Tina Graf lässt sich durch die schwierigen Rahmenbedingungen nicht entmutigen. Foto: Zelenjuk

Mutiger Start mitten in der Krise. Konditormeisterin Tina Graf eröffnet Confiserie. Projekt mit Café verschoben.

Rottweil - Edle Schokoladen, handgemachte Pralinen und ausgefallene Desserts: Das ist die Welt von Tina Graf. Die junge Konditorin hat Ende März – mitten in der Corona-Krise – ihre Confiserie in Rottweil eröffnet. Dieser Start war kein einfacher, doch Graf bleibt optimistisch.

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Mit einer eigenen Confiserie hat sich die 30-jährige Tina Graf einen Traum erfüllt. Auch wenn das Ganze ziemlich anders gelaufen ist als geplant. Ein Verkaufsraum und ein Goldschmied im Erdgeschoss, ein gemütliches Café im ersten Stock - das war die Vision. Doch die Corona-Krise hat der jungen Unternehmerin einen Strich durch die Rechnung gemacht. Der ursprünglich vorgesehene Standort auf zwei Ebenen in der Hohlengrabengasse ließ sich nicht realisieren, und so musste sich Graf auch von der Idee eines kleinen "Handwerkerhauses" erst mal verabschieden.

Gestartet ist die Konditorin stattdessen in der Kameralamtsgasse mit einem reduzierten Angebot. Der Laden liegt etwas versteckt, doch auch trotz der angespannten Corona-Situation findet der eine oder andere Rottweiler den Weg in die Confiserie, stellt Graf fest. Manche schauen aus Neugier rein - und keiner verlässt den Raum mit leeren Händen.

Das liegt auch daran, dass die Konditorin handgemachte, exklusive Süßigkeiten anbietet. Im Moment hat sie noch keine Mitarbeiter und macht alle Pralinen, Törtchen und andere Desserts allein. Das ist herausfordernd, gibt die 30-Jährige zu. Aber es ist ihre Leidenschaft - und sie ist glücklich darüber, dass ihre "süßen Sachen" bei den Rottweilern gut ankommen.

Rottweil hat es ihr angetan

Graf selbst kommt ursprünglich aus Heilbronn, lebt in Horb und pendelt jeden Tag nach Rottweil. Ihr Handwerk hat sie unter anderem in der Schokoladenmanufaktur Schell in Gundelsheim und an der Meisterschule in Heidelberg gelernt. Erfahrungen sammelte sie auch in einem großen Kaffeehaus in Bühl und in der Breuninger Confiserie.

Ihre heutige Station ist Rottweil. Die 30-Jährige verrät, dass sie hier eine Nische entdeckt hat. Und die Stadt hat es ihr sofort angetan. "Die Geschichte von Rottweil will ich in meinen Pralinen ein bisschen aufgreifen", sagt sie. Dabei wird es Motive geben, die nur für waschechte Rottweiler verständlich sind, und andere – für Touristen als nettes Mitbringsel aus der ältesten Stadt Baden-Württembergs gedacht. Auch dieses Projekt ist in die Zukunft verschoben worden.

Jetzt heißt es für Graf, die Rottweiler mit ihren Produkten zu überzeugen. Dafür steht die Konditorin jeden Tag spätestens um fünf Uhr auf, bereitet Törtchen, Pralinen und Kuchen zu, um um 8 Uhr die Tür der Confiserie für die Kunden zu öffnen. "Neben dem Verkauf packe ich die Sachen ein. Abends produziere ich weiter und mache das Büro fertig", schildert Graf ihren Alltag.

Sprung in die Selbstständigkeit bereut sie heute nicht

"Ich habe gewusst, dass es hart sein wird, besonders in der ersten Zeit. Aber ich habe mich ja selbst dafür entschieden", sagt die 30-Jährige. Dass mit der Corona-Krise eine weitere Herausforderung dazukommt, konnte vor einigen Monaten noch niemand ahnen. "Das war schon erschlagend", gibt sie zu. "Es war ja länger geplant, dass ich aufmache. Der Mietvertrag war aber noch nicht unterschrieben. Ich habe mich gefragt: Soll ich riskieren? Und habe riskiert", sagt sie. Zwar ohne Eröffnungsparty, ohne Musik und an einem anderen Standort - aber die Entscheidung, den Sprung in die Selbstständigkeit trotz der Krise gewagt zu haben, bereut sie heute nicht.

"Es muss ja irgendwie vorangehen. Ich hoffe sehr, dass sich die Wirtschaft erholt und die Menschen, die Wert auf exklusive, hochwertige Sachen legen, auch Geld dafür ausgeben werden." Die Eröffnungsparty - die wird auf jeden Fall nachgeholt, verspricht Graf.

Ihre Rottweiler Confiserie ist seit 31. März offiziell geöffnet. Zwischendurch musste sie den Laden schließen - die Konditorin musste beweisen, dass sie tatsächlich Lebensmittel verkauft. Doch für die ganzen Strapazen wird sie mit dem Gedanken entschädigt, dass ihre Kreationen den Kunden in dieser schweren Zeit viel Freude bereiten.

Konditorin sein - das war und bleibt ihr Traumberuf. "Man verdient nicht so viel, also muss man es schon echt gern machen", sagt sie schmunzelnd. Kreativität und gute Feinmotorik braucht man in der Branche - und körperliche Fitness, fügt sie hinzu. "Man steht den ganzen Tag, und die Gewichte, die man herumträgt, sind nicht haushaltsüblich. Das unterschätzt man oft."

In die Zukunft blickt Graf optimistisch. "Notfalls backe ich dann Brot und Brötchen." In ihrer Ausbildung hat sie auch das gelernt. Ab dem heutigen Samstag hat sie Brot und Brötchen von der Landbäckerei Geiger im Rahmen einer Kooperation im Sortiment.

Und wie klappt der Kontakt zur Kundschaft? "Ich habe im Vorfeld oft gehört, dass Rottweiler sehr eigen sind. Ich persönlich habe sie bis jetzt als sehr aufgeschlossen, herzlich und freundlich erlebt", teilt Graf ihre Erfahrungen.

Weitere Informationen: Petite Confiserie Graf, Kameralamtsgasse 2. Öffnungszeiten: Montag bis Sonntag, 8 bis 17 Uhr. www.confiserie-graf.de