Peter-Michael Ilg wendet das Dermatoskop an, hier bei Michaela Sieber vom Arztpartner-Service der AOK Schwarzwald-Baar-Heuberg. Der Rottweiler Hausarzt nimmt am Pilotprojekt TeleDerm teil. Foto: Elke Rauls

Telemedizin-Projekt von AOK und Uniklinikum Tübingen läuft auch im Kreis Rottweil. Schnelle Auskunft durch Facharzt.

Kreis Rottweil - Eine schnelle Auskunft durch einen Facharzt bei einem unklaren Hautbefund beim Hausarzt – das testet die AOK im Pilotprojekt TeleDerm.

Damit soll Versicherten eine schnelle und fundierte Meinung eines Facharztes geliefert werden. "Falls der Hausarzt einen dermatologischen Befund nicht abschließend beurteilen kann, macht er Fotos von den betroffenen Stellen und schickt sie zusammen mit einem Fragebogen an den Facharzt – alles über eine sichere Datenverbindung", wie Michaela Sieber vom Arztpartner-Service der AOK Schwarzwald-Baar-Heuberg erklärt. "So bekommen die Patienten eine schnelle Rückmeldung und müssen nicht auf einen Termin beim Hautarzt warten."

Peter-Michael Ilg ist einer von zehn Hausärzten im Landkreis Rottweil, die an dem Modellprojekt teilnehmen. "TeleDerm ist ein sehr sinnvolles Projekt, das mich von Anfang an interessiert hat", so der Rottweiler Hausarzt. "Bei den Patienten kommt die Vorgehensweise sehr gut an."

Der Ablauf in der Praxis ist einfach: Entdeckt der Hausarzt eine Hautveränderung, die er nicht einordnen kann, kommt das Dermatoskop zum Einsatz, das wie ein dicker Marker-Stift aussieht. Das Gerät wird auf die Haut gehalten. Das dabei erzeugte hochauflösende Bildmaterial wird gemeinsam mit Anamnese, Alter, Pseudonym und Geschlecht des Patienten per Praxisverwaltungssystem über eine gesicherte Internetverbindung zum Hautarzt übertragen. Dieser gibt dem Hausarzt innerhalb von 48 Stunden eine Einschätzung zu dem Befund und teilt mit, ob eine fachärztliche Behandlung notwendig ist. Der Hausarzt kann dabei auch Rückfragen stellen. So soll ein schneller Informationsaustausch zwischen Haus- und Facharzt gewährleistet werden. Die Telemedizin eröffne dadurch neue Möglichkeiten, die medizinische Versorgung insbesondere auf dem Land zu verbessern, sagen die Befürworter.

"TeleDerm ist grundsätzlich offen für viele dermatologische Beschwerden", so AOK-Expertin Michaela Sieber. Und: "Die Abklärung von Befunden im Rahmen der Hautkrebsvorsorge ist nur eines der möglichen Anwendungsfelder. Über den Einsatz des sogenannten Telekonzils entscheidet der Hausarzt."

Die AOK Baden-Württemberg hat das Telemedizin-Pilotprojekt gemeinsam mit dem Uniklinikum Tübingen und weiteren Partnern entwickelt. TeleDerm läuft bis 30. Juni 2019 im Landkreis Rottweil in zehn Praxen im Rahmen des AOK-HausarztProgramms.

Insgesamt sind 50 Hausarztpraxen in den Kreisen Calw, Böblingen, Zollern-Alb und Rottweil beteiligt. Nach dem Ende der Praxisphase werden die teilnehmenden Ärzte, Patienten und die medizinischen Fachangestellten zu ihren Erfahrungen befragt. Außerdem werden die entstandenen Prozessdaten analysiert. Die Ludwig-Maximilian-Universität München wird das Projekt evaluieren. Finanziell gefördert wird TeleDerm durch den Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses. Das Institut für Allgemeinmedizin und Interprofessionelle Versorgung des Universitätsklinikums Tübingen ist die projektführende Institution.