Wie viele Touristen kommen durch Testturm und Hängebrücke nach Rottweil? Ein Fachbüro hat das genauer untersucht. Foto: Otto / Montage: Obergfell

Zukunftsprognose: Turm und Hängebrücke könnten jährlich rund 400.000 Besucher anziehen.

Rottweil - Jährlich könnten rund 400.000 Menschen den Testturm und die Hängebrücke besuchen. Das ist der touristische Effekt, den ein Fachbüro errechnet hat. Ist das nun viel? Oder wenig? Wie fühlt sich das an in der Stadt? Der Gemeinderat kam zu dem Fazit: Es ist erträglich.

Oberbürgermeister Ralf Broß weiß: Zahlen sind nur aussagekräftig, wenn man sie in Relation setzt. Deshalb erläuterte er gestern in einem Pressegespräch ausführlich, was die Gemeinderäte am Abend zuvor in nicht öffentlicher Sitzung präsentiert bekamen. Das Fachbüro Kohl & Partner aus Schwäbisch Gmünd hat die touristische Entwicklung Rottweils analysiert und die Effekte durch den Thyssen-Krupp-Turm und die "längste Hängebrücke der Welt" – wenn sie kommt – prognostiziert.

Das Ergebnis: Rottweil hat insgesamt betrachtet mit 17 Prozent mehr Besuchern als bisher zu rechnen. Das erscheint nicht nur Broß "erträglich", auch im Gemeinderat sei dies Konsens gewesen. Auf der Grafik, die dazu vorliegt, ist das eine recht überschaubare Zahl von bunten Männchen im Vergleich zu denen, die die Stadt ohnehin schon besuchen. Broß unterstreicht dies mit absoluten Zahlen: Derzeit zählt die Stadt 1,2 Millionen Tagesbesucher im Jahr. Davon sind 60 Prozent aus der Region, 40 Prozent nehmen mehr als 50 Kilometer Anreise in Kauf.

Für die Besucherzahlen der beiden neuen Attraktionen gibt es drei Szenarien: wenn Turm und Brücke nicht großartig beworben werden: 220.000 Besucher  wenn ein kombiniertes Angebot mit entsprechender Werbung entwickelt wird: 336.000 Besucher  wenn ein optimiertes Werbekonzept inklusive Busreiseangeboten zugrunde gelegt wird: 450.000 Besucher.

Voraussichtlich werde man sich zwischen Punkt zwei und drei bewegen, so die Einschätzung des Oberbürgermeisters.

Zur Erhebung dieser Zahlen wurden andere Städte als Vergleichsgrößen herangezogen und die Attraktionen in Kategorien eingeteilt. Der Aufzugstestturm fällt in Kategorie A – eine Top-Attraktion, die für Touristen allein ausschlaggebend ist, die jeweilige Stadt zu besuchen. Die Brücke fällt, was die Anziehungskraft angeht, unter Kategorie B und ein "C" gibt’s für die historische Innenstadt. Sie wird hauptsächlich in Kombination mit anderen Zielen besucht. Die geplante Hängebrücke sei hier als "Bindeglied" zwischen der A- und der C-Kategorie absolut notwendig, sonst verliere man die Turm-Touristen für die Innenstadt, meint Broß.

Er nennt weitere Vergleiche, um die Zahl der erwarteten Besucher einzuordnen. So habe das Aquasol als bestbesuchte Einrichtung Rottweils 400.000 Besucher im Jahr. "Man weiß wie viele Parkplätze es dort gibt. Und man hat sicher nicht das Gefühl, dass dort der Verkehr zusammenbricht." 28 000 Besucher seien es im Kletterzentrum K5, 17.000 bei Stadtführungen.

Auch die Übernachtungszahlen Rottweils hat das Büro Kohl & Partner in Relation gesetzt: Im Durchschnitt gibt es in Baden-Württemberg 4700 Übernachtungen pro 1000 Einwohner. In Baiersbronn sind es 49.000, in Freudenstadt 17.000 und in Rottweil 2500 Übernachtungen je 1000 Einwohner. Insgesamt hätten die Übernachtungszahlen in Rottweil bereits zugenommen: von 40.000 im Jahr 2012 auf 62 000 im Jahr 2015.

Nun wolle man, dass diese Zahlen diskutiert werden, sagt Broß. Sind 400.000 Besucher erträglich? Dazu sind wohl unterschiedliche Meinungen in der Stadt zu erwarten. Und, so räumt Pressesprecher Tobias Hermann ein, "bei der Zahl kommt es auch auf die Verteilung an."

Das Büro Kohl & Partner wird seine Ergebnisse zu den "touristischen Effekten für Rottweil" nochmals am Mittwoch, 27. Juli, im öffentlichen Teil der Gemeinderatssitzung präsentieren.