Veranstaltungsserie: Interreligiöses Mahl zum Abschluss der Reihe Religionen / Gute Resonanz
Rottweil. Es duftet köstlich nach orientalischen Gewürzen, frischem Brot und Kuchen. An den Tischen im Refektorium des Kapuziners sitzen viele Menschen und unterhalten sich angeregt. Manche tragen Kopftuch, andere eine Kippa. Die Tische sind reichlich gedeckt mit allerlei köstlichen Speisen.
Die evangelische Pfarrerin Esther Kuhn-Lutz und Frido Ruf von der katholischen Erwachsenenbildung sind begeistert. Zum Abschuss der Rottweiler Reihe Religionen gab es ein interreligiöses Mahl. Christen, Juden und Muslime trafen sich, um gemeinsam zu speisen. Und die Resonanz war groß. Nachdem in den vergangenen Wochen Besuche in Synagoge und Moschee auf dem Programm standen, saßen nun drei Religionen an einem Tisch und diskutierten über die Bedeutung des Essens.
Die Gäste genossen die Speisen, die typisch für die drei Religionen sind, denn das Essen spielt in jeder Religion eine große Rolle. Rabbi Levi Yitzchak Hefer von der jüdischen Gemeinde eröffnete den Abend. Das Judentum ist mit mehr als 3000 Jahren die älteste der drei vertretenen Religionen. Bei den Juden spielt das Essen im Alltag eine große Rolle. "Das Essen steht im Mittelpunkt der jüdischen Familien", betonte der Rabbiner. Das gemeinsame Mahl bringe die Menschen zusammen. "Was wir essen, das sind wir", so Hefer. Deswegen seien im Judentum auch nur bestimmte Speisen erlaubt.
Hefer stellte die unterschiedlichen Gerichte vor, die es zu den verschiedenen Festen gibt. Im Anschluss durften die Gäste, die die Ausführungen gespannt verfolgten, probieren. Zum Essen erklangen jüdische Lieder.
Im Laufe des Abends ergaben sich angeregte Tischgespräche. Frido Ruf begrüßte dies sehr. "Es ist spürbar, wie das Essen die Leute verbindet und miteinander ins Gespräch bringt", freute er sich. Esther Kuhn-Luz wertete dies als "wichtiges Friedenszeichen".
Kuhn-Luz stellte die Speisen der Christen vor. "Was wir als christliche Speisen finden, ist im Vergleich zu den anderen sehr karg", so die Pfarrerin, die Brot und Trauben mitgebracht hatte. "Im Christentum geht es nicht darum, was wir essen, sondern vielmehr um die Worte, die wir sprechen", so Kuhn-Luz. Essen verbinde. Das könne man an diesem Abend eindrucksvoll feststellen.
Mustafa Keskinsoy von der DITIB Türkisch-Islamischen Gemeinde Rottweil, stellte drei Speisen vor und hob dabei besonders die Bedeutung der Dattel hervor. Die Dattelpalme habe im Koran eine besondere Bedeutung. Als Maria auf dem Weg von Nazareth nach Betlehem war, soll sich eine Dattelpalme zu ihr heruntergebeugt haben, so dass Maria sich an den Früchten stärken konnte. Auch Süßspeisen hätten bei den Muslimen eine besondere Bedeutung. Wenn jemand gestorben sei, würden in den Trauerhäusern Süßspeisen gereicht, so dass man im Schmerz des Todes die Hoffnung auf das Paradies nicht verliere. Im Anschluss wurden die Speisen verkostet. Die Gäste genossen den Abend sichtlich und auch die Veranstalter waren mehr als zufrieden.