Was soll man mit dem Stadtmuseum bloß anstellen? Da weiß auch dieser Rottweiler Hund keinen Rat. Fotos: Nädele Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunalpolitik: Drei Standorte und keine Präferenz im Gemeinderat

Was mit dem alten Stadtmuseum passiert und ob es ein neues gibt, diese Fragen sind weiterhin offen. Im Gemeinderat zeigte sich am Mittwoch keine Präferenz für einen der drei Standorte Herdersches Haus, alte JVA oder Neubau. Nun soll ein erweitertes Gremium einen Vorschlag ausarbeiten.

Rottweil. Es gibt wohl kaum eine Aufgabe, mit der sich Verwaltung und Gemeinderat so schwer tun wie mit dem Stadtmuseum. Nicht erst seit gestern. Diese Geschichte wiederholt sich: Schon vor zehn, elf Jahren befassten sich Stadträte und Verwaltung mit dem historischen Gebäude mitten in der Innenstadt. Es wurde heftig debattiert – ohne sichtbares Ergebnis.

Auch am Mittwochabend wurde intensiv über das Stadtmuseum im Gemeinderat gesprochen. Nicht also zum ersten Mal, und sicherlich auch nicht zum letzten Mal. Kulturamtschef Marco Schaffert machte zum Schluss der fast zweistündigen Debatte noch einmal deutlich, worum es im Kern geht: Das Kulturgut der Stadt leidet seit Jahren und droht in Teilen zerstört zu werden. Einfach, weil es unter konservatorischen Gesichtspunkten nicht ordentlich gelagert werden kann. "Es besteht ein dringender Bedarf", so Schaffert.

Das ist allen Beteiligten bewusst, wie die Wortbeiträge nach einem äußerst aufschlussreichen Vortrag des Stuttgarter Architekten Arno Leder zeigten. Sein Büro war mit einer Machbarkeitsstudie beauftragt worden. Untersucht wurden die Standorte Herdersches Haus mit den beiden Nachbargebäuden, das alte Gefängnis im Nägelesgraben und der Standort des alten Feuerwehrhauses. Dort wäre es dann ein Neubau.

Alle drei möglichen Standorte für ein neu konzipiertes Stadtmuseum zusammen mit einem Café und der Touristinfo haben Vor- und Nachteile. Und keine Vorteile können die Nachteile in dem Maße aufwiegen, als dass sich dadurch ein Favorit herauskristallisieren würde.

Würde FDP-Stadtrat Michael Gerlich allein den Verstand sprechen lassen, so müsste er sich wohl für den Neubau entscheiden, wie er bekundete. Jörg Stauss (Freie Wähler) sprach sich gegen die Beibehaltung des Herderschen Hauses als Stadtmuseum aus. Ein Einzelhandelsgeschäft mit Wohnungen in der dortigen Lage würde der Innenstadt eher von Nutzen sein. Er schlug zudem vor, das Herdersche Haus zu verkaufen, falls notwendig. Man müsse nicht an allem hängen.

Günter Posselt, CDU-Fraktionssprecher, zeichnete einen persönlichen Meinungsbildungsprozess nach. Noch im April, nach der Informationsfahrt nach Meersburg und Ravensburg, sei er für das Herdersche Haus gewesen. Jetzt plädierte er für die JVA.

Hinter dem alten Gefängnis, das ja noch als Vollzugsanstalt benutzt wird, sind indes mehrere Fragezeichen zu setzen. Das Gebäude würde frühestens mit Bezug des geplanten neuen Gefängnisses im Gewann Esch frei. Wann das soweit ist, weiß niemand. Das könnte gut und gerne noch zwischen sieben und zehn Jahren dauern. Zudem ist nicht bekannt, ob das Land überhaupt gewillt ist, diese Immobilie abzustoßen. Lederer indes war fast schon Feuer und Flamme für dieses Gebäude. "Das wäre die beste Location, ulkig und merkwürdig im besten Sinne."

Andere wiederum wie Hermann Breucha (FFW) hängen am Herderschen Haus. Auch Hermann Kleins Herz schlägt für den bisherigen Standort. "Ein Stadtmuseum gehört in die Innenstadt", sagt er.

Laut Machbarkeitsstudie liegt das Kostenrisiko beim jetzigen Standort am höchsten, ein Neubau wäre am sichersten zu kalkulieren. Indes: Würde das Stadtmuseum umziehen und behielte die Stadt das Herdersche Haus, kämen für das neue Museum und die Sanierung des alten in etwa die gleichen Kosten unterm Strich heraus: wohl zwischen 15 und 20 Millionen Euro.

Die weitere Vorgehensweise sieht nun so aus: Eine Projektgruppe soll eine Entscheidungsgrundlage ausarbeiten. Darin sollen Bürger, Mitarbeiter der Stadtverwaltung, Vertreter des Gemeinderats und Experten von außerhalb vertreten sein. Das wurde einstimmig beschlossen.