Motorradfahrer aus Brasilien und ein vierköpfiges Showballett gestalten die Aufführungen in diesem Jahr mit. Foto: Zelenjuk

Unverständnis bei Aufführungen mit Wildtieren. Charles Knie zeigt neues Programm.

Rottweil - Klassischer Zirkus in einer modernen Verpackung: Das will der preisgekrönte Charles Knie Zirkus bei seinen Aufführungen in Rottweil bieten. An den Tiernummern hält das Team trotz Kritik fest.

Auf dem Festplatz in Rottweil herrscht 24 Stunden vor der Premiere der Show noch reges Treiben: Mehrere Bagger fahren auf dem Gelände, am Zaun werden Dekoration und Schilder angebracht, und auch im rot-weißen Zelt, das 38 Meter im Durchmesser hat, gibt es noch einiges zu tun. Denn alles muss stimmen, wenn Hunderte Besucher zur ersten Aufführung von Charles Knie ins Zelt strömen.

Nur diesen einen Tag hat das Zirkus-Team während der Tournee, um am neuen Standort alles für die Show vorzubereiten. "Die Eisenanker für das Zelt haben wir zwar am Wochenende schon geschlagen, aber das meiste wird heute aufgebaut", erklärt Zirkus-Chef Sascha Melnjak.

Zirkus gastiert alle zwei Jahre in Rottweil

Ein 96-köpfiges Team aus 13 Nationen hat er diesmal mit auf Tournee genommen – Artisten und Clowns, Tierlehrer und Pfleger, Sänger und Tänzer, Kraftfahrer und Elektriker. Acht Monate sind sie gemeinsam unterwegs, jeweils drei bis vier Tage an einem Ort, bevor es weitergeht. "Natürlich gibt es manchmal Reibereien, aber im Zirkus muss alles zusammengreifen. Und alle wissen, dass jeder auf jeden angewiesen ist", sagt Melnjak. Eine wichtige Voraussetzung dafür: Die Arbeiten sind nach "Abteilungen" genau aufgeteilt.

Während das Aufbauteam am Montag voll beschäftigt ist, haben die Artisten einen Tag Pause. Ab Dienstag heißt es für sie dann: rein in die Manege, um Gäste zu begeistern. "Wir machen alle drei Jahre ein komplett neues Programm. In Rottweil zeigen wir diesmal Nummern, die hier noch nie zu sehen waren", schwärmt der Geschäftsführer.

Für ihn ist der Zirkus "im Grunde ein mittelständisches Unternehmen". Und: "Man hat eine große Verantwortung, wenn man 96 Mitarbeiter hat. Man darf nichts dem Zufall überlassen." Für Melnjak sei es in erster Linie wichtig, Qualität zu bieten – zu einem Preis, den sich jede Familie leisten kann.

Seit 2013 gastiert der Zirkus Charles Knie alle zwei Jahre auf dem Rottweiler Festplatz. "Es ist eine wichtige Station für uns. Die Stadt