Auto- und Radfahrer müssen in der Rottweiler Innenstadt miteinander klar kommen. Die Streifen rechts und links der Hochbrücktorstraße sind – auch wenn sie den Eindruck erwecken – keine ausgewiesenen Radspuren. Foto: Otto

Verwirrung in der Flöttlinstorstraße. Flucherei in 20er-Zone. Stadt markiert neue Schutzstreifen.

Rottweil - Kaum wird es wärmer, erhöht sich die Zahl der Radfahrer in der Stadt sprunghaft. Auch viele Touristen erkunden Rottweil per Rad. Immer wieder wird allerdings auf verkehrstechnischen Verbesserungsbedarf hingewiesen. Im Gemeinderat ging es jüngst um die Flöttlinstorstraße.

Dort gebe es zwischen Radfahrern und Autofahrer immer wieder "unschöne Szenen", wurde angemerkt. Es sei nämlich nicht klar genug erkennbar, dass Radfahrer dort auch entgegen der Einbahnregelung fahren dürfen.

Wie die Stadt auf Nachfrage erklärt, gilt die Regelung schon einige Jahre. Und natürlich gebe es bei solchen Regelungen immer Autofahrer, denen die Beschilderung nicht bewusst ist und die dann irritiert sind, wenn ihnen Fahrradfahrer in der Einbahnstraße entgegen kommen.

"Im Rahmen der Verkehrsschauen optimieren wir die Beschilderung, auf Anregung meist von Anwohnern oder Fahrradfahrern", erklärt die Stadtverwaltung. Die Probleme in der Flöttlinstorstraße seien bekannt, da die Stadt auch schon von einer Bürgerin in der Bürgerfragestunde darauf hingewiesen wurde. "Gleich im Rahmen der nächsten Verkehrsschau haben wir die Situation vor Ort gemeinsam mit Polizei und städtischer Tiefbauabteilung überprüft" Bislang sei in der Flöttlinstorstraße die Beschilderung mit Zusatzzeichen wie in der Straßenverkehrsordnung vorgegeben (Rad-Piktogramm mit Pfeilen) versehen. "Wir werden die Beschilderung verbessern und beispielsweise auch ein ergänzendes Piktogramm für Radfahrer aufbringen", heißt es.

Arbeitskreis Radkultur bemüht sich um Verbesserung der Situation

Die gleiche Regelung gelte beispielsweise auch in der Predigerstraße, der Ritterstraße, der Fritz-Osterburg-Straße und in den Quartieren in der historischen Innenstadt.

Nicht zuletzt im zurückliegenden Wahlkampf war das Thema Radfahren in der Stadt verstärkt Thema. Der Arbeitskreis Radkultur bemüht sich seit langem um eine Verbesserung der Situation für die Radfahrer und hat in einer groß anlegten Umfrage Schwachstellen ausfindig gemacht.

Wir haben bei der Stadt nachgefragt, welche konkrete Maßnahmen "pro Rad" denn nun derzeit angedacht oder in der Umsetzung sind?

Die Verwaltung führt an, dass in der Tuttlinger Straße (zwischen Hotel Bären und Kreuzung Lindenstraße) ein Fahrradschutzstreifen markiert wird (zusätzlich zum bestehenden Schutzstreifen stadtauswärts Richtung Saline beziehungsweise stadteinwärts in Richtung Römerbad), sowie auch in der Eisenbahnstraße (ab dem Kreisel Bahnhofstraße bis zur Ruhe-Christi-Straße) auf den bergaufwärts führenden Streckenabschnitten

"Darüber hinaus erarbeiten wir derzeit ein umfassendes Mobilitätskonzept für die Stadt Rottweil, um die Verkehrsplanung auf eine breite und zukunftsorientierte Basis stellen zu können. In diesem Rahmen ist auch eine Verbesserung des Radwegenetzes vorgesehen."

Der so genannte Angebotsstreifen für Radfahrer wird von Seiten der Stadtverwaltung nach mehrjähriger Erfahrung "sehr positiv" gesehen, "denn dieser bietet einen zusätzlichen Schutz für Radfahrer, vor allem wenn bauliche Lösungen nicht umgesetzt werden können".

Allerdings betont die Verwaltung, dass es sich in der 20er-Zone in der Innenstadt nicht um Angebotsstreifen handle – wovon viele Verkehrsteilnehmer ausgehen –, sondern vielmehr um eine "optische Verengung" der Fahrbahn. "Hier soll und darf der Radfahrer mit dem Verkehr mitfließen." Die Theorie ist hier das eine, die Praxis das andere. So ist täglich zu beobachten, dass die "optische Verengung" weiter für viel Verwirrung sorgt – nicht nur bei auswärtigen Radlern, sondern durchaus auch bei Einheimischen. Flüche sind an der Tagesordnung, so wie in dieser Woche beobachtet: Ein Auto steht, sich im Stop-and-Go stadtauswärts bewegend, mit zwei Rädern auf der "optischen Verengung", als sich von hinten fluchend ein Radfahrer nähert: "Geh auf die Seite du Idiot, das ist ein Radweg." Ist es eben – zum Leidwesen etlicher Radler – nicht.