Mit ihrer spektakulären und lebensmüden Kletteraktion am neuen Aufzugturm in Rottweil sorgen zwei Jugendliche derzeit für Aufsehen. Der Verdacht liegt nahe, dass sie zur Doppelstadt einen besonderen Bezug haben. Foto: Youtube

Jugendliche machen mit gefährlicher Aktion am Test-Turm in Rottweil auf sich aufmerksam. Maskierte haben auch schon VS-Dächer erobert.

Rottweil/Villingen-Schwenningen - Mit ihrer spektakulären und lebensmüden Kletteraktion am neuen Aufzugtestturm in Rottweil sorgen zwei Jugendliche derzeit für Aufsehen. Der Verdacht liegt nahe, dass sie einen besonderen Bezug zu Villingen-Schwenningen haben.

Ohne Sicherung hangeln sich die beiden maskierten Jugendlichen in 256 Metern Höhe an dem Baukran entlang – und filmen sich dabei. Beim Anblick des auf der Internetplattform Youtube hochgeladenen Videos vom verbotenen Klettern am Thyssen-Krupp-Turm auf dem Berner Feld stockt einem der Atem (wir berichteten).

Es ist ein gefährlicher, ursprünglich aus den USA und Russland stammender Trend, der sich "Roofing" nennt. Das Ziel dabei: möglichst hohe Gebäude ohne jede Sicherung erklimmen und sich dabei filmen – oft unter Lebensgefahr. Die halsbrecherische Aktion der "Grave Yard Kidz" (so nennen sich die augenscheinlich jungen Kletterer) ist aber nur eine von vielen. Auch in Villingen-Schwenningen waren sie bereits vor Wochen aktiv, das beweisen sowohl Bilder als auch Videos, die die beiden hochgeladen haben. Zwar finden sich hier nicht gar so hohe Gebäude, aber die Aktionen sind nicht minder gefährlich und illegal.

Dabei widmeten sie ein ganzes Video dem Schwenninger Stadtbezirk. Vor allem die Aufnahmen von einem Sendeturm am Schwenninger Wildpark sind nichts für schwache Nerven. Am höchsten Punkt posieren sie bei einem atemberaubenden Ausblick ungesichert und zum Teil freihändig für ihre Mini-Kamera. Weitere Aufnahmen entstehen auf dem Dach des leer stehenden Krankenhauses, dem City-Rondell, aber auch auf dem "Rössle" sowie dem dortigen Kino. Selbst Dächer von Mehrfamilienhäusern, beispielsweise in der Beethovenstraße, werden mit Leichtigkeit erobert.

Nächtlicher Blick vom Dach der "Blueboxx"

Auf der Bilderplattform Instagram ist hingegen der Villinger Stadtteil besonders vertreten. Egal ob beim nächtlichen Ausblick vom Dach der "Blueboxx", dem Kino, in Richtung der Innenstadt oder beim mittlerweile abgerissenen Hauptgebäude des alten Villinger Krankenhauses: Locker posieren sie dort in schwindelerregender Höhe. Ein weiteres Bild zeigt einen von ihnen – bei Tageslicht – im Mai dieses Jahres auf der Gaskugel an der Bundesstraße.

Die Masse der Bilder aus VS lassen dabei die Vermutung eines besonderen Bezuges der "Grave Yard Kidz" zur Doppelstadt zu. Denn ältere Aufnahmen zeigen jeweils einen von ihnen offenbar auf dem Dach der Heilig-Kreuz-Kirche am Bickeberg, Silvester posieren sie mit erhobenen Mittelfingern auf dem Dach des Aussichtsturms am Hubenloch, dort sind sie auch mindestens ein weiteres Mal zu Gange, wie auf Instagram zu sehen ist. Unter ihrem Namen haben sie beispielsweise auch ein Bild von der ersten Pegida-Demo auf dem Villinger Münsterplatz veröffentlicht – vom Block der Antifa aus: "Ich interessiere mich nicht für Politik, aber ich hasse Nazis und Polizisten."

Eben diese Polizei hat nun Ermittlungen wegen Hausfriedensbruchs aufgenommen – allerdings bislang nur Bezug nehmend auf die Aktion in Rottweil, nachdem die Baufirma des Aufzugtestturms Strafanzeige gestellt hat.

Jetzt werde man sich auch mit den Kollegen im Schwarzwald-Baar-Kreis kurzschließen, um Erkenntnisse über die Kletterer zu gewinnen, erklärt Polizeisprecher Michael Aschenbrenner gestern auf Nachfrage. Auf den zahlreichen Bildern der "Grave Yard Kidz" sei die Augenpartie gut zu erkennen, teilweise sind die blonden Haare eines Kletterers zu sehen.

Polizei: "Das sind ja keine Kriminellen"

Aschenbrenner macht allerdings auch klar, dass man den Vorfall in die richtige Relation setzen müsse: "Es ist nicht so, dass die Polizei hier mit zehn Mann ermittelt." Es handle sich um den Straftatbestand des Hausfriedensbruchs, das werde natürlich ernst genommen. "Aber wir haben es hier nicht mit Kriminellen zu tun."

Auch wenn die Kletterer mit Konsequenzen rechnen müssten, stehe nicht unbedingt die Bestrafung im Vordergrund. Man sei vor allem bemüht, auf die Gefährlichkeit der Aktionen hinzuweisen und hoffe, dass es keine Nachahmer gibt. Für jene haben die zwei jugendlichen Kletterer immerhin im Internet einen guten Rat: "Lasst es bleiben, wenn euch euer Leben lieb ist, ist der einzige Tipp."

Hier ist das waghalsige Video:

Instagram-Bilder von einer Kletteraktion in Villingen: