden. Das Beschäftigungsverhältnis der Mitarbeiterin in Zepfenhan sei aufgrund einer Mutterschaftsvertretung ohnehin befristet, die Anerkennungspraktikantin sei im Herbst fertig, informierte der Bürgermeister.

Dass die Stadt mit dieser Entwicklung so lange hinter dem Berg hielt, hängt laut Guhl mit Gesprächen über einen Betriebskindergarten in Neukirch zusammen. Diesbezüglich sei man jedoch noch nicht so weit. Auch Betriebskindergärten für den öffentlichen Bereich seien angedacht, kündigte Guhl an.

Im Ausschuss stieß die Zepfenhaner Schließung auf Verständnis. Eine so kleine Gruppe könne man nicht verantworten – "das tut auch den Kindern nicht gut", so Walter Stegmann (FWV). Insgesamt, betonte er, sei man in Rottweil was das Betreuungsangebot angehe "der Zeit weit voraus". Das strich auch Sibylle Schumacher (CDU) heraus. Die optimale Versorgung in Rottweil reiche bis in die Ferienbetreuung hinein.

Die von Fachbereichsleiter Bernd Pfaff vorlegten Zahlen beweisen dies: Zum Stand April dieses Jahres waren von den 887 zur Verfügung stehenden Kindergartenplätzen insgesamt 817 belegt. Der Bedarf im Bereich der Drei- bis Sechsjährigen geht bis Juli voraussichtlich auf rund 790 Plätze zurück, so dass allen Kindern ab dem 3. Lebensjahr ein Platz in "ihrem" Rottweiler Kindergarten angeboten werden kann. Positiv hob Pfaff die Angebotserweiterungen für die U3-Jährigen in den Kindergärten Arche Noah, Bühlingen und Bonaventura hervor.

Gerade im Bereich der Ein- bis Dreijährigen spielt Rottweil in der oberen Liga: Während der Gesetzgeber ab 2013 vorschreibt, dass für 35 Prozent der Kinder dieser Altersgruppe ein Betreuungsplatz vorgehalten werden muss, liegt Rottweil mit seinem Krippenangebot bei einer Betreuungsquote von über 50 Prozent.

Auch Heide Friederichs (FFR und PRoFI) nahm die Zahlen wohlwollend zur Kenntnis, mahnte aber, dass die Themen Gebührenfreiheit und soziale Staffelung die Stadt und die Gremien weiter beschäftigen müssten. Die normalerweise anstehende Gebührenerhöhung wurde laut Bürgermeister Guhl in der Kindergartenkommission vertagt. Man wolle abwarten, was dazu von der neuen Landesregierung kommt.