Der Lärm an Wochenenden oder Feiertagen stört einen anonymen Briefeschreiber, der sich mit seiner Beschwerde an Stadtbrandmeister Frank Müller gewandt hat. Foto: Nädele

Anonymer Briefeschreiber ärgert sich über sonntäglichen Lärm. Stadtbrandmeister Müller hat für derlei Kritik kein Verständnis.

Rottweil - Wird an der neuen Rottweiler Feuerwache zu laut geübt? Der Verfasser eines anonymen und an Stadtbrandmeister Frank Müller gerichteten Beschwerdebriefs meint – ja. Die Anwohner lasse das lautstarke Treiben sonntagmorgens aus dem Bett aufschrecken. Ausschlafen? Fehlanzeige.

"Seit einigen Sonntagen und nun auch an Feiertagen meinen Ortsteilwehren an der neuen Feuerwache üben zu müssen. In den der Feuerwache zugewandten Straßen ist ein sonntägliches Ausschlafen, Frühstücken auf Balkon oder Terrasse beziehungsweise Entspannen an der frischen Luft nicht mehr möglich", heißt es in dem anonymen Brief, der seit Freitag auf dem Tisch von Stadtbrandmeister Frank Müller liegt. Eine gemischte Gruppe von Feuerwehren aus Wilflingen, Wellendingen, Dunningen und Rottweil hatte zuletzt an einem Sonntagmorgen für das Leistungsabzeichen auf dem Gelände der neuen Feuerwache geübt, erklärt Müller auf Nachfrage. "Dafür ist es ja da." Allerdings seien diese erst um 9 Uhr in Wilflingen losgefahren. Vor 9.30 Uhr habe die Übung also gar nicht begonnen.

Der Briefschreiber indes spricht von "lautstarkem Treiben" ab 8.30 Uhr. Ab 9 Uhr habe das Motorengeräusch durch im Stand laufende Feuerwehrfahrzeuge vor der Wache gestört. Er hält diesen Umstand für "Umweltverschmutzung, Lärmbelästigung und jedem normal denkenden Menschen unnötig". Der Verfasser poltert außerdem: "Dies ist eine maßlose Steuergeldverschwendung und sollte von Ihnen und der Stadtkasse überwacht und reglementiert werden." Den Anwohnern sei bewusst, dass eine Feuerwehr üben müsse, doch gebe es hierfür geeignetere Lokalitäten als vor einem Wohngebiet.

Übungshof und Turm wurden für Übungen konzipiert

Stadtbrandmeister Müller hat für derlei Kritik kein Verständnis. "Wir haben eine Freiwillige Feuerwehr und keine Berufsfeuerwehr", betont er. Die Kameraden gingen unter der Woche ihrer Arbeit nach und hätten für außerordentliche Übungen, wie sie eben in Vorbereitung für das Leistungsabzeichen notwendig seien, keine Möglichkeiten außer am Wochenende. Der Übungshof mit seinem Turm sei extra hierfür konzipiert und gebaut worden. Dort übten unter der Woche die Jugendfeuerwehr und die Aktiven. Bis 21.30 Uhr seien die Übungen beendet, so sei auch die Nachtruhe der Anlieger gewahrt. "Früher mussten wir auf dem Gelände der BDT extra ein Gerüst aufbauen, um das Anleitern zu üben", erläutert Müller.

Was den laufenden Motor anbelangt, erklärt er: "Der Motor muss laufen, damit die Wasserpumpe läuft." Auch das sei bei den Übungen fürs Leistungsabzeichen notwendig, weil laut Prüfungsordnung zu einer bestimmten Zeit ein bestimmter Bereich mit Wasser benetzt sein müsse. Ebenso erforderlich seien die Befehle, die der Gruppenführer bei den Übungen über den Hof ruft. Auch dies würde in der Prüfung so verlangt.

Anwohner müssen sich mit dem Betrieb arrangieren

Das hätte Müller dem anonymen Briefeschreiber im Übrigen auch gerne selbst erklärt. Aber so lande der Brief eben in "Ablage P" – sprich dem Papierkorb.

Kann man diesen – wenn auch nur phasenweise verstärkten – Übungsbetrieb den Anwohnern zumuten? Ein Lärmschutzgutachten hatte in der Planungsphase der Feuerwache zwar eine überdachte Tiefgarage vorgeschlagen, damit die Anwohner von zugeschlagenen Türen sowie vom An- und Abfahrtslärm der Autos der Feuerwehrleute nicht gestört werden. Von möglichem Übungslärm war nicht die Rede. "Das Üben auf dem Hof oder das Ausrücken sind Dinge, die zumutbar sind", sagt Müller. Und da sei es egal, welche Wochentag ist.