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Machbarkeitsstudie untersucht Standorte. Hohes Kostenrisiko für Altbestand.

Rottweil - Die Machbarkeitsstudie für ein neues Stadtmuseum liegt vor. Drei Standorte werden in den Blick genommen. Der Gemeinderat hat darüber nicht öffentlich diskutiert. Eine Vorentscheidung wurde nicht getroffen. Im Oktober soll die Studie veröffentlicht werden.

Für das neue Stadtmuseum, in das die Waffensammlung aus dem Nachlass von Peter Seemann integriert werden soll, wurden drei Standorte untersucht: das jetzige Museumsgebäude (das Herdersche Haus) mit Haus Seemann (links daneben), der Standort des früheren Feuerwehrgerätehauses und das Gefängnis im Nägelesgraben.

Das Stuttgarter Architekturbüro Lederer+Ragnarsdóttir+Oei hat eine Machbarkeitsstudie erstellt, das die Stadträte am Mittwoch hinter verschlossenen Türen zu Gesicht bekamen. Benötigt werden laut Raumkonzept eine Ausstellungsfläche von 1300 bis 1500 Quadratmetern, ein Depot mit 500 Quadratmetern und Verkehrsflächen. Die Kosten für jede der drei Varianten liegen im Bereich zwischen neun und elf Millionen Euro, berichtet Oberbürgermeister Ralf Broß im Gespräch mit Pressevertretern am Donnerstagmorgen. Wobei es sich dabei um eine grobe Kostenschätzung handelt. Das Kostenrisiko ist beim Standort des jetzigen Museums in Verbindung mit dem Nachbarhaus am größten.

Das ist mitunter ein Grund, weshalb die Stadträte in der Diskussion wohl von ihrer bisherigen Präferenz – Sanierung des alten Museums – abgerückt sind. Noch auf der Heimfahrt von der Museumsexkursion im April dieses Jahres war die Stimmungslage diese, das Herdersche Haus auf Vormann zu bringen. Das wäre jedoch mit höheren finanziellen Unwägbarkeiten verbunden, so der Oberbürgermeister. Zudem lasse die Statik der historischen Häuser keine großen Spielräume zu.

Für diese Lösung erforderlich ist auch, dass die Stadt das Gebäude Seemann kauft. Laut OB habe die Familie indes kein Interesse daran. Unsere Zeitung wiederum hat im Gespräch mit den Erben erfahren, das dies alles eine Frage des Kompromisses, also des Preises, sei. Wir berichteten in unserer Samstagsausgabe darüber ausführlich.

Aber nicht nur der Standort Stadtmuseum hat seine Tücken. Auch das alte Gefängnis hat Nachteile. Zwar schlägt in Teilen der Stadtverwaltung das Herz für diesen Standort und auch das Kostenrisiko wäre überschaubarer. Zeitlich gesehen wäre es jedoch die Lösung, auf die man am längsten warten müsste. Schließlich wird das Gebäude erst frei, wenn die neue Vollzugsanstalt steht. Und dann müsste es erst noch saniert und ein Anbau erstellt werden – also rund zehn Jahre. Das Land wiederum als Eigentümerin hätte nichts dagegen, die Immobilie los zu werden.

Am schnellsten und einfachsten würde es auf dem Gelände der früheren Feuerwache in der Schlachthausstraße vorwärts gehen. Dort würde ein Neubau erstellt werden. Aber ob das städtebaulich klug ist? Zumindest hätte man die fachliche Kompetenz bereits an Bord.

Das Büro Lederer+Ragnarsdóttir+Oei zeichnet sich durch ansprechende Museumsarchitektur aus. Es hat das Stadtmuseum Stuttgart im Wilhelmspalais konzipiert und das Kunstmuseum Ravensburg (es wurde im April ebenfalls besichtigt) entworfen.

Außen vor ist bislang der Vorschlag der Grünen. Sie würden es gerne sehen, wenn das einstige Gebäude von Möbel-Merz in der Lorenzgasse (ebenfalls im Besitz der Familie Seemann) in die engere Auswahl genommen worden wäre. Doch die Stadtverwaltung hat dies abgelehnt.

Hinsichtlich der Waffensammlung sieht sich Broß nicht unter Zugzwang oder Zeitdruck gesetzt. Die mit der Schenkung verbundene Auflage, die Sammlung innerhalb von drei Jahren öffentlich zugänglich zu machen, könne erfüllt werden. Dazu benötige man kein neues Museum. Man müsse nicht die gesamte Sammlung zeigen und es gebe die Möglichkeit, Stücke daraus zeitlich begrenzt zur Schau zu stellen, so der OB.  Der Gemeinderat debattiert öffentlich im Oktober und fasst voraussichtlich einen Grundsatzbeschluss.