Jean-Philippe Devise genießt bei seiner Lesung den Dialog mit den Schülern. Foto: Schule Foto: Schwarzwälder-Bote

Schule: Autor Jean-Philippe Devise ist im Rahmen einer bilingualen Lesung zu Gast am Droste-Hülshoff-Gymnasium

"Un détour et autres histoires" ("Ein Umweg und andere Geschichten"): Unter diesem Titel veröffentlichte der französische Schriftsteller Jean-Philippe Devise sechs Kurzgeschichten. Diese stellte er am Droste-Hülshoff-Gymnasium (DHG) vor.

Rottweil. "Das war cool", sagte Jean-Philippe Devise zum Abschluss seiner Lesung im Festsaal der Gymnasien. Mit kräftigem Applaus gaben ihm die Schüler zu verstehen, dass ihr Fazit ebenso ausfiel. Denn für sie bot die Veranstaltung Gelegenheit, hautnah mit deutsch-französischer Literatur in Kontakt zu kommen.

Sichtlich genoss der Autor den Dialog mit den Schülern der Kursstufe des DHG und des Albertus-Magnus-Gymnasiums, die ihm Fragen kompetent in seiner Muttersprache beantworteten . Zuvor schnitt Devise bereits zwei Lesungen auf das Niveau der jüngeren Französisch-Schüler zu.

In einer Fragerunde seitens der Schüler konnten diese dem Schriftsteller die eine oder andere Hintergrundinformation zu seinem Schaffen und seiner Biografie entlocken. Was seine Motivation für das Verfassen von Texten angeht, so könne man bei den Damen ganz gut punkten, wenn man sagt, dass man Geschichten schreibt, meint er schmunzelnd. Doch schon als Kind habe er geschrieben.

Im Alter von etwa zehn Jahren stellte er fest, dass Erwachsene oft das Gegenteil von dem sagen, was sie meinen. Diesem Umstand und anderen Alltags-Begebenheiten sei er in seinen Texten nachgegangen.

So auch in der Kurzgeschichte "Un détour" ("Ein Umweg"). Sie wird aus der Sicht eines Taxifahrers in Paris erzählt, der zu später Stunde ein Pärchen chauffiert. Nach einem Streit zwischen dem Paar steigt der Mann aus, sie bleibt allein auf dem Rücksitz zurück. Schließlich fährt er mit der Frau in die Provence und erfüllt ihr einen Wunsch, den sie ihrem Partner gegenüber stets vergeblich geäußert hat. Wie es dann zwischen den Protagonisten weiter geht, lässt Devise offen.

Er nutzt diese und andere Leerstellen, um mit den Schülern ins Gespräch zu kommen. Geschickt bezieht er seine Zuhörer mit ein, geht durch die Reihen und bringt das Publikum dazu, sich in seine Figuren und Handlungsabläufe hineinzudenken – und sich, so oft es geht, auf Französisch zu äußern. Die zunächst auf Deutsch gelesene Kurzgeschichte trägt er noch einmal in seiner Muttersprache vor, lässt die Schüler Teile davon übersetzen und zeigt sich "vachement impressionné" (schwer beeindruckt) von den Fähigkeiten seiner Zuhörer, selbst schwierige Passagen zu verstehen.

"Was, nur noch fünf Minuten?" Am Ende ist Devise über die Kurzweiligkeit seines Programms erstaunt und hätte gern noch mehr Einblicke in sein Werk geboten. Sein Anspruch sei es, so Devise, keine Geschichten zu schreiben, bei denen man sich langweilen könnte. Bei seiner Lesung für das DHG, die Lehrerin Antje Stach federführend organisierte, ist er diesem Anspruch gerecht geworden.