Rottweil - Seit einigen Tagen weiß man: Ins Neckartal der Stadt will ein Konzern einen ziemlichen hohen Turm zu Testzwecken bauen. Seit gestern, seit der Informationsveranstaltung im Kapuziner, weiß man nun auch: Die Aussicht darauf gefällt vielen Menschen, aber eben nicht allen.

Dass es so etwas noch gibt: Da wird in einer sehr gut besuchten Bürgerveranstaltung ein Millionenprojekt vorgestellt, das diese Stadt verändern würde – und (fast) kein Mensch regt sich auf. In Stuttgart (Stichwort S 21) und in etlichen Gemeinden des Nordschwarzwaldes (Stichwort Nationalpark) würde man sich verwundert die Augen reiben.

Doch hier, in der einstigen freien Reichsstadt, in der ältesten Stadt im Land, ist es anders: Der geplante 235 Meter hohe Test-Turm des Konzerns ThyssenKrupp im Neckartal löst gestern Abend im Kapuziner kein bisschen einen Sturm der Entrüstung aus. Nicht mal ein Stürmchen. Dabei gäbe es gewiss Gründe hierzu. Aber nein: Das Projekt veranlasst die Besucher vielmehr zu Applausstürmen. Auch dafür gibt es gute Gründe.

Eineinviertelstunden: In dieser Zeit erinnert der Abend eher an eine Werbeveranstaltung im Rahmen einer Kaffeefahrt. Man kann es sich bereits ausmalen: Am Schluss würde man die Geldbörse zücken und das ein oder andere Stück kaufen. Wie wär’s mit dem Modell "Power-Tower" für das Wohnzimmer für 50 Euro? Doch lieber das Modell für den Außenbereich? Ist ein bisschen teurer, dafür auch größer.

Die Fakten

Der geplante Turm ist 235 Meter hoch und damit höher als der Stuttgarter Fernsehturm (217 Meter). Die Stadtsilhouette würde sich verändern. Der Turm von ThyssenKrupp Elevator würde den Hochturm um 90 Meter überragen. Die Kosten liegen bei 35 bis 40 Millionen Euro.

Sinn und Zweck der Turms ist es, Aufzüge zu entwickeln und testen.

ThyssenKrupp Elevator sagt, man könne sich auch vorstellen, den Turm für touristische Zwecke (Aussichtsplattform und Ausflugscafé) zu öffnen.

Die Bauzeit beträgt zwei Jahre, die Fertigstellung wäre im Jahr 2016.