Noel McCalla hatte die Songs gestern Abend wieder einmal souverän im Griff – und mitunter auch den Bassisten Steve Kinch. Foto: Schnekenburger

Ferienzauber-Besucher erleben im Kraftwerk fulminanten Abend mit Manfred Mann’s Earth Band.

Rottweil - Schon im Zelt unterm Wasserturm damals noch im großen Zelt – hatte er sein Publikum begeistert, und auch im Kraftwerk war er schon zu Gast. Am Sonntagabend war’s wieder so weit: Manfred Mann und seine "Earth Band" rockten den Ferienzauber.

Manfred Mann ist Kult. Seine Hits bergen auch nach Jahrzehnten noch Mitsing-Garantie, das Spiel des zurückhaltenden Musikus ist ungebrochen klangversessen, und die Earth Band tut das Ihre, um gut eineinhalb Stunden Rockmusik zu zelebrieren. Gestern Abend erlebten 1500 Ferienzauber-Besucher im Kraftwerk einen rundum gelungenen Auftritt eines perfekt eingespielten Ensembles aus Musikern mit Solistenqualitäten und ungebrochenem Potenzial.

Intensivste Gitarrenriffs

Lange war nicht klar gewesen, wer ans Mikro treten würde. Dass gestern Noel McCalla an der Reihe war, sollte, ohne Peter Cox abwerten zu wollen, ein Glücksfall für die Earth-Band-Fans im Neckartal werden. Und mit Mick Rogers, der fast unverschämt lässig die intensivsten Gitarrenriffs spielte, die man hier in der letzten Zeit gehört hatte, war die Sache ohnehin abgemacht: Man durfte sich freuen. Nicht nur auf Manfred Mann’s Earth Band, sondern eben auf einen großen Abend mit diesen Bühnenprofis, die auch beim Ferienzauber im Kraftwerk ihre Musik leben sollten.

Dazu gehört freilich auch, dass es nicht reicht, wenn MuM-Vorsitzender Reiner "Archie" Armleder das Publikum begrüßt. Das "Welcome" wird vorsichtshalber und auf Englisch noch einmal eingefordert. Dann gab es nicht mehr viel Aufhebens. Die Band legte einfach los. Und wie. Mit ihrer Version von "Spirits in the Night" stellten die Musiker gleich ein starkes Stück voran. Souverän gespielt, mit kraftvollem Sound – der sich je nach Standort allerdings etwas dumpf überschlagen sollte – und trotz aller Routine unverhohlener Spielfreude ging es zur Sache. Auftakt zu einer fulminanten Show.

Mastermind Manfred Mann hielt sich, wie gewohnt, zurück. Rein optisch, versteht sich. Hinter seinen Keyboards dirigierte er das Geschehen und klaubte wieder ein ganzes Füllhorn aus Sounds aus der Kiste, die er bei Bedarf nur anspielte, dann wieder lange und in großen Wellen als Bodensatz in den Raum schweben ließ.

Auch das natürlich mit einer gewissen Spielfreude, und in diesem Fall nicht nur im musikalischen Sinn, sondern auf der Suche nach Verknüpfungen, nach Her- und Ableitungen aus Barock-, Klassik- und Beatmusik, verfremdet, verhüllt, skelettiert und dann locker als Intro vorgetragen. Virtuos war das und nie aufgesetzt. Bei allem spüren, woher die Musik kommt, die sich dann im großen Klassiker-Finale mit knappen Solos in der Zugabe entladen sollte, schien das Motto zu lauten.

Als nach gut einer Stunde "Blinded by the Light" das mächtige Finale einläutete, gab es kein Halten mehr – und doch noch viel Zeit. Nicht Herunterspielen war angesagt, sondern auch hier das Wesentliche betonen, ohne die Inspiriertheit, die Lust am Spiel zu unterdrücken. Der Gassenhauer "Mighty Quinn" mobilisierte noch einmal alles – auf der Bühne und im Publikum –, dann war nach 100 Minuten Schluss.