Bürgermeister Christian Ruf (Mitte) gibt auf dem Parkplatz Zentrum den Startschuss für die zweieinhalbstündige Besichtigungstour.Fotos: Schulz Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunales: Stadtverwaltung und Gemeinderat begeben sich auf Besichtigungstour

Rottweil – das ist Landesgartenschau 2028, das ist Hängebrücke. Doch das ist noch viel mehr. Auf einer Baustellentour besichtigten Stadträte und Verwaltung am Mittwoch die laufenden Projekte in der Stadt: Da gibt es einiges zu sehen.

Rottweil. Es ist bereits ein dichtes Programm, das Bürgermeister Christian Ruf – er vertritt Oberbürgermeister Ralf Broß, der noch im Urlaub weilt – den Stadträten präsentiert. Abgeklappert werden sollen der Parkplatz Zentrum (früher Groß’sche Wiese), das Droste-Hülshoff-Gymnasium, der Kindergarten Spitalhöhe, das Baugebiet Spitalhöhe West und die beiden Brückenneubauten an der Spittelmühle und in der Lehrstraße – allesamt Vorhaben mit einem Bauvolumen in Millionenhöhe.

Dabei sind weitere Projekte – aufgrund des knappen Zeitfensters von zwei Stunden, das man sich vorgegeben hat – noch nicht einmal gelistet. Etwa der neuen Skaterpark, die neue Edith-Stein-Schule oder die sanierten Straßen Höllgasse und Hintere Höllgasse in der historischen Innenstadt.

Parkhaus Zentrum

Es geht ’was in der Stadt – das ist offensichtlich. Nur ein Beispiel: Für das geplante Parkhaus auf dem Parkplatz Zentrum geht Lothar Huber, der Leiter des Fachbereichs Bauen und Stadtentwicklung, davon aus, spätestens in der ersten Sitzung des Gemeinderats im neuen Jahres einen fertigen Entwurf mitsamt Kostenberechnung präsentieren zu können. Je nach Variante dauert die Aufstockung zwischen sechs und neun Monaten. In zwei Jahren, so die weitere Schätzung, könnte das Projekt fertig sein und Rottweil über weitere hunderte öffentliche Parkplätze verfügen.

Damit würde eine jahrelange Diskussion in der Stadt zu einem Endpunkt geführt. Handel- und Gewerbetreibende der Innenstadt fordern schon seit Langem, mehr Parkplätze für Kunden – und neuerdings auch Touristen – anzubieten. Wenn das neue Parkhaus dann steht, ist nur die Frage, ob die Parkmöglichkeiten so angenommen werden, wie erhofft.

Droste-Hülshoff-Gymnasium

Etwas weiter ist man bei der zurzeit größten Baumaßnahme in der Stadt, der Sanierung des Droste-Hülshoff-Gymnasiums. Rund 14 Millionen Euro kosten Sanierung und Neubau der Schule. Das Land unterstützt das Vorhaben mit bislang 1,7 Millionen Euro. Allein für die Container, in denen während der Bauzeit Unterricht stattfindet, muss rund eine Million Euro bezahlt werden, so Bürgermeister Ruf.

Es habe unliebsame Überraschungen gegeben. Bei der Entkernung eines Gebäudeteils seien teer- und asbesthaltige Materialien gefunden worden. Diese seien professionell entsorgt wurden. Als "Sahnestückchen" bezeichnet die Bauverwaltung den neuen Kunstraum der Schule.

Auf die Frage von Stadtrat Hermann Breucha (Freie Wähler), wie die Räume belüftet werden – der Durchlüftung kommt wegen der Virenausbreitung in geschlossenen Räumen inzwischen eine höhere Bedeutung zu – heißt es, die Klassenzimmer würden dezentral durch Lüftungselemente in der Außenfassade belüftet. Und die Fenster könnten geöffnet werden.

Ebenso werde die Schule technisch und digital gut ausgerüstet. Alle Räume verfügten über Netzwerkanschlüsse, W-Lan gebe es im gesamten Gebäude, die Klassenzimmer würden mit elektronischen Tafeln ausgestattet, erfährt Stadtrat Günter Posselt (CDU) auf Nachfrage.

