Stefan Koldehoff von der Kulturredaktion des Deutschlandfunks moderiert das Programm Fotos: Kienzler Foto: Schwarzwälder Bote

Kunststiftung Erich Hauser: Zweitägiges Programm über Grenzen und Möglichkeiten / 200 Teilnehmer diskutieren

Über Bedingungen, Grenzen und Perspektiven sprachen rund 200 Teilnehmer des Symposiums "Die politische Dimension der Kunst" in der Kunststiftung Erich Hauser.

Rottweil. Aus Kunst, Wissenschaft, Forschung und Museumsleitung stammten die Referenten, die Heiderose Langer in der Werkstatthalle und im Skulpturenpark der Erich-Hauser-Stiftung begrüßte. Die Geschäftsführerin der Stiftung hob in ihrer Begrüßung den Stellenwert der Kultur in der Region hervor. Das Thema scheine aktueller denn je, und im Laufe der Tagung kristallisierte sich die Brisanz deutlich heraus.

Stefan Koldehoff von der Kulturredaktion des Deutschlandfunks moderierte das zweitägige Programm. Während die wissenschaftliche Aussage der Kunsttheorie wenig Erhellendes zum Thema Kunst und Politik beitragen konnte, setzten mehrere Künstler mit ihren Projekten, Geschäftsführer und Museumsleiter konkrete Appelle zu Kunst und Demokratie.

Der Künstler Christian Kosmos Mayer etwa entwarf mit seinem Eichen-Projekt eine historische Rückschau, wie dieser Baum ideologisch missbraucht worden war. Wieviel Freiheit Kunst besitze, behandelte Nasan Tur an Kunstwerken im öffentlichen Raum. Kunstkritiker Hermann Pfütze wünschte ein "Leben ohne Schrecken" und verwies auf den Parthenon-Tempel auf der Dokumenta 14 in Kassel oder auf das Stelenfeld von Peter Eisenman in Berlin.

Konfrontiert wurden die Teilnehmer im Skulpturenpark mit der Performance "TANNZ – Schwarzwälder und andere europäische Kugeltänze". Der Künstler Georg Winter in Kooperation mit dem Planet Ensemble (D) und den Second Chance Vests (NL/H) stellte sein Projekt als Schwarzwald-Tanne verkleidet vor. Die Tänzer bewegten sich lautlos.

Im Symposium wurden auch die Wirkungen von Kunst hinterfragt. Solle Kunst verunsichern oder sich ihrer inneren, autonomen Schönheit zuwenden, stellte Kunstwissenschaftler Holger Kube Ventura zur Disposition. Und die Künstlerin Barbara Holub ging vom eigenen Handeln im öffentlichen Raum aus: Künstler könnten mit ihrer Kunst Verantwortung an die Rezipienten zurückgeben und in eine aktive Rolle bringen. Jochen Becker entwarf mit seinem "Post-Babylon" eine Abhandlung über den Turmbau zu Babel als ein instabiles monumentales Gedankengebäude der Menschheit.

Mit ihrer Geschäftsführertätigkeit der Documenta 14 an zwei Orten, Athen und Kassel, überzeugte Annette Kuhlenkampff die Teilnehmer: Die Documenta war erfolgreich, so ihr Fazit, aber sie sehe eine Gefahr für Institutionen, wenn sie politisch vereinnahmt, aber nicht geschützt würden.

In der abschließenden Podiumsdiskussion mit zehn Referenten kreisten die Fragen um Autonomie der Kunst, um politische Einflussnahme und die Wertigkeit von Kunst.