Wie war das gleich noch mal? Man könnte doch tatsächlich den Eindruck haben, Wolfgang Dietrich (Zweiter von links) erklärt Union-Fraktionschef Volker Kauder noch einmal, wie das mit Kaderplanung und Jugendarbeit beim VfB jetzt genau gehandhabt wird. Vielleicht ging es aber auch um ein ganz anderes Thema. Der Linksaußen: Stefan Teufel (stellvertretender CDU-Fraktionschef im Landtag), der Rechtsaußen: der Rottweiler Oberbürgermeister Ralf Broß. Foto: Graner Foto: Schwarzwälder Bote

CDU: Neujahrsempfang in der Stadthalle in Rottweil mit VfB-Präsident / Torwandschießen als krönender Abschluss

Was sich die Politik vom Fußball abgucken kann? Es kommt auf eine Kaderplanung, auf Jugendarbeit, auf die Rückbesinnung auf traditionelle Werte an. Und aufs Geld. Das war die Botschaft beim Neujahrsempfang der CDU im Kreis. Zu Gast: VfB-Präsident Wolfgang Dietrich.

Kreis Rottweil. Den Coup mit Mario Gomez dürfte auch mitbekommen haben, wer sich nicht zum Kreis der eingefleischten VfB-Fans zählt. Die Rückkehr des Stürmerstars an den Wasen wird in Verein und Fanszene immer noch gefeiert. Aber um über Gomez zu sprechen, dafür kommt VfB-Präsident Dietrich am Freitagabend nicht nach Rottweil zum traditionellen Neujahrsempfang des CDU-Kreisverbands. Zumindest nicht nur. Dietrichs Thema lautet: "Sport. Integration. Erfolg. Was unsere Gesellschaft zusammenhält."

Was die CDU im Kreis mit Stefan Teufel an der Spitze dazu bewogen haben mag, Dietrich einzuladen? Nun, der VfB-Präsident gilt als Macher und Antreiber, so Teufel in der Ankündigung des Abends. Nicht nur im Fußball. Auch als Projektsprecher von Stuttgart 21 zeigte der Unternehmer Profil. Schnelle Auffassungsgabe, klar in der Analyse, deutlich in der Aussage. Das ist Dietrich auch als Präsident des Fußball-Erstligisten. So einen könnte man in der Politik gut gebrauchen, mag sich vielleicht der eine oder andere in der Stadthalle gedacht haben. Möglicherweise auch Volker Kauder, der Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag. Denn das mit dem Machen ist in Berlin gerade so eine Sache. Die Parteien tun sich sichtlich schwer, eine neue Regierung auf die Beine zu stellen. Und das seit Monaten. Jetzt soll es zu einer Neuauflage der Großen Koalition kommen. Am Sonntag wissen wir mehr.

Beim Fußball geht es zügiger zu. Zumindest beim VfB, jetzt, da Macher Dietrich das Ruder übernommen hat. Davor, so der Präsident, habe sich der Verein jahrelang in einer Abwärtsspirale befunden. Mit dem Abstieg als Endpunkt. Also: Was läuft jetzt anders, was läuft besser?

Beim Verein für Bewegungsspiele, so die offizielle Bezeichnung des Vereins, der 1893 gegründet wurde, denken sie in Erfolgsmustern. Die Stichworte des Konzepts sind: eine nachhaltige Jugendarbeit, eine vorausschauende Kaderplanung, die Balance zwischen Tradition und Moderne und das Bemühen um finanziellen Spielraum.

Ein Konzept, das nicht nur im Fußball erfolgsversprechend ist, sondern große wie verunsicherte Parteien, wie es CDU oder SPD zurzeit sind, wieder auf Vordermann bringen kann. Das sagt Dietrich freilich nicht. Wer ihm aber genau zuhört, kann sie erkennen, die Blaupause, die dazu dienen könnte, auch der Politik, sei es auf Bundes- oder Landesebene, auf die Sprünge zu helfen. Quasi der Meister-Fahrplan für Wahlerfolge und gute Politik.

Zum Erfolgskonzept beim VfB gehört auch, dass sie Kontakt zu Spielern und deren Umfeld suchen, die früher in Diensten des VfB standen, heute jedoch für andere Clubs die Stiefel schnüren. Gomez haben sie zurückgeholt. Bei Sebastian Rudy oder Joshua Kimmich (beide beim FC Bayern unter Vertrag) wird dies nicht (so schnell) gelingen. Aber deren Väter wollen sich beim VfB einbringen.

"Sport. Integration. Erfolg. Was unsere Gesellschaft zusammenhält." Eine Rede wie für die Politik gemacht. Einen besseren, einen passenderen Redner hätte der CDU-Kreisverband, hätte Kreischef Stefan Teufel, nicht nach Rottweil holen können.