Selbstversuch: Neues Familienheft gewährt vielfältige kindgerechte Einblicke in die Sammlung Dursch

180 Exponate zählt die Sammlung Dursch im Dominikanermuseum – allesamt Skulpturen und Bilder aus dem Mittelalter. Mit der Neukonzeption der Ausstellung wurde auch ein Begleitheft für Familien konzipiert, das einlädt, den "Skulpturenschatz" zu entdecken. Wir haben es ausprobiert.

Rottweil. Sakrale Kunst aus dem Mittelalter ist nicht gerade leichte Kost – schon gar nicht für Kinder, könnte man meinen. Weit gefehlt. Das Familienheft lässt den "Skulpturenschatz" zu einer wahren Entdeckungsreise werden.

Gleich am Eingang bekommen wir das 27-seitige Bändchen samt Bleistift überreicht, das uns auf den ersten Seiten die Ausstellung sehr anschaulich vor Augen führt. Wir erfahren, dass es fünf Mitmach-Stationen gibt, auf einem kleinen Plan sind sie eingezeichnet, ebenso die elf Themenfelder der Ausstellung. Schon zu Beginn werden wir im Heft eingeladen, genau hinzuschauen, zu verweilen, zu fotografieren und mehr. Schreien, rennen, essen und anderes sind nicht erlaubt – auch darauf werden wir hingewiesen.

Zunächst wird die Geschichte der Ausstellung erläutert und der Sammler Johann Georg Martin Dursch kurz vorgestellt. Dann gibt es auch schon die ersten Fragen. "Welche Tiere siehst du bei den ausgestellten Figuren?" Was gefunden wird, wird im Heft angekreuzt. Das Schöne ist, dass man auf diese Weise noch ganz andere Dinge entdeckt, die einem allein beim Durchlaufen so nicht aufgefallen wären. Das macht Spaß.

Spannend sind die Guckloch-Karten

Auf den folgenden Seiten werden die einzelnen Themenbereiche abgearbeitet. Sehr spannend sind die Guckloch-Karten. Mit ihnen gilt es, weitere in den Bildern "versteckte" Gegenstände zu entdecken. Die Bilder durch ein kleines rundes Loch zu betrachten, bietet – übrigens auch Erwachsenen – eine spannende neue Perspektive.

Wem gehört das abgebildete Paar Schuhe, welches Zimmer schmückt die abgebildete Blume oder wo wird hier Licht gemacht?, lauten einige der Fragen. Ist der Gegenstand gefunden, gibt es zu den Begriffen auf der Rückseite der Karte gleich noch eine Erklärung.

Im Heft gilt es noch die Fehler im abgebildeten Bild zu entdecken – diesmal ganz ohne Guckloch-Karte, sondern im akribischen Vergleich von Original und Abbildung. Schnell sind die Fehler gefunden und weiter geht es. Spannend sind auch die Würfel, auf denen die Heiligenfiguren zu sehen sind, die Beschreibungen dazu sowie Attribute und anderes. Dass man sie bewegen und weiterdrehen darf, macht die Sache richtig interessant.

Interessant bleibt es übrigens, denn nun gilt es, mit dem Baukasten einen eigenen Altaraufsatz zu gestalten. Verschiedene Altarflügel, Heiligenskulpturen und Gesprenge gibt es zur Auswahl. Die Flügel einzubauen ist gar nicht so einfach, da muss man durchaus etwas Geschick beweisen. Doch schließlich gelingt auch dies. Auch im Heft kann ein Altar gemalt und schließlich mit den beigelegten Stickern ausgestattet werden. Noch schnell ein Foto gemacht, bevor es weitergeht zu den Kopfhörern.

Es darf gemalt und geklebt werden

Diese Station gefällt uns am besten. Der heilige Antonius, Hieronymus und die Maria des Wangener Altars erzählen aus ihrem bewegten Leben. Zum einen ihre eigene Geschichte, zum anderen, wie sie zur Skulptur wurden und zuletzt, wo sie überall schon standen, bevor sie im Rottweiler Dominikanermuseum eine neue Bleibe gefunden haben. Spannend und kurzweilig sind die einzelnen Beiträge, die jeweils etwa vier Minuten lang sind. Eine Bank weiter vorne gibt es mittelalterliche Kirchenmusik zu hören.

Im Heft gibt es neben all den Aufgaben – in farblich hinterlegten Kästen – Wissenswertes über die Ausstellung, das Christentum, den Sammler Dursch und mehr. Besonders gut kommen die Seiten an, auf denen selbst geschrieben, gemalt oder geklebt werden darf. Und am Ende darf man das Heftchen mit nach Hause nehmen – eine schöne Erinnerung an die gut einstündige Tour durch den Skulpturenschatz von Johann Georg Martin Dursch.

Probiert die Tour einfach mal aus, und nehmt am besten auch eure Eltern, Geschwister, Großeltern, Tanten und Onkel mit, denn gemeinsam macht das Entdecken und Raten gleich noch mehr Spaß. Dazu rät auch Museumsleiterin Martina Meyr, die betont, dass das Familienheft nicht nur die Möglichkeit eröffnet, bei Kindern die Freude und das Interesse an Kunst zu wecken, sondern die Entdeckungstour ermöglicht ein gemeinsames Erlebnis. "Man kommt ins Gespräch, diskutiert, rätselt und kann manches auch noch daheim ausfüllen oder fertigmalen. So besteht sie Möglichkeit, sich erneut mit dem Thema auseinanderzusetzen", so die Museumsleiterin.