Fotos: Cools / Montage: Kleinau Foto: Schwarzwälder Bote

"All das Schöne" zeigt, wie nah Melancholie und Lebensfreude beieinander liegen

Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt – bei der Premiere von "All das Schöne" am Freitag im Zimmertheater durchlebten die Zuschauer eine Gefühlsachterbahn. Die Geschichte über Depression und Trauer wird zur urkomischen Hommage an die Lebensfreude.

Rottweil. Was macht im Leben glücklich? Die Liebe? Es ist viel mehr als das und verbirgt sich hinter scheinbar gewöhnlichen Situationen im Alltag. Es sind Dinge, die man auf den ersten Blick gar nicht unbedingt registriert, die aber ein Gefühl von Freude auslösen. Der Geruch von Speck, vom Fliegen zu träumen und die Farbe Gelb sind nur einige der eine Million Dinge, die eine junge Frau im Laufe ihres Lebens angesammelt hat – ursprünglich, um der in der Depression steckenden Mutter zu zeigen, was für schöne Dinge das Leben bereit hält, später, um sich selbst davon zu überzeugen, wie wunderbar das Leben doch sein kann.

Doch die Krankheit ist stark, der Abgrund tief, die Enttäuschung an vielen Stellen so groß. Es fühlt sich an wie eine Falltür, die sich öffnet, wie etwas Schlimmes, das der Körper spürt, lange bevor der Verstand es erfasst hat. Und dann gibt es da noch diese Tage, an denen man vollkommen daneben ist.

Bei der Premiere von "All das Schöne" im Rottweiler Zimmertheater durchlebten die Zuschauer alle diese Momente mit Schauspielerin Stefanie Smailes, die in diesem Einpersonenstück weder Requisiten noch knallharte Action braucht, sondern den Raum mit den Gedanken und Emotionen der Protagonistin füllt.

Stefanie Smailes fiel es nicht schwer, die Aufmerksamkeit das ganze Stück über hoch zu halten. Die Zuschauer hingen wie gebannt an ihren Lippen – und das nicht nur, weil der eine oder andere urplötzlich ins Stück eingebunden wurde und eine Rolle im Leben der Protagonistin einnahm. Es wirkte, als sei Smailes die beste Freundin, die von ihren Sorgen und Nöten mit einer selbstmordgefährdeten Mutter spricht, aber auch von den wundervollen Dingen, die ihr in der Kindheit, Jugend und im Erwachsenenalter widerfahren: von einem älteren Ehepaar, das ihr Schokolade schenkt, während sie im Krankenhaus darauf wartet, die Mutter sehen zu können, bis zu einem Abend, an dem sie mit ihren Eltern und der Liebe ihres Lebens nach ein paar Flaschen Wein Lieder singt. Ohne Dunkelheit kann es die Helligkeit nicht geben.

Die Zuschauer durchleben eine Achterbahn der Gefühle. Im einen Moment ist es mucksmäuschenstill, als die Protagonistin von der Mutter erzählt, im nächsten muss man herzlich lachen, auch, weil man sich in den Punkten auf der Liste mit all den schönen Dingen selbst wiedererkennt. Und im Laufe des Stücks, das aus der Feder von Duncan Macmillan stammt, wird einem klar, dass Glück nicht die eine große Sache, sondern viele kleine Dinge ist. Und dazu gehörte auch dieser Abend im Zimmertheater, der die Zuschauer nachdenklich, aber auch ermutigt zurückließ, sich das Schöne vor allem in dunklen Momenten vor Augen zu führen.  Die letzten Vorstellungen von "All das Schöne" unter der Regie von Peter Raffalt finden am Freitag, 31. Januar, am Samstag, 1. Februar, und am Sonntag, 2. Februar, jeweils ab 20 Uhr statt. Ticketreservierung sind per E-Mail an info@zimmertheater-rottweil.de möglich.