Klaus Schätzle, Hans-Jürgen Ramuschkat, Andreas Kussmann-Hochhalter und Carsten Kohlmann (von links) sind sich einig: Die über mehrere Wochen im Kreisgebiet sehr bemerkenswert inszenierte Reihe "100 Jahre Demokratie" hat es verdient, bald auch in Buchform der Öffentlichkeit zugänglich gemacht zu werden. Foto: Scheidel Foto: Schwarzwälder Bote

Bilanz: Initiatoren der Reihe 100 Jahre Demokratie wollen die Veranstaltungsreihe nun auch in Buchform fassen

100 Jahre Demokratie: Dass die Revolution von 1918 ein starkes Stück war, wurde in den vergangenen Wochen im Kreisgebiet eindrucksvoll dargestellt. Auf vielfache Weise wurde zu einem Geschehen reflektiert, das immer in Erinnerung bleiben sollte, stattdessen aber immer mehr in Vergessenheit zu geraten droht.

Kreis Rottweil. Mit Ausstellungen, Vorträgen, Führungen sowie Theater- und Liederabenden wurden bei dem von vielen Unterstützern geförderten Reigen zu politischer Bildung wertvolle Zeichen gesetzt. Die Impulse zu dem Veranstaltungszyklus waren von der SPD gekommen. Insbesondere der Sulzer Klaus Schätzle wollte die in Vergessenheit geratenen Ereignisse wieder zu einer besonderen Ansichtssache machen. Schnell hatte er dafür mit Kulturverantwortlichen aus Städten und Gemeinden ideelle Mitstreiter gewonnen. Schließlich war eine größere Gruppe von Veranstaltern, Sponsoren und Unterstützern zusammengekommen, die sich nicht lumpen ließ bei ihrer Teilnahme an dem besonderen Projekt. So konnte eine außergewöhnliche Veranstaltungsserie in Szene gesetzt werden, die auch überregional hohe Anerkennung gefunden hat.

Mit Schätzle, Hans-Jürgen Ramuschkat (SPD Oberndorf), Carsten Kohlmann (Leiter Stadtmuseum und Stadtarchiv Schramberg) und Andreas Kussmann-Hochhalter (Archiv- und Museumsleiter Oberndorf) resümierten in Abwesenheit des bei der "Demokratie-Kampagne" ebenfalls eine tragende Rolle einnehmenden Rottweilers Winfried Hecht bei einem Redaktionsgespräch vier Protagonisten zu den zurückliegenden Wochen, in denen das Thema demokratisches Zusammenleben – nicht zuletzt im Hinsehen auf aktuelle politische Entwicklungen – teilweise auch in sehr emotionaler Weise beleuchtet wurde.

Ein besonderer Höhepunkt war laut Schätzle und Ramuschkat die von Studenten der Kunstakademien Stuttgart und München gestaltete Ausstellung "Druck gegen Rechtsruck" in der Sulzer Stadthalle am Backsteinbau. Die jungen Kunstschaffenden, die teilweise bereits mit großem Renommee unterwegs sind, hätten sich in ihrer Ideenwelt, die sich in beeindruckenden Arbeiten niederschlägt, ganz in die Gegenwart begeben. Die historische Komponente – also der Aufbruch in die Demokratie um 1918 – sei thematisch nicht einmal gestreift worden, zieht Schätzle daraus die Erkenntnis, dass es zunehmend wichtiger wird, bei Jüngeren verstärkt das Bewusstsein zu wecken für das vor 100 Jahren von vielen starken und meist sehr selbstlos agierenden Kräften aus urdemokratischem Verständnis entwickelte gesellschaftliche Voranschreiten. Sensibilität dafür, dass die heute längst als selbstverständlich angesehenen demokratischen Errungenschaften – erst recht in einer gerade sehr turbulent und nervös pulsierenden Welt – intensiv gehegt und gepflegt werden sollten, könne es nicht genug geben.

Von der November- beziehungsweise Räterevolution von 1918 bis zum Fall der Berliner Mauer 1989: Der 9. November zeigt sich mit noch weiteren geschichtlichen Ereignissen als ein Schicksalstag der Deutschen. Die einst sehr prägenden Geschehnisse nicht im geschichtspolitischen Abseits versumpfen zu lassen, sei unschätzbar wichtig, betont Carsten Kohlmann, der dabei auch auf die Berliner Gedenkrede von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier vor einigen Wochen verweist.

Nachdem jetzt stolz das erste Fazit zu der bemerkenswerten Veranstaltungsserie im Rottweiler Kreisgebiet gezogen wurde, sieht man sich bei den Initiatoren vor weiteren spannenden Aufarbeitungen. Dazu lässt Andreas Kussmann-Hochhalter schon einmal wissen, dass die unter vielen Aspekten auch pädagogisch sehr wertvoll angepackte Thematik bald in einem Buch ihren Niederschlag finden könnte.