Wellness liegt im Trend – Antonia Hänsel legt Wert auf ein ausgewogenes Angebot. Fotos: Nädele Foto: Schwarzwälder Bote

Antonia Hänsel: Die 30-Jährige hat in internationalen Luxusressorts gearbeitet

Rottweil. Für manche ist sie ein notwendiges Übel, für andere ein Luxus, für den man gerne viel Geld ausgibt, und für dritte ein unnötiges Chichi – die Rede ist von der Kosmetik. Antonia Hänsel hat sie zu ihren Beruf gemacht und sich dieses Jahr mit einem eigenen Studio in der Schramberger Straße sogar einen Traum erfüllt.

Die junge Frau sitzt auf ihrem altrosafarbenem Samtsofa im Empfangsbereich und lächelt. Sie sei angekommen, sagt sie und streicht sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Ich hatte einen super Start. Die Kunden hätten ihn mir nicht leichter machen können", schwärmt sie. Die Selbstständigkeit in einer Branche, in der Beauty-Salons auch in Rottweil wie Pilze aus dem Boden schießen, sei dennoch eine Entscheidung gewesen, die erst einmal habe reifen müssen. "Jetzt fühlt sich das alles richtig an. Das wäre mit 23 sicher nicht so gewesen."

Kosmetikerin – das sei schon immer ihr Traumberuf gewesen. Als Teenager zunächst selbst in Behandlung, habe sie sich schnell für die Branche begeistert. Nach dem Realschulabschluss habe sie sich gleich in Stuttgart bei einer namhaften Kosmetikschule beworben. "Ich habe Glück gehabt und wurde genommen", erzählt die 30-Jährige. Die Zeit sei schön, aber auch sehr anstrengend gewesen. "Ich war damals 17 und musste jeden Tag mit dem Zug nach Stuttgart. Umziehen war da keine Option." Die Eltern unterstützten ihre Tochter – auch finanziell, denn die Kosmetikausbildung kostete zunächst einmal richtig Geld, bevor sich damit etwas verdienen ließ.

Nach der Schule fand Antonia in Rottweil schnell eine Anstellung. Ein Jahr lang arbeitete sie in der Heimat, bevor es sie in die Ferne zog. Im Fünf-Sterne-Hotel Jagdhof/Neustift im Stubaital in Tirol nahm man sie mit Kusshand. "Man bekommt dort gigantische Weiterbildungen, kommt mit Gästen aus der ganzen Welt in Kontakt. Das war schon toll. Ich würde das nicht missen wollen", erzählt Antonia begeistert. Zu den Jagdhof-Kollegen halte sie immer noch guten Kontakt. "Ich habe sogar meinen 30. Geburtstag dort gefeiert", erzählt sie. Doch das Heimweh gewann letztlich die Oberhand, und Antonia, damals 19, zog es wieder nach Hause, nach Rottweil. Einen Monat pausierte die junge Frau und nutzte die Zeit, um eine Sprachschule zu besuchen, um sich noch besser mit internationalen Kunden verständigen zu können. Dann das nächste Engagement in einem Fünf-Sterne-Haus – diesmal im Schwarzwald, im Hotel Baraiss.

Die Arbeit im Wellnessbereich des Luxushotels verlieh Antonia nochmals einen beruflichen Schub. Wieder habe sie die Möglichkeit gehabt, sich in verschiedenen Bereichen – etwa der Massage – weiterzubilden. "Das ist schon enorm, was man da geboten bekommt", erzählt sie. Die Arbeit im Team machte Spaß, der Umgang und die Atmosphäre seien sehr familiär gewesen. Zum ersten Mal selbstverantwortlich arbeiten, diese Möglichkeit habe sie aber erst ein paar Jahre später erhalten, als sie in ein Wellness-Haus nach Bad Dürrheim wechselte. Dort leitete sie den Kosmetikbereich. "Ich konnte zum ersten Mal reinschnuppern, wie es ist, sein eigener Chef zu sein." Zweieinhalb Jahre war Antonia dort, ehe es sie wiederum nach Hause zog. Die Familie, sagt sie, ist ihr einfach wichtig.

Der berufliche Neuanfang in Rottweil gelang Antonia mit ihrem Werdegang problemlos. Fünf Jahre arbeitete sie in einem Rottweiler Kosmetiksalon, immer den Traum von der Selbstständigkeit im Oberstübchen. Die Mama ist es schließlich, die den Stein letztlich ins Rollen bringt. "Sie hat den leer stehenden Laden entdeckt. Ich musste nur noch den Mut haben, es jetzt zu wagen", erzählt die 30-Jährige. "Mir war immer klar: Wenn ich mich selbstständig mache, dann hier in Rottweil." Natürlich sei die Konkurrenz nicht ohne, zumal die Bandbreite in der Branche sehr groß sei und der Beruf nicht geschützt. "Harte Arbeit und die Liebe zum Beruf setzten sich immer durch", sagt Antonia. Dazu komme die Erfahrung: Die Leute gäben gerne Geld für sich selbst aus – für Kosmetik, Massagen, Entspannung. Obwohl der Bereich nach wie vor ein Frauen-Ding sei, zählten auch zunehmend Männer zur Kundschaft. "Es sind fast 30 Prozent", sagt Antonia. Mit Schminken hätten die aber nichts am Hut. "Ich mache ohnehin kein Make-up", sagt sie und lacht. "Ich bin für alles zuständig, was Pflege betrifft. Das kann ich gut, das biete ich an." Sie stehe für Natürlichkeit. "Ich denke, es ist wichtig, seinen eigenen Weg zu finden und nicht jedem Trend hinterherzulaufen" – das könne in dem Bereich schnell zur Berufskrankheit werden.

Doch so ganz spurlos gehe ihr Job auch an ihr nicht vorbei. "Ich ertappe mich schon dabei, dass ich auch privat genauer hinsehe. Da denke ich mir dann, die Augenbrauen müsste man anders zupfen, oder die Nägel brauchen eine Maniküre. Aber ich ermahne mich, das zu lassen." Auf der anderen Seite hielten ihr Freunde und Familie gerne das Gesicht oder die Füße hin. "Da kümmere ich mich natürlich. Ist ja schön, dass sie zu mir kommen und nicht woanders hingehen."

Dennoch bestimme die Kosmetik nicht ihren gesamten Alltag. "Natürlich habe ich Zeit für mein Hobby" – und das sei auch zeitintensiv. Antonia hat nämlich zwei Hunde adoptiert, denen sie gerne jede freie Stunde widmet. "Sie sind aus dem Tierheim, dem Schlatthof in Oberndorf", erzählt sie verzückt. Ein Foto der Beiden mit Nikolausmütze steht auf dem Empfangstresen, daneben ein Spendenkässchen. "Mein Trinkgeld bekommt der Schlatthof", erklärt sie. Gutes könne man eben nicht nur für sich selbst auf dem Kosmetikstuhl, sondern auch für andere tun.