Die drei Stadtchefs äußern sich über den Kreistagsbeschluss naturgemäß unterschiedlich / Ruth Hunds in der Kritik

Kreis Rottweil (pwo/az). Mit Blick auf die Entscheidung für Helios hofft der Oberndorfer Bürgermeister Hermann Acker, dass für die 350 Mitarbeiter, deren Arbeitsplatz nun wegfalle, eine "gute, sozialverträgliche Lösung" gefunden werde. "Oberndorf wird dabei mithelfen, dass die Neustrukturierung der Krankenhäuser im Landkreis gelingt. Ich habe für die Helios GmbH gestimmt, weil ich deren Konzept als das nachhaltigste für den Kreis betrachte." Helios habe nicht das Blaue vom Himmel herab versprochen, sondern eine Konzeption vorgestellt, die sich auch realisieren lasse.

Acker geht ebenfalls davon aus, dass die Krankenhäuser in Rottweil und Oberndorf auf bestimmten Gebieten kooperieren. "Eine gewisse Konkurrenz ist aber auch wichtig, weil diese zu einer stetigen Entwicklung beider Kliniken beiträgt." In den Augen des Bürgermeisters ist es nun allerdings wichtig und notwendig, dass der Kreistag sich "nicht ganz entzweit. Wir müssen in anderen Bereichen der interkommunalen Zusammenarbeit wie zum Beispiel bei der Bildung regionaler Gewerbegebiete vorankommen."

Die aus Oberndorf stammende Vorsitzende der SPD-Kreistagsfraktion, Ruth Hunds, trägt die Forderung des Schramberger SPD-Ortsvereinsvorsitzenden, Mirko Witkowski, sie möge zurücktreten, mit Gelassenheit. "Ich verstehe, dass die Schramberger wütend sind. Ich bin aber der festen Überzeugung, dass in einer Fraktion auch andere Meinungen zugelassen und akzeptiert werden müssen. Das gehört nach meiner Auffassung zur Demokratie. Ich kann nicht einem Bieter die Krankenhäuser anvertrauen, dem ich nicht traue, den ich nicht als seriösen und verlässlichen Partner ansehen kann."

Dem Schramberger Oberbürgermeister Herbert O. Zinell steht die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben: "Für eine verfehlte Gesundheitspolitik im Landkreis Rottweil und die eklatanten Managementfehler bis in die jüngste Zeit hat die Stadt Schramberg nun die Zeche zu bezahlen." Obwohl es mit dem Angebot von Ameos eine Alternative zur Schließung des Krankenhauses Schramberg gegeben habe, habe sich die Mehrheit des Kreistages für Helios entschieden." Natürlich habe ich als Demokrat diese Entscheidung zu akzeptieren. Billigen muss ich sie noch lange nicht", so Zinell. Der Kreistag hätte ein strukturpolitisches Zeichen setzen und den auch für den Landkreis wirtschaftspolitisch wichtigen Mittelbereich Schramberg mit seinen spezifischen Problemen stärken können. Das Gegenteil sei der Fall. "Kreispolitik kann nicht weiter als Einbahnstraße akzeptiert werden", so der Schramberger OB.

"Wir respektieren die Entscheidung des Kreistages, der sich nach langen Diskussion für Helios ausgesprochen hat", äußert Ralf Broß, Oberbürgermeister in Rottweil. Die Sachargumente pro Helios mit Blick auf die medizinische Konzeption und die betriebswirtschaftliche Ausrichtung hätten die Kreisräte letztlich überzeugt. "Leider hat sich die Diskussion am Ende auf die Frage Rottweil oder Schramberg zugespitzt, eine an Sachfragen orientierte Auseinandersetzung über das Ergebnis des Bieterwettbewerbs wurde immer schwieriger", so Broß. Er sagt, er bedauere, dass die gefundene Lösung mit "schmerzlichen Einschnitten" beim Personal einhergehe. Der Landkreis und Helios seien in der Pflicht, sozialverträgliche Lösungen zu schaffen.