Frank Sucker (Bündnis 90/Die Grünen) interessiert, wer für Gestaltung und Zuschnitt der Klassenräume verantwortlich war. Herauszuhören ist, dass der Stadtrat eine moderne pädagogische Note vermisst. Das Wort "Käfighaltung" macht die Runde. An seine Adresse geht der Hinweis, dass beim Raumprogramm die Expertise von Lehrern und Schulleitung eingeflossen sei. "Sanierung im Bestand ist immer etwas anderes, als wenn Sie auf der grünen Wiese neu bauen", so Ruf.

Spitalhöhe

Es geht zum Sahnestückchen der Stadt insgesamt – auf die Spitalhöhe. Zu besichtigen ist der Neubau des Kindergartens, der einen grandiosen Ausblick in die weite Natur bietet und die Erschließung des Quartiers West. Dort entstehen 30 Bauplätze. Die Preise pro Quadratmeter variieren zwischen 230 und 290 Euro. Die 1a-Lage könnte man neunmal vermarkten, berichtet der Bürgermeister. Die Nachfrage ist insgesamt drei Mal höher als Plätze zur Verfügung stehen. Noch in diesem Jahr soll über die Verteilung der Grundstücke entschieden werden. Im ersten Quartal 2021 sollen die Kaufverträge unterzeichnet werden.

Über die Vergabe der Baugrundstücke entsteht zwischen CDU-Stadtrat Posselt und Peter Hauser, dem Leiter des städtischen Eigenbetriebs Stadtbau, eine Diskussion. Der Grund ist zum einen, dass fünf übrige Plätze im Quartier Spitalhöhe Mitte im Vergabeverfahren für das Quartier West überführt wurden – Kaufinteressenten seien zuletzt doch abgesprungen. Zum anderen soll die Stadtbau eine Liste für Vormerkungen führen, dabei, so Posselt, würden die Plätze über das Internetportal Baupilot vermarktet. Posselt sieht die parallele Führung einer Bewerbungsliste bei der Stadtbau kritisch, Hauser verteidigt sie.

Neue Brücken

Rottweil ist nicht nur die Stadt der Türme, sondern auch die Stadt der Brücken. Zwei Neubauten werden inspiziert. Das Bauwerk über den Neckar bei der Spittelmühle ist abgerissen. Entstehen soll eine neue Brücke mit einer Spannweite von 29 Metern und einer Breite von 11,30 Metern. Auch ein Fahrradstreifen ist berücksichtigt (2,7 Meter). Wie alle neuen Brücken, kann diese mit 60 Tonnen belastet werden. Sie kostet 2,1 Millionen Euro und soll im Sommer kommenden Jahres fertiggestellt sein.

Die alte Brücke stand unter Denkmalschutz. Doch nach Verhandlungen mit der Behörde hat man sich auf den vollständigen Abriss geeinigt. Das Allgemeinwohl stand dabei im Vordergrund. Zerschlagen hat sich indes eine Privatinitiative, nach der Teile der alten Brücke wiederverwendet werden sollten. 400 000 Euro wurden gespart allein dadurch, dass an dieser Stelle fortan Tempo 50 gilt. Somit kann unter anderem auf umfangreichere Schutzleitplanken verzichtet werden.

Und was passiert mit den Straßen an beiden Seiten der Brücke?, lautete die Frage aus der Runde der Stadträte. Die Neckartalstraße zu sanieren, würde 1,6 Millionen Euro kosten. Für die Straße hoch zum Berner Feld wären weitere 675 000 Euro notwendig. Ob das Geld ausgegeben wird, entscheidet sich in den kommenden Haushaltsberatungen.

Fertig hingegen ist die Brücke in der Lehrstraße – die Baustelle ist die letzte Station der Besichtigungstour. Dass zurzeit an so vielen Brücken in der Stadt gebaut wird, hat auch mit dem günstigen Augenblick der Zuschüsse zu tun. Das Land fördert den Brückenbau über den kommunalen Sanierungsfonds mit 50 Prozent der Baukosten. "Wir sind froh, dass wir an diese Mittel gekommen sind", so Ruf, der sich dafür bedankt, dass die Bevölkerung die Einschränkungen im Zuge der Baumaßnahmen so verständnisvoll aufgefasst habe.