"Wobei sind wir heute schon erfolgreich?" und "Was wollen wir in Zukunft anpacken?" sind Fragestellungen, die Vertreter aus Kommunalpolitik, Kommunalverwaltung, Zivilgesellschaft und Wirtschaft bei der Auftaktveranstaltung in Arbeitsgruppen diskutieren. Foto: Schwarzwälder Bote

Stadtentwicklung: Mit Bürgerbeteiligung Ziele der Agenda 2030 auf kommunaler Ebene herunterbrechen / Auftaktveranstaltung

"Zusammenrücken" wäre ein passender Titel für die Auftaktveranstaltung zur Agenda 2030 in Rottweil gewesen. Denn in der Stadthalle ging es um nachhaltige Entwicklung. Und um den Rottweiler Weg, bei dem immer auch die Bürger ins Boot geholt werden sollen.

Rottweil. In Gruppen sitzen Akteure aus Kommunalpolitik, Kommunalverwaltung, Zivilgesellschaft und Wirtschaft zusammen und stehen in regem Austausch miteinander. Auf jedem der 17 Tische in der Stadthalle liegen Stifte und Papier bereit, um die erarbeiteten Ideen festzuhalten. Auch eine Fahne mit einem Piktogramm darauf ist an den Stationen vorhanden. Jedes steht für eines der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung, den sogenannten "Sustainable Development Goals" (SDGs). Diese sind Kern der Agenda 2030 (siehe Infokasten).

"Wie können wir unser Rottweil nachhaltig weiterentwickeln?" lautete die Fragestellung, unter der die Auftaktveranstaltung zum Projekt "Von der lokalen Agenda 21 zur Agenda 2030 Rottweil" stattfand. Über 100 engagierte Bürger fanden also am Montagabend zusammen, um den Ist-Zustand zu erörtern und Ideen für eine Umsetzung der Agenda 2030 in Rottweil zu finden.

"Auch in Rottweil können wir einen Beitrag leisten", stellte Oberbürgermeister Ralf Broß klar. Denn die erfolgreiche Umsetzung der Ziele hänge von der Bereitschaft der Bürger und Kommunen ab, betonte er. Dass diese Bereitschaft vorhanden ist, zeigt sich unter anderem darin, dass bereits erste Ideen erarbeitet wurden. "Wir sind begeistert, dass schon bei der Auftaktveranstaltung zu jedem SDG konkrete Ideen gefunden wurden", heißt es von Seiten der translake GmbH, die wie bereits bei der Bürgerbeteiligung zur Hängebrücke die Moderation der Veranstaltung übernommen hat.

Im sogenannten Worldcafé erörtern die Teilnehmer in einem ersten Schritt, wobei jeder selbst, die Gruppen und die Stadt in Bezug auf das jeweilige nachhaltige Entwicklungsziel bereits erfolgreich sind. Auch, was in Zukunft angepackt werden soll, wird gemeinsam ausgearbeitet. Unter anderem wird "sehr gute Trinkwasserqualität" notiert. An einer anderen Station steht "Förderung zur Vermarktung lokaler Produkte" als Aspekt, den man in Zukunft anpacken will.

In einem weiteren Schritt entwickelt eine neu zusammengesetzte Gruppe konkrete Ideen zu den erarbeiteten Punkten. Einige dieser Vorschläge werden auch vorgestellt. Unter dem Ziel "Industrie, Innovation und Infrastruktur" beispielsweise wird angeregt, eine Beratungsstelle Leerstand zu schaffen. Auch die Parks und Grünanlagen in der Stadt auf Barrierefreiheit zu untersuchen und Lösungen zu finden sowie Nachbarschaftshilfen und Familienpatenschaften zu entwickeln wird angeregt. Die ausgearbeiteten Ideen und das Projekt "Agenda 2030 in Rottweil" werden am 21. April bei einem Bürgerdialog im Kapuziner Sonnensaal vorgestellt.

Egal ob Entwicklungsland, Schwellenland oder Industriestaat: Die Agenda 2030 gilt für alle Staaten dieser Welt. Im Fokus stehen benachteiligte und diskriminierte Bevölkerungsgruppen sowie die Ärmsten der Armen. Sie wurde im September 2015 beim Gipfel der vereinten Nationen verabschiedet.

Drei Dimensionen, fünf Schwerpunkte, 17 Ziele

Kern der Agenda 2030 sind die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung, die sogenannten Sustainable Development Goals (SDGs). Diese berücksichtigen Soziales, Umwelt und Wirtschaft als Dimensionen der Nachhaltigkeit. Diesen Dimensionen wiederum sind fünf Arbeitsschwerpunkte mit fünf Kernbotschaften vorangestellt: Sie betreffen Mensch, Planet, Wohlstand, Frieden und Partnerschaft.

Die 17 SDGs lauten wie folgt:

1. Keine Armut, 2. Kein Hunger, 3. Gesundheit und Wohlergehen, 4. Hochwertige Bildung, 5. Geschlechtergleichheit, 6. Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen, 7. Bezahlbare und saubere Energie, 8. Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum, 9. Industrie, Innovation und Infrastruktur, 10. Weniger Ungleichheiten, 11. Nachhaltige Städte und Gemeinden, 12. Nachhaltige/r Konsum und Produktion, 13. Maßnahmen zum Klimaschutz, 14. Leben unter Wasser, 15. Leben an Land, 16. Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen, 17. Partnerschaften zur Erreichung der Ziele.

Nachdem sich die Stadt Rottweil bereits im Mai 2001 zur Einführung einer lokalen Agenda verpflichtete, begrüßte der Gemeinderat im Oktober deren Weiterentwicklung und die Implementierung der Agenda 2030 sowie der nachhaltigen Entwicklungsziele in die örtlichen Prozesse.

Weitere Informationen: Zu den 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung: www.17ziele.de oder beim Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung: www.bmz.de Zur Agenda 2030 in Rottweil: www.rottweil2030.wordpress.com