Die Tulpen stehlen ihm fast die Schau: Der Bühlinger Maibaum ist diesmal einige Nummern kleiner ausgefallen. Foto: Otto

Aufreger: Bis 2017 will Stadt eine "für alle Beteiligten befriedigende Lösung finden".

Rottweil - Die Bühlinger sind mit ihrem Mini-Maibaum nicht glücklich. Zwar ist er besser als keiner, aber nur ein schwacher Ersatz für die Riesen, die die Feuerwehr seit 49 Jahren im Ort errichtet. Grund sind neue Versicherungsvorschriften.

" So wie vor altem, wird’s mit dem Maibaum-Brauch bei der Stadt RW nicht gehalten": Dass die Bühlinger sauer auf die Rottweiler Verwaltung sind, bringen sie mit einem Schild an ihrem geschrumpften Maibaum zum Ausdruck. Denn die Stadt habe keine adäquaten Lösungen für das Problem präsentiert, sondern nur Empfehlungen gegeben, wie die Baumsteller vorgehen könnten, um sich nicht in Gefahr zu bringen (wir berichteten).

Das Problem ist Folgendes: Die Versicherung der Feuerwehr deckt die Gefahren des Maibaumstellens nicht mehr ab. Sprich: Wenn tatsächlich etwas passieren sollte, während Feuerwehrleute einen Baum aufrichten, dann zahlt die Versicherung nicht. Deshalb steht in Bühlingen dieses Mal nur eine Mini-Version eines Maibaums.

Die Unfallkasse Baden-Württemberg (UKBW) habe die Kommandanten im Landkreis bei einer Tagung im vergangenen November über diese Neuerung informiert, teilt die Stadtverwaltung auf Nachfrage mit. "Damit war klar, dass die Feuerwehr diese freiwillige Aufgabe nicht mehr leisten kann." Mitte Dezember sei diese Information an die Abteilungskommandanten und Löschzugführer weitergegeben worden. "Die Stadtverwaltung Rottweil hat vor dem Aufstelltermin die Ortschaften über die Ortvorsteher unterrichtet und auf die rechtliche Problematik hingewiesen", heißt es weiter. Darunter die Bühlinger Maibaumaufsteller.

Dienstleister zu teuer

"Ganz wichtig war uns hierbei, dass hier auch Vereine einen gesonderten Versicherungsschutz abschließen müssen und insbesondere fachkundige Personen zu Werke gehen müssen." Darüber hinaus bleibe ein strafrechtliches Restrisiko für die Verantwortlichen, beispielsweise Vereinsvorstände. "Deshalb empfehlen wir, einen qualifizierten Dienstleister zu beauftragen", erklärt Bürgermeister Christian Ruf.

Zu teuer, haben die Bühlinger befunden. Das könne sich kein Verein und keine Gruppierung leisten. Ihre Lösung war der Mini-Maibaum. Dass ihnen der zum 50. Jubiläum des Brauchs im kommenden Jahr ebenfalls angemessen erscheint, ist allerdings fraglich.

Das Problem ist natürlich nicht nur eines der Bühlinger. In allen Rottweiler Ortsteilen gibt es Maibäume. Nach Angaben der Stadt richten mancherorts Vereine die hölzernen Riesen auf. Und die benötigen eben eine Ergänzung zur Vereinshaftpflicht, wenn sie dabei abgesichert sein wollen.

Nach dem missglückten Maibaumstellen in Trichtingen 2015, bei dem ein Jugendlicher schwer verletzt wurde, ist der Umgang mit der Tradition auch in anderen Kommunen Thema. Unter anderem in Epfendorf richten deshalb ab sofort Spezialisten, also Firmen, die Bäume auf.

Und wie geht es jetzt in Rottweil weiter? "Wir werden die Zeit bis zum nächsten 1. Mai sicherlich nutzen, um eine für alle Beteiligten befriedigende Lösung zu finden", verspricht Christian Ruf. Beim Rat der Stadt, einen externen Dienstleister mit dem Maibaumstellen zu beauftragen, bleibt es allerdings.