Ein unbekannter Übeltäter nutzt die Rottweiler Kapellenkirche (links) als Toilette. Immer wieder kommt es zu solchen und anderen Fällen von Vandalismus, auch im Heilig-Kreuz-Münster. Foto: sb

Vorfälle in der Kapellenkirche häufen sich. Katholische Kirchengemeinde erstattet Anzeige. Helfen Kameras?

Rottweil - An Weihnachten zieht es viele Menschen in die Kirche: Die meisten genießen die Gottesdienste an den Festtagen, andere wollen zwischendurch Ruhe von all dem Trubel schöpfen. Manche allerdings nutzen unbeobachtete Momente, um ihre Spuren zu hinterlassen – eine Sauerei.

Klaus Wydra ist verärgert. Eigentlich ist der Hausmeister des Konvikts an diesem Morgen in die Rottweiler Kapellenkirche gekommen, um die alte Krippe aufzubauen. Was er dann erblickt, ist wenig erfreulich: Ein Schmutzfink hat über die roten Weihnachtssterne, die vor dem Seitenaltar rechts vom Chorbogen angeordnet sind, gepinkelt. Die Spritzer glänzen im Licht auf den Blütenblättern. Nicht der einzige Zwischenfall dieser Art. Bald jede Woche verunreinigt ein Unbekannter das Weihwassergefäß in der Kapellenkirche auf diese Weise, sogar Kot wurde dort schon gefunden, berichtet Wydra. Auch das Kerzengeld wird fast wöchentlich gestohlen. "Das ist echt traurig."

Für Dekan Martin Stöffelmaier ist die Sache klar: "Vandalismus muss man der Polizei melden." Die Kirchengemeinde will Anzeige gegen unbekannt erstatten. Solche Fälle gebe es leider immer wieder, sagt der Pfarrer. "Oft sind es Aggressionen, die jemand auf solche Weise auslässt." Auch im Heilig-Kreuz-Münster kam es schon zu Pinkel- oder gar anderen Fällen.

Dieser Vandalismus ist für Martin Stöffelmaier ein stückweit die Folge davon, "dass sakrale Räume nicht mehr geachtet werden". Stöffelmaier nennt die Dinge beim Namen. Seiner Meinung nach handelt es sich um "eine Verletzung religiöser Gefühle, wenn jemand in die Kirche scheißt".

Doch nicht nur solche Sauereien gibt es zu beklagen. Im Münster werden auch immer wieder Opferstöcke geknackt.

Die Konsequenz, wenn zu viele Vandalen wüten, ist, dass Kirchen geschlossen bleiben. In Großstädten sei das oft der Fall. In Dörfern kommen solche "Attacken" seltener vor. Dort falle es eher auf, wenn jemand das Gotteshaus betritt, vermutet Stöffelmaier. In Rottweiler Kirchen sind Besucher weniger ungewöhnlich – und dennoch in der Regel ungestört. Trotz der jüngsten Vorfälle sagt er: Die Kirchen abschließen "will niemand".

Ob Kameras eine Lösung sind? Zwei gibt es bereits im Münster. Sie sind installiert worden, nachdem immer mehr passiert war: Unbekannte hatten Leuchter und Kerzen geklaut oder Opferstöcke aufgebrochen. Die stillen Beobachter haben schon gute Dienste geleistet: Als Mesner Ivan Drempetic im April 2013 einen herrenlosen Feuerlöscher im Münster entdeckte, brachten die Aufnahmen Licht ins Dunkel. Offenbar hatte ein junges Paar diesen zuvor im Parkhaus am Kriegsdamm geklaut. Bei der bevorstehenden Sanierung des Innenraums von Heilig-Kreuz werde man über zusätzliche Kameras nachdenken, meint der Dekan. Auf der anderen Seite ist es für ihn kein schöner Gedanke, wie ein Kriminalist die Kirchenbesucher zu überwachen. Doch "das ist der Preis dafür". Und, zumindest in Radolfzell, hätten die Kameras Wirkung gezeigt, wie ihm der dortige Mesner berichtet habe.

Auch Ivan Drempetic vermutet, dass die Kameras im Münster helfen. "Dadurch haben wir schon einige erwischt", erzählt er. Der Mesner hat das Gefühl, dass zumindest in der größten Kirche Rottweils die Vorfälle in letzter Zeit weniger geworden sind. Er vermutet auch deshalb, weil er oft vor Ort ist. Zudem sind in Heilig-Kreuz mehr Besucher anzutreffen, diese also weniger unbeobachtet als in der Kapellenkirche. Auch für diese ist er zuständig, auch deshalb tun ihm die Pinkel-Zwischenfälle dort "irgendwo weh". Martin Stöffelmaier denkt darüber hinaus an diejenigen, die die Sauerei jedesmal entfernen – eine Zumuntung.