FDP-Direktkandidat Marcel Aulila (rechts) und Landtagsabgeordneter Gerhard Aden (links) lassen sich von Geschäftsführer Andreas Bronner durch das Packmittelunternehmen Bropack in Leinstetten führen. Foto: Kübler Foto: Schwarzwälder-Bote

Bundestagswahl: FDP-Kandidat plädiert für starkes föderales Europa sowie Einwanderungsgesetz

Kreis Rottweil. Marcel Aulila fährt an diesem Mittag mit einem kleinen Kastenwagen – dem "Aulila-Mobil", wie er es nennt – vor. Das Auto ist mit großen Bildern des FDP-Direktkandidaten beklebt, mit politischen Forderungen und mit dem Spruch "Wählen Sie doch Zukunft". Dieser Tage ist Aulilas Terminplan im Wahlkreis Rottweil-Tuttlingen voll. Am Morgen war der 26-Jährige mit einem Stand in Trossingen präsent, am Abend geht es zu einem Tuttlinger Kulturverein. Und auf dem Mittagsprogramm steht die Besichtigung des Unternehmens Bropack in Dornhan-Leinstetten – das Kerngeschäft eines FDP-Politikers.

Bürokratieabbau

Aulila und seine Begleitung, der FDP-Landtagsabgeordnete Gerhard Aden, werden von der Unternehmerfamilie durch den Betrieb geführt. Geschäftsführer Andreas Bronner erklärt die Abläufe des Packmittelunternehmens. Aulila, der selbst in einem Familienunternehmen arbeitet, gibt sich interessiert, stellt Rückfragen. In einer Produktionshalle meint er: "Ich muss schmunzeln, bei uns sieht es in der Firma ähnlich aus."

Die Unternehmerfamilie und der Spaichinger Stadtrat haben die gleiche Wellenlänge, auch politisch. Die Gespräche abseits der Führung drehen sich darum, dass ein Bürokratieabbau notwendig sei. Genauso wie das Senken der Steuerlast für mittelständische Unternehmen. Die Gruppe ist sich einig.

Dabei will es Aulila, der 2014 von seiner Partei als Europakandidat aufgestellt wurde, nicht belassen. Die liberale Partei habe sich erneuert, habe sich mehr als nur Wirtschafts- und Steuerthemen auf die Fahnen geschrieben. Die FDP sei die Europapartei schlechthin, meint der Spaichinger. Er kann sich vorstellen, dass es in Zukunft – "vielleicht in 50 Jahren" – einen europäischen Staat gibt. Mit allen Rechten und Pflichten und einem föderalen System.

Hierfür müsse allerdings auch in Brüssel Bürokratie abgebaut werden. Die EU mache bislang realitätsferne Politik, etwa mit Dingen wie einer Gurkenverordnung, ist der Bundestagskandidat überzeugt.

Einwanderungsgesetz

Ein weiteres großes Thema sei die Digitalisierung, meint der junge Mann, der täglich auf seiner Facebook-Seite von seinen Wahlkampfterminen berichtet. "Sie haben kein Netz vor Ort?", fragt er in die Runde. Nicht-Vodafone-Kunden verneinen. So etwas mache eine Region unattraktiv, bewertet Aulila. Unternehmen, die in kleinen Orten säßen, benötigten Breitband, betont der FDPler. Sonst würden diese Firmenstandorte aufgegeben. Die schleppend laufende Digitalisierung trage zum Sterben des ländlichen Raums bei. Seine Lösung: Die Bundesrepublik soll die Anteile an Telekom und Post verkaufen und das Geld stattdessen in den Breitband-Ausbau investieren.

Auch zu Fragen, die im Zusammenhang mit der Flüchtlingskrise aufgeworfen werden, hat der 26-Jährige Antworten. Deutschland brauche ein Einwanderungsgesetz, sagt Aulila. Mit diesem könne Asyl und Einwanderung getrennt werden. Aktuell gebe es für die Menschen aus Kriegsländern keine Bleibeperspektive. "Mit einem Einwanderungsgesetz würde sich dies für Fachkräfte ändern. Und dazu würden klare Spielregeln benötigt."

Nach den zwei Stunden bekommt Marcel Aulila mit den Worten, "Sie haben uns gezeigt, wo die Stellschrauben sind", ein Multitool überreicht. Dieses nimmt er mit Dank entgegen, schaut es sich genau an und sagt dann: "Das kann ich auch als Schlüsselanhänger nutzen." Der Direktkandidat der FDP denkt eben wirtschaftlich.

Bis zur Bundestagswahl am 24. September stellen wir die Direktkandidaten im Wahlkreis Rottweil-Tuttlingen vor. Hierzu haben wir Wahlkampfveranstaltungen besucht und mit den Parteimitgliedern gesprochen. Die Reihe wird am Montag, 18. September, mit Hubert Nowack von den Grünen fortgesetzt.