Nach dem Vorbild der Bushaltestelle an der Villa Duttenhofer sollen noch weitere umgebaut werden Foto: Coluccia Foto: Schwarzwälder Bote

Barrierefreiheit: Behindertenbeauftragte wünscht sich mehr Einbindung / Neue Bushaltestelle als Prototyp

Sie will Hindernisse aus dem Weg räumen, Menschen sensibilisieren und rechtzeitig in Entscheidungen einbezogen werden: Ruth Gronmayer ist als Behindertenbeauftragte der Stadt äußerst rührig. Zwar ist etliches bewegt worden – doch manche Stolperstufe hält sich zu ihrem Bedauern hartnäckig.

Rottweil. 2017 haben wir an dieser Stelle über die Gefahren berichtet, die Ruth Gronmayer für sehbehinderte Menschen in der Stadt ausgemacht hatte. Darunter: die Stufen vor dem Alten Spital, die schwer zu sehen sind und deshalb dringend auffällig markiert werden müssen, wie sie angemahnt hatte. Noch heute zeigen sich diese Stufen unverändert, ebenso wie viele andere im öffentlichen Raum, bedauerte sie bei der Vorstellung ihres Jahresberichts vor dem Kultur-, Sozial- und Verwaltungsausschuss am Mittwoch.

Viele gute Ansätze

Allerdings betonte sie auch, dass es "viele gute Ansätze" gebe. So sei beispielsweise mit der Verwaltung die Umgestaltung des Vorplatzes am Friedhof mit einer Rampe an der Kapelle abgestimmt worden, erinnerte Gronmayer, und für einen barrierefreien Umbau der Bushaltestellen wurde ein "Prototyp" an der Haltestelle Villa Duttenhofer entwickelt. An den Enden sind die Bordsteine abgesenkt. Deutlich hervortretende weiße Kantsteine und verschieden strukturierte Oberflächen machen es einfacher, sich zu orientieren. Bushaltestellen, die in den nächsten Jahren modernisiert werden, werden nach diesem Vorbild umgebaut. Auch bei der Sanierung des DHG, bei der barrierefreien Innengestaltung des Münsters, beim Römerpfad und zahlreichen weiteren Projekten war und ist die Behindertenbeauftragte involviert.

Ihre Einbeziehung und damit die Berücksichtigung der Belange behinderter Menschen ist allerdings ausbaufähig, betonte sie mit Blick auf die Verwaltungsbank. Sie müsse eigentlich bei allen relevanten Themen mitsprechen können, denn alle Lebensbereiche beträfen auch Menschen mit Einschränkungen. Es könne nicht sein, dass eine Ausstellung zum Thema "Armut und soziale Ausgrenzung" ausgerechnet im Alten Rathaus stattfinde, was Menschen mit Gehbehinderung völlig ausgrenze.

Neue Herausforderungen

Oberbürgermeister Ralf Broß würdigte ihre ehrenamtliche Arbeit, mit der sie alle für das Thema sensibilisiere. Er erklärte jedoch auch, dass man "nicht alles gleichzeitig" machen könne. Es gebe "die Pflicht und die Kür", so Broß. Wichtige Schritte seien getan, viele weitere sollen folgen.

In ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit berät Ruth Gronmayer außerdem Menschen mit Behinderung. Die Themen sind vielfältig. "Großes Thema war jetzt der immer wieder defekte Aufzug am Bahnhof", berichtete sie. Auch barrierefreies Bauen und Wohnen, Beratungen zum Schwerbehindertenausweis, zu Arbeit und Beschäftigung oder die Vermittlung an Selbsthilfegruppen und Vereine sind Themen, bei denen sie weiterhilft. Bei vielen Veranstaltungen, Kooperationstreffen und in der Lokalen Agenda 21 ist sie außerdem dabei, um die Themen Inklusion, Teilhabe und Barrierefreiheit in der Stadt immer mehr ins Bewusstsein der Menschen zu rücken.

Von den Städträten erhielt sie viel Lob für ihre Arbeit. Und die wird ihr so schnell nicht ausgehen. Neben den Hindernissen, die es in der Stadt noch aus dem Weg zu räumen gilt, sieht Ruth Gronmeyer die Landesgartenschau 2028 als besondere Herausforderung. Bei deren Planung müsse das Thema Barrierefreiheit von Anfang an im Auge behalten werden.

Der Kreistag hat in seiner jüngsten Sitzung die Fortführung des Förderprogramms zum Abbau von Barrieren im ÖPNV beschlossen, das seit 2018 in Kraft ist. Das Personenbeförderungsgesetz legt fest, dass die Belange von Menschen, die in ihrer Mobilität oder sensorisch eingeschränkt sind, berücksichtigt werden müssen und bis 2022 eine "vollständige Barrierefreiheit" erreicht werden muss. Die Kommunen sollen mit der Förderung dazu ermuntert werden, Bushaltestellen "mit zentraler Bedeutung" entsprechend umzubauen.

Im Kreis gingen im Zuge des Förderprogramms bislang sieben Anträge (aus Rottweil, Deißlingen, Schiltach, Dietingen, Vöhringen und zwei aus Lauterbach) ein, es wurde jeweils der Höchstbetrag von 10 000 Euro pro Haltestelle bewilligt. Aufgrund der guten Erfahrungen soll das Programm nun bis Ende 2021 fortgeführt werden.