Der Rottweiler Maler und Bildhauer Siegfried Haas ist tot. Er starb am Freitag. Foto: SB-Archiv

Zum Tod von Siegfried Haas. Rottweiler Künstler gestorben. Bestattung ist am Mittwoch.

Kreis Rottweil - Seine Sprache war die der Kunst. In dieser konnte er seine Gedanken und Gefühle am besten verarbeiten. Die Kriegs- und Nachkriegserlebnisse haben ihn geprägt. Jetzt sprechen nur noch seine Werke für ihn: Siegfried Haas ist tot.

Es ist einer seiner letzten öffentlichen Auftritte. Im Oktober vergangenen Jahres ist Siegfried Haas Gast bei einer Autorenlesung von Bruni Adler im Alten Gymnasium in Rottweil. Es geht um die NS-Zeit. Adler lässt in ihrem Buch "Bevor es zu spät ist" Zeitzeugen von damals zu Wort kommen. Einer davon ist Haas. Doch nicht alles, woran er sich erinnert, kann er zur Sprache bringen. Das gelingt ihm indes durch die Kunst.

Siegfried Haas wird 1921 als erstes von fünf Kindern in Giengen an der Brenz geboren. Er wächst in Schramberg auf. Mit zwölf Jahren besucht er ein Internat des Franziskanerordens in Holland. So will er den Zwangsbeitritt zur Hitler-Jugend entgehen. Der Krieg und die Nachkriegswirren mit französischer Gefangenschaft hinterlassen Spuren. Die Autorin Adler berichtet von einem Bild, das sie in Haas’ Haus gesehen habe. Es stellt eine Folterszene dar, bei der ihr der Atem stockt. Darüber sprechen kann Haas nicht.

Bejahung des Lebens, trotz Schutz- und Hilflosigkeit

Was er denkt und wie er fühlt, drückt er mit Hilfe der Bildhauerei und Malerei aus. Eindrücklich sind beispielsweise die beiden Bronzeskulpturen, die er für die Gedenkstätte Eckerwald geschaffen hat. Das Mahnmal "Der Gefangene" von 1988 zeigt das Bild eines geschundenen Mannes, der gleichwohl seine Würde bewahrt. Das ist sein Thema: die Bejahung des Lebens, trotz der Schutz- und Hilflosigkeit, die die Menschen immer wieder überfällt. Wie er Kunst und Glauben miteinander verbindet, wird von der katholischen Kirche im vergangenen März gewürdigt.

"Kunst und Glaube würden beide einander anregen und sich gegenseitig beflügeln", sagt Bischof Gebhard Fürst, der im Namen von Papst Benedikt Haas die Würde eines Ritters vom Orden des Heiligen Papstes Silvester verleiht. Haas habe sich in seinem künstlerischen Werk dem Mensch in existenzieller Tiefe gewidmet, betont der Bischof.

Das Leben von Siegfried Haas endete am Freitagmorgen. Er starb, wie die Familie berichtet, friedlich um 10.10 Uhr im eigenen Zuhause in der Klippeneckstraße 13 in Rottweil. In wenigen Wochen wäre er 90 Jahre alt geworden. Seit zirka drei Wochen war er sehr geschwächt. Der größte Teil seiner großen Familie war in den vergangenen Tagen noch zu Besuch am Krankenbett: Berthold mit Sohn Lukas aus den USA, Rebekka aus Istanbul, Clemens aus Potsdam, Andreas aus Tübingen, Konrad aus Bamberg, Dominic aus Hannover sowie Sohn Frowin, der auch bis zuletzt sein Arzt war, aus Rottweil und Kunstmaler Willibrord aus Berlin. Neben einigen Enkeln waren auch Berndt Tauber und Freund Giuseppe Arena aus Sizilien sowie zahlreiche Freunde ans Sterbebett gereist.

Siegfried Haas arbeitete bis direkt drei Wochen vor seinem Tod an fünf verschiedenen Gemälden, von denen er drei vollenden konnte. Das letzte öffentliche Werk: "Wo zwei oder drei" steht im Innenhof des Kapuziners.

Die Bestattung wird am kommenden Mittwoch sein und beginnt gegen 13 Uhr mit einer Eucharistiefeier in der Auferstehung-Christi-Kirche.