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Laute Musik und lautes Gegröle. Kapuziner als zusätzliche Unruhequelle.

Rottweil - Grölende Pöbler, pinkelnde Passanten und wüste Beschimpfungen – wer im Stadtgraben wohnt, fühlt sich an manchen Wochenenden wie in der Großstadt. Dabei kristallisiert sich der Kapuziner als zusätzliche Unruhequelle heraus.

Der Kapuziner ist eine Erfolgsgeschichte. Hochzeiten, Konzerte, Geburtstage, Vorträge – wer in Rottweil Räume sucht, wird im Kapuziner fündig. An nahezu allen Wochenenden zwischen Februar und Oktober herrscht in Sonnensaal, Refektorium oder Kutschenhaus Betrieb – ein Erfolg, der auch den Betreibern – der Bruderhausdiakonie – zuzuschreiben ist. Die Kehrseite bekommen die Anwohner zu spüren.

Nerven liegen blank

Vor allem bei den betroffenen Anwohnern im Stadtgraben liegen in manchen Nächten die Nerven blank: laute Musik, lautes Gegröle und Betrunkene, die an Garagentore pinkeln. An Schlaf ist dann kaum zu denken, vor allem nicht, wenn man kleine Kinder hat. Wer seinem Ärger Luft macht und die nächtlichen Störer rügt, muss sich dann auch noch Unflätigkeiten anhören, die zum Teil gehörig unter die Gürtellinie gehen, wie eine Anwohnerin gegenüber dem Schwarzwälder Boten erzählt.

Hinzukommt, dass sich im Stadtgraben in den Abendstunden ohnehin gerne Jugendliche und junge Erwachsene aufhalten. Ständig bei der Polizei anrufen zu müssen, sei für manchen müßig, auch, weil sich die Jugendgruppen dann schnell auflösten, um kurze Zeit später wieder an gleicher Stelle weiterzufeiern. "Da kommt man sich schon doof vor", betont eine Anwohnerin. Eine andere vermutet, dass der Stadtgraben ohnehin zu einem Dealer-Treffpunkt mutiert sei. Das sind bittere Aussichten für einen im Grunde so idyllisch gelegen Ort.

Bei der Stadt nachgefragt, kann Pressesprecher Tobias Hermann nur von "vereinzelten Klagen über Lärm am Stadtgraben" berichten. Er habe bei der Polizei nachgefragt, wo ebenfalls nur vereinzelt Beschwerden aufgetaucht seien. "Die Polizei hat uns versichert, dass sie regelmäßig den Stadtgraben bestreift und im Rahmen des rechtlich Möglichen entsprechende Personenkontrollen durchführt."

Regelmäßiger Austausch mit der Polizei

Im Arbeitskreis "Kommunale Kriminalprävention" stünden Ordnungsamt sowie das Kinder- und Jugendreferat in regelmäßigem Austausch mit der Polizei. Dort würden Problemfelder und Möglichkeiten der Sensibilisierung abgesprochen. "Das Kinder- und Jugendreferat ist im Rahmen der Sozialarbeit an Brennpunkten in der Stadt unterwegs", so Hermann. Auch die "Stadtsheriffs" hätten solche Brennpunkte bei ihren Rundgängen im Blick. "Wir versuchen im Rahmen unserer Möglichkeiten und Kompetenzen auf die Jugendlichen einzuwirken und ihnen sinnvolle Alternativen aufzuzeigen." Wenn alle Stricke reißen, müsste eine Meldung an die Polizei erfolgen.

Ohnehin: Polizei und Stadt könnten den betroffenen Anwohnern und Passanten nur dazu raten, Vorfälle direkt bei der Polizei zu melden, damit diese rasch reagieren könne. Ähnliches gelte für den Kapuziner: "Bezüglich Lärmschutz im Gebäude können wir nur aktiv werden, wenn uns Beschwerden vorliegen und gehen dann seitens des Ordnungsamtes ins Gespräch mit dem Betreiber." Dafür müssten sich die Betroffenen aber direkt ans Ordnungsamt wenden.

Bei der Bruderhausdiakonie hat man bislang, wie zu hören ist, nichts von einem Lärmproblem mitbekommen. Allerdings stehe bei Veranstaltungen oder Feiern an den Wochenenden auch niemand zur Verfügung, der das Einhalten der Regeln überprüfen könnte. In welchem Umfang die Bruderhausdiakonie als Vermieter Maßnahmen zum Lärmschutz garantiert, dazu wollte sich der Betreiber des Kapuziners nicht äußern. Eine Anfrage blieb – nach einer Nachfrage zur Intention unseres Artikels – unbeantwortet. Indes hoffen die betroffenen Anwohner im Stadtgraben, dass mit der kälteren Jahreszeit auch wieder etwas mehr Ruhe einkehrt. Doch der nächste Sommer kommt bestimmt.