Das Astronautenequipement bleibt im Schrank. 2019 will Ralf Broß mit seinem Team am Boden bleiben. Fotos: Graner Foto: Schwarzwälder Bote

Bürgerempfang: In der Stadthalle lässt Oberbürgermeister Ralf Broß Höhepunkte Revue passieren

"Wir sollten die Erwartungshaltung etwas zurückschrauben. Es ist nicht unser Ziel, jedes Jahr eine neue Rakete steigen zu lassen", betonte Oberbürgermeister Ralf Broß beim Bürgerempfang gestern Abend in der Stadthalle. Vielmehr gelte es nun, die begonnenen Projekte zu realisieren.

Rottweil. Freie Plätze waren in der Stadthalle Mangelware. Es war übrigens bereits der zehnte Bürgerempfang, zu dem der Oberbürgermeister und die Stadtverwaltung eingeladen hatten. Die Veranstaltung ist etabliert und das Interesse groß.

Erstmals wurde Ralf Broß von einer Gebärdendolmetscherin unterstützt, die die Veranstaltung simultan übersetzte. Bislang hätten Hörgeschädigte am Bürgerempfang nicht teilnehmen können. "Doch das soll sich ändern", betonte Broß. "Denn schließlich bekennen wir uns in Rottweil zur Teilhabe von Menschen mit Behinderungen an unserer Bürgergesellschaft. Wir haben uns im Leitbild ›Soziale Stadt‹ ausdrücklich zum Ziel gesetzt, auf die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen zu achten. Das wollen wir heute Abend umsetzen".

Pompöser Beginn

Mit einer pompösen, ja beinahe schon dramatischen Fanfare von David Maslanka stimmte die Stadtkapelle unter Leitung von Julian König auf die Veranstaltung ein. Vertreter aus allen Bereichen des öffentlichen Lebens, zahlreicher Institutionen und Vereine, aber auch viele interessierte Rottweiler waren anzutreffen. Sie alle lauschten gespannt, was Oberbürger-meister Broß zu sagen hatte.

Auch das Jahr 2018 sei sehr ereignisreich gewesen. Viele Bilder würden ihm dazu einfallen, so Broß. Einen eigenen Film könne man drehen, der sowohl dokumentarischen als auch unterhaltsamen Charakter hätte. Broß sorgte mit seiner bildhaften Sprache dafür, dass sich in den Köpfen der Gäste tatsächlich ein Film abspielte.

Beispielsweise von der Bewerbung um die Landesgartenschau im Jahr 2028 und dem Zuschlag für dieses Großereignis. Oder die Bilder vom Abbau des Krans auf dem Thyssenkrupp-Turm durch einen Helikopter. "Das war ein Highlight, weil der Turm dadurch sein endgültiges Aussehen bekam", so Broß.

Freilich erinnerten sich viele auch an die feierliche Einweihung der neuen Feuerwache an der Schramberger Straße, das Planungsverfahren zur Hängebrücke, die Machbarkeitsstudie zum Stadtmuseum, die Bebauung der Spitalhöhe oder die Neugestaltung des Wehrbereichs an der Dreher‘schen Mühle. Die Planung der JVA im Esch sei ebenfalls fortgeführt worden.

Einen guten Film macht aber auch aus, dass der Zuschauer unterhalten ist. Zum Thema Unterhaltung hatte Rottweil im abgelaufenen Jahr so manches zu bieten. So war beispielsweise der Zukunftsforscher Matthias Horx zu Gast, der in Zusammenhang mit der Landesgartenschaubewerbung über die progressive Provinz im Allgemeinen und über Rottweil im Speziellen referierte.

Große Begeisterung

Auch Ministerpräsident Winfried Kretschmann habe das "Zukunftspotenzial unserer Stadt kennen und schätzen gelernt". Die Begeisterung sei so groß gewesen, dass sogar die gesamte Mannschaft des Staatsministeriums ihren Jahresausflug nach Rottweil machte.

Neben diesen Akteuren hätte es noch so manch anderen gegeben, der in diesem Film hätte mitspielen können. "Das vergangene Jahr war wieder ein Jahr voller schöner Ereignisse und Erfolge für unsere Stadt", resümierte Broß. "Rottweil ist innovativ, mutig und entwickelt sich mit einer großen Dynamik nach vorn – Kompliment! Respekt! Weiter so", hatte Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut bei ihrem Besuch ins Goldene Buch geschrieben.

Gewaltige Worte

Darüber freute sich Broß besonders. "Wir haben mit unseren Projekten bereits die Weichen in Richtung Zukunft gestellt", machte er deutlich. Von der Römerstadt, über die Reichsstadt bis hin zum Rottweil der Gegenwart stehe man heute tatsächlich an der Schwelle zu einer neuen Epoche.

"Einer Epoche, in der bürgerschaftlicher Gemeinsinn, die Kreativität der Menschen, moderne Technologien und die hohe Lebensqualität im ländlichen Raum eine dynamische Verbindung eingehen", sagte der Verwaltungschef.

Und bei allem gelte: "Ja, es gibt tatsächlich noch ein Leben neben Turm, Hängebrücke und Landesgartenschau." Broß machte deutlich, dass die Landesgartenschau in den nächsten Jahren zentrales Thema bleibe. "Sie ist eine riesige Chance für unsere Stadt, uns langfristig städtebaulich weiterzuentwickeln." Für die baulichen Anlagen, die es bis 2028 geben soll, würde gerade die Ausschreibung für den europaweiten Wettbewerb vorbereitet, informierte er.

Aber er ließ die Gäste auch an seiner Vision zum eigentlichen Eröffnungsjahr teilhaben. Er hofft auf eine schöne Eröffnungsfeier und viele sonnige Monate. Er erzählte vom neuen Ringzughalt und dem Schrägaufzug. Beides sei noch zu schaffen. "So stellen wir uns das vor", richtete er die Worte an Landrat Wolf-Rüdiger Michel, verbunden mit der Hoffnung hier eine "vernünftige Lösung zu einem neuen Ringzughalt" zu finden.

Neben all der Pflicht gebe es aber ja auch noch die Kür, die keinesfalls fehlen dürfe. Damit könne Rottweil ebenfalls dienen, stehen doch im laufenden Jahr allerlei Jubiläen an. So feiert die ENRW ihr 20-jähriges Bestehen ebenso wie der Kindergarten Hegneberg. Das Freibad feiert bereits seinen 40. Geburtstag, und die Musikkapellen Neukirch und Zepfenhan blicken auf eine 100-jährige Geschichte zurück.

Versprechen auf Ewigkeit

Ein ganz besonderes Jubiläum sei allerdings das des Ewigen Bundes mit der Schweiz. Den Ewigen Bund gibt es seit nunmehr 500 Jahren. "Der Ewige Bund ist ein Bündnis. Ein Versprechen auf Ewigkeit. Ein multilaterales Abkommen, das Rechte und Pflichten der beteiligten eidgenössischen Orte definiert. Das Bündnis umfasste ursprünglich einen militärischen Beistandspakt, der die Unterstützung im Notfall regelte", erklärte Broß. Geblieben sei eine "enge freundschaftliche Beziehung mit der Schweiz und insbesondere mit der Stadt Brugg".

Im Selbstverständnis der Rottweiler sei diese uralte, historische Verbindung mit der Schweiz, die bereits in der Römerzeit ihren Anfang nahm, seit jeher fest verankert. Beim Stadtfest am 7. September soll diese Verbindung mit einem kleinen Festakt gefeiert werden, kündigte Broß an.

Langeweile ausgebürgert

Kommunalwahlen stehen in diesem Jahr ebenfalls an. Das historische Erbe zu bewahren und die Stadt gleichzeitig zu modernisieren sei die Herausforderung, der sich die Kommunalpolitik stellen müsse. Broß ermunterte die Bürger sich hier aktiv einzubringen. "Unser Gemeinderat braucht Menschen, die etwas bewegen und unsere Stadt voranbringen wollen. Auch in den Ortschaften und im Kreistag. Und eines kann ich Ihnen versprechen: Interessante Themen haben wir genug. Ihnen wird es nicht langweilig werden", gab Broß den Gästen mit auf den Weg.

Langeweile kam freilich auch nach den Worten von Broß nicht auf, denn im Anschluss hatten die Gäste die Möglichkeit zum persönlichen Gespräch und Austausch. Die Gästeliste war einmal mehr vielfältig. Die Bürgermeister der benachbarten Gemeinden waren ebenso anwesend wie Vertreter aus Kommunal- und Landespolitik, Industrie, Handel und Handwerk sowie von den Kirchen.