Ritsch Ermeier und Walter Zinkl – in diesem Fall an Melodica und Gitarre – stellen am gestrigen Dienstagabend beim Ferienzauber ein paar schräge Bayern-Gedanken wieder gerade. Foto: Schnekenburger Foto: Schwarzwälder-Bote

Bayerisches Hausmusik-Kabarett sorgt am Dienstagabend für gute Laune beim Ferienzauber

Von Bodo Schnekenburger

Rottweil. Das ist mal ein schönes Bild für Himmel: "ein Sommerabend im Neckartal". So stellen sich Ritsch Ermeier und Walter Zinkl also das Elysium vor. Okay, man darf davon ausgehen, dass da durchaus eine große Portion Höflichkeit gegenüber den Gastgebern im Spiel war, im Zelt unterm Wasserturm hatte man aber durchaus den Eindruck, dass sich das Duo in Rottweil nicht unwohl fühlt. Vorsichtig formuliert.

Bereits vor ein paar Monaten waren die Bayern aus der Holledau zu Gast am Neckar. Damals noch als Trio hatten sich "Sauglocknläutn", so der programmatische Name des Ensembles, um den Kabarettpreis "Goldener Rottweiler" beworben. Den gab es zwar nicht, dafür aber durchaus Anerkennung. Denn das Problem ist die Gewichtung. Musikalisch mit dem klassischen Instrumentarium der Hausmusik gut aufgestellt präsentieren sich die Gäste – und liefern dann doch nicht seifenwasserweiche Unterhaltung, sondern langen in ihren Gstanzln ordentlich zu.

Auch am gestrigen Dienstagabend geht es nicht ums launige Verharren in der Komfortzone. Erste Publikumstests deuten an, dass Rottweil reif ist für einen Abend mit Sauglocknläutn. Gut, dieser Satz ist nur wegen der hübschen Alliteration in "Rottweil reif" reingerutscht. Wichtiger ist den Musikern, die Kabarettisten und umgekehrt sind, dass ihr Publikum ihre Sprache versteht. Vertrauensbildende Maßnahme war der Spaziergang durch den Biergarten und die Feststellung: Auch in Rottweil sehen die Leute aus "wie bei uns". Anders gesagt: Da können Ermeier und Zinkl loslegen. Als im Zelt auch klar ist, dass der Sprachunterschied – und im Bairischen gibt es nunmal, wie im Schwäbischen auch, herrliche Möglichkeiten, komplexe Beschreibungen mit einem Wort auf den Punkt zu bringen – kein Hindernis darstellt, ist der Weg frei.

Nicht nur, dass "alle 8000 Besucher", naja so viele waren’s dann doch nicht im Ferienzauber-Zelt unterm Wasserturm, sogar ohne Kommando zielsicher "Stresstest" skandieren, ganz ohne Bankenkrise, Atomkraftwerke und Stuttgart 21, sondern einzig auf bestimmte Persönlichkeiten und schließlich Personen bezogen, nicht nur, dass manchem die Bierbank-Hymne als Illustration vertraut-verdrängter Erinnerungen dienen mag. Nein, das Duo, das sich das Programm nach dem krankheitsbedingten Ausfall von Peter Röckl relativ kurzfristig "draufschaffen" musste, liefert eine Welle, auf der die Besucher gerne mitschwimmen. Schon im ersten Stück wird mitgeklatscht. Die gute Laune überträgt sich. So soll es bleiben bis zum Schluss. Und dass da das Neckartal, auch wenn’s gestern bis zum Wasserturm reichte, ein bisschen Himmel wird – warum nicht?