Michaela Birkeneder richtete jahrelang das Rottweiler Volksfest aus. Jetzt macht es jemand anders. Foto: Bartler-Team

Bisheriger Betreiber, die Familie Birkeneder-Bürkle, fühlt sich hintergangen. Stadt hat andere Sichtweise.

Rottweil - In wenigen Tagen geht das neue Rottweiler Volksfest zu Ende. Neu, da die Schaustellerfamilie Ruoff das Fest erstmals ausgerichtet hat. Unabhängig von deren Bilanz gibt es einen bitteren Beigeschmack: Die bisherigen Ausrichter, die Familie Birkeneder-Bürkle, fühlt sich von der Stadt hintergangen.

Den Brief erhält Michaela Birkeneder-Bürkle im Oktober vergangenen Jahres. Darin teilt ihr der Rottweiler Oberbürgermeister (OB) Ralf Broß mit, das Rottweiler Volksfest 2014 an ein anderes Unternehmen zu vergeben. Es sei wichtig, "insbesondere für uns als Stadt, innovativ zu bleiben und Neuerungen zu ermöglichen", so Broß.

Michaela Birkeneder sagt im Gespräch mit uns, sie fühle sich von der Stadt hintergangen. Davon, dass ein anderer das Volksfest ausrichten solle, habe sie auf dem Cannstatter Wasen im Oktober vergangenen Jahres von anderen Schaustellern, also von dritter Seite, erfahren. Ein Tag später erst kam der Brief vom OB.

Sie fühle sich deshalb wie vor den Kopf gestoßen, da sie von einer mündlichen Zusage der Stadt ausgegangen sei. Diese Zusage habe ihr die zuständige Mitarbeiterin der Verwaltung, Eva Schumacher, noch im September gegeben. Das sei ein verbindlicher Vertragsabschluss, sagt sie. Darauf habe sie auch den OB hingewiesen. Sie habe um ein klärendes Gespräch gebeten, einen Termin jedoch nie erhalten.

Michaela Birkeneder-Bürkles Familie hat das Rottweiler Volksfest aus der Taufe gehoben. Das sei vor 63 Jahren gewesen, so die Enkeltochter des damaligen Begründers. 17 Jahre lang habe sie selbst das Fest ausgerichtet. Sie wittert eine Verschwörung, vermutet in dem Dienstantritt des neuen Kulturamtsleiters Marco Schaffert einen Grund. Dieser könnte aus seiner Zeit als Kulturverantwortlicher in Tuttlingen die Schaustellerfamilie Ruoff kennen und sie deshalb engagiert haben. Rechtliche Schritte – sie habe auch einen Verdienstausfall zu beklagen – habe sie jedoch nicht erwogen. Rottweil sei ihr zu sehr ans Herz gewachsen. Die Stadt sei ihr ein Stück Heimat geworden, sagt Michaela Birkeneder-Bürkle, die in Mössingen wohnt. Auf Nachfrage sagt der neue Kulturchef, ausschlaggebend für die Neuvergabe seien zum einen rückläufige Besucherzahlen, zum anderen die Attraktivität der Veranstaltung gewesen. Bei jeder Veranstaltung sei es grundsätzlich notwendig, Konzepte zu erneuern, um konkurrenzfähig zu bleiben. "Dies ist beim Volksfest durch den ehemaligen Generalunternehmer leider länger nicht mehr geschehen." Zudem seien diverse Schäden in der Außentoilette der Stadthalle oder an Fenstern der Stadthalle wiederholt zu beklagen gewesen.

Auf die mangelnde Attraktivität und die Schäden sei der Generalpächter hingewiesen worden. Es seien jedoch keine Verbesserungsvorschläge gemacht oder Verbesserungen herbeigeführt worden.

Neu in diesem Jahr: eine bessere Bewerbung, ein extra Toilettenwagen, Security auf dem Festplatz, Einbindung von Musikvereinen, ein Tag für Menschen mit Behinderungen und ein neuer Termin, so dass das Volksfest nicht mehr mit dem Ferienzauber am Wasserturm kollidiert.

Einen neuen Termin hatte die bisherige Betreiberin, Birkeneder-Bürkle, auch vorgeschlagen. Das Fest hätte im Juli stattfinden sollen. Ansonsten habe es keine Hinweise darauf gegeben, dass irgendjemand unzufrieden gewesen sei, sagt sie. Es sei immer alles wunderbar gewesen, es habe keine Probleme gegeben. Nun denn: Das Volksfest soll jährlich vergeben werden. Vielleicht ergibt sich dann eine neue Chance. Für die Vergabe zuständig ist indes nicht der Gemeinderat, sondern die Verwaltung.