Hier ist ein größeres Stück Sandstein wegen eines rostigen Nagels abgeplatzt. Foto: Alt

Steinrestaurator Klaus Locher aus Friedingen nimmt Westfassade unter die Lupe. Mauerteile lose.

Rottweil - Steinmetz Klaus Locher und sein Team haben am Montag die Westfassade der Kapellenkirche unter die Lupe genommen. Der Schaden, den der Sturm Burglind angerichtet hat, hält sich in Grenzen. Trotzdem fällt auch gestern hier und da Gestein 20 Meter in die Tiefe.

"Geht ein bisschen zur Seite." Ein Mitarbeiter des Fridinger Steinrestaurators Klaus Locher klopft loses Gestein an der Westfront der Kapellenkirche ab. Die Brocken stürzen 20 Meter tief, bevor sie im Hof zerbersten. Sturmtief Burglind hatte vergangene Woche größere lose Steine vom Turmaufgang heruntergeweht (wir berichteten) – Lebensgefahr für den, der im falschen Moment den Kapellenhof passiert hätte. Ein Bauzaun sichert seither den Bereich ums Portal ab.

Von unten sind die abgeplatzten Stellen mit dem bloßen Auge nicht zu sehen. Man muss schon die unzähligen Stufen im Turmaufgang hinaufsteigen, um einen Eindruck davon zu bekommen, welchen Witterungsverhältnissen der historische Sandstein ausgesetzt ist – vom vielen Taubendreck ganz zu schweigen. Die knöchernen Gerippe toter Tauben verwesen auf den Stufen. Die Öffnungen des Turms seien mit Vogeldraht versehen. "Keine Ahnung wie die hier reinkommen", sagt Locher.

Atemberaubender Blick über Dächer

An einer der gotischen Fensteröffnungen bleibt der Restaurator stehen. Von hier oben hat man einen atemberaubenden Blick über die Dächer der Stadt. Der kalte Wind beißt. Für Locher ist das nichts Besonderes. Er zeigt auf den Verursacher der abgeplatzten Steinbrocken. Die mittelalterlichen Eisendübel, die die Steine miteinander verbinden, sind verrostet. "Das Material dehnt sich aus und bringt den Stein zum Platzen", erklärt Locher. Überall im Sandstein des Turms finden sich diese Verbindungsbolzen – kleine Zeitbomben. Auch deshalb meint Locher, dass es an der Zeit sei, die Kapellenkirche zu sanieren. "Wir waren bis 2009 dran, dann kam das Münster dazwischen."

Oben auf der Brüstung angekommen, klopft Locher auf ein Stück Mörtel unter der großen Turmuhr. Kleine Stückchen bröseln herunter. Auch hier sieht der Steinmetz Handlungsbedarf. Doch bis eine groß angelegte Sanierung spruchreif ist, wird es noch eine Weile dauern. "Da gibt es viele Dinge abzuklären", erklärt Locher. Kirchengemeinde, Diözese, Denkmalschutz – im Falle einer Sanierung reden viele mit.

Was die Schäden an der Fassade angeht, besteht allerdings "Gefahr im Verzug", meint der Steinmetz. Sobald die Nächte frostfrei sind, werde er und sein Team loslegen. Wo Gestein herausgebrochen ist, wird neuer Sandstein mit einem speziellen Kleber passgenau eingefügt. "Das ist problemlos."