Frühestens ab Oktober sollen Häuslebauer auf der Spitalhöhe beginnen können. Foto: Otto

Bauplatzvergabe wird Punkt-an-Punkt-Rennen. Kommission entscheidet am 2. Mai. Mit Kommentar

Rottweil - Wer auf der Rottweiler Spitalhöhe bauen will, braucht gute Nerven: Nach zum Teil jahrelangem Warten auf die angekündigte Erschließung unterm Wasserturm müssen Bewerber nun hoffen, dass sie genug Punkte für ihren Wunschbauplatz sammeln können. Das Verfahren läuft: Die Vergabekommission, die am Mittwoch im Gemeinderat gegründet wurde, entscheidet am 2. Mai über wohl und Wehe von rund 170 Bewerbern.

Genau 98 Bauplätze werden im ersten Abschnitt an Bauwillige vergeben, drei Plätze sind bereits für sozialen Wohnungsbau reserviert und auf einem weiteren Grundstück wird der neue Kindergarten entstehen.

Von den ursprünglich 340 Interessenten auf der Warteliste haben 200 zur Stange gehalten und einen Fragebogen zugesandt bekommen, der sie auf Herz und Nieren prüft. Für jede Antwort gibt es Punkte, die dann verschieden gewichtet werden. Ist der Wohnort oder der Arbeitgeber in Rottweil? Wie ist der Familienstand? Gibt es einen "besonderen Bezug" zu Rottweil? Wie viel Kinder sind in der Familie? Letztere Frage wird gleich dreifach gewichtet. Schlecht für jene Paare, die eigentlich erst ein Haus mit genügend Platz bauen wollen, bevor sie Kinder bekommen. Ein besonderer Bezug zu Rottweil liegt vor, wenn beispielsweise ein Arzt eine Praxis übernehmen und deshalb in Rottweil bauen möchte – in Zeiten des Ärztemangels gibt’s dafür Extra-Punkte.

Wie Peter Hauser von der Stadtbau Rottweil informiert, sind bereits 120 Fragebögen zurückgekommen, mit weiteren 50 rechnet er in den nächsten Tagen. "Manche Bewerber schreiben ganze Romane, das ganze Verfahren ist wirklich sehr aufwendig", erklärt er auf Nachfrage.

Man wolle die Vergabe so gerecht wie möglich gestalten, trotzdem seien Probleme bei der Gewichtung jetzt schon erkennbar: So gebe es für manche Bauplätze acht Bewerber, was bedeutet, dass man womöglich trotz guter Punktzahl nicht zum Zug kommt, während es für andere Plätze nur einen Bewerber gibt, der sich dann – trotz weniger Punkte – freuen kann, den Zuschlag zu erhalten. Hier wolle man im Einzelfall nochmals Rücksprache halten, ob sich Bewerber vielleicht noch für einen weniger begehrter Platz entscheiden wollen.

Am 2. Mai fallen die Entscheidungen: Dann tagt die Vergabekommission, bestehend aus Mitgliedern des Gemeinderats. Je zwei Vertreter kommen aus den Reihen von CDU und Freien Wählern, je ein Vertreter von SPD, Grünen, FFR und FDP.

Derzeit prüft die Verwaltung außerdem einen Antrag der CDU, den zweiten Abschnitt West mit 49 weiteren Plätzen gleich mit zu erschließen. Hier können dann jene nochmal Hoffnung schöpfen, die im ersten Abschnitt durchgefallen sind. Für jene Bewerber, die schon seit 2015/16 auf einen Bauplatz warten, gibt’s übrigens einen Extra-Punkt.

Kommentar: Beschämend

Von Corinne Otto

Normalerweise erschließt eine Kommune ein Baugebiet, um auch für kommende Jahre gewappnet zu sein: Wer vor Ort bauen will, soll bauen können. Und zwar zeitnah. Anders in Rottweil. Hier ist das neue Baugebiet schon rappelvoll, bevor überhaupt die erste Baugrube ausgehoben ist. Die jahrelangen Verzögerungen haben für einen enormen Bewerberstau gesorgt – und für viel Frustration bei potenziellen Häuslebauern. Dass jetzt womöglich nur ein fehlender Punkt in der Bewertungsskala ganze Familienträume platzen lassen kann, ist beschämend. Rottweil, die »familienfreundliche Stadt«, kann Bauwilligen derzeit keine realistische Perspektive bieten. Daran wird auch der zweite Bauabschnitt auf der Spitalhöhe nichts ändern. Jetzt auf Baulücken zu setzen, die irgendwo brachliegen, ist zu klein gedacht. Ein großer, neuer Plan muss her, sonst sind die jungen Familien weg. In Zimmern zum Beispiel.