Statt auf den vorgeschriebenen Wegen außen herum werden Schwerlaster, die augenscheinlich kein Ziel in der Kernstadt haben, trotz zahlreicher Hinweise auf die geltendeTonnagebegrenzung immer wieder quer durch die Rottweiler Innenstadt gelenkt. Foto: Scheidel

Kein Ziel im Stadtkern und trotzdem werden Schwerlaster immer wieder durch Innenstadt bewegt.

Rottweil - Immer wieder zu beobachten: Schwerlaster quälen sich durch Rottweils Innenstadt mit ihren Tempo-20-Zonen. Das Transportziel scheint aber gar nicht im engen Stadtgeviert zu liegen. Was treibt die Fahrer ins innerörtliche Verkehrsgewühl? Ausweichreflexe wegen der Lkw-Maut können es eigentlich keine mehr sein.

Fallbeispiel gefällig: Ein Schwerlaster fährt bereits auf der Königstraße stadtauswärts in Richtung Landratsamt. Im Kreisverkehr wird aber eine 360-Grad-Wende vollzogen. Es geht erneut verbotenerweise (Tonnagebeschränkung) wieder stadteinwärts, am Hauptstraßenkreuz dann "Stadt nab" über Viadukt und Berner Feld zur B 27-Umgehung, wo der Weg nach links zur B 462 (Richtung Dunningen) eingeschlagen wird. Der Fahrer hat’s geschafft: Endlich kann das Gaspedal wieder etwas entspannter bedient werden.

Ob das im obigen Fall in einem osteuropäischen Land gemeldete Fahrzeug ohne ein funktionstüchtiges Navi unterwegs war, oder den Fahrer andere Tücken auf Abwege brachten, war nicht festzustellen. Nicht selten registrieren Beobachter aber auch Lkw mit deutschen Kennzeichen, die sich im Stadtkern vermeintlich auf Irrwege begeben haben.

Selbst 40-Tonner werden immer wieder durch Tempo-20-Zonen manövriert

Dass das Streben nach der Umgehung von Mautgebühren hinter Fahrmanövern quer durch die Stadt stecken könnte, ist eher auszuschließen. Seit dem 1. Juli gilt der Transportobolus nämlich auch flächendeckend für sämtliche Bundesstraßen. Demnach müsste der neue Maut-Effekt den Verkehr eher wieder stärker auf die Autobahnen bringen.

Das Erfassungssystem sei sehr ausgeklügelt, der Prozentsatz betrügerischer Spediteure klein, wird beim Mauteintreiber Toll Collect und beim Bundesamt für Güterverkehr (BAG) mit Blick auf die neu ins System eingespeisten Bundesstraßen (bis 1. juli waren nur die zwei- und mehrspurigen mautpflichtig) betont.

Schwarze Schafe seien auf sehr dünnem Eis unterwegs, sagt BAG-Pressesprecher Horst Roitsch. Ein Verstoß könne mit einer Geldbuße von bis zu 20.000 Euro je Einzelfahrt geahndet werden. Dementsprechend hoch sei die Akzeptanz bei den Transportunternehmen, sich der mit dem Gebührensystem verbundenen Erfassungstechnik zu öffnen und die im Schnitt etwa 20 Cent (abhängig von der Emissionsklasse des Lkw) je Kilometer zu berappen.

Laut Claudia Steen von Toll Collect sind fürs deutsche Maut-System heute 200. 000 Unternehmen (45 Prozent aus dem Ausland) aus über 40 Ländern mit 1,3 Millionen Fahrzeugen erfasst, wobei die meisten mit einem in den Lastkraftwagen eingebauten On-Board-Unit (OBU) für die automatische Abrechnung unterwegs seien. Der Rest müsse die Transportfahrten über ein Ticketsystem buchen.

Kontrolliert werde nach dem Zufallsprinzip, in dem etwa zehn Prozent der Fahrten gecheckt würden. Die Quote von Nicht- oder Falschzahlern liege bei unter einem Prozent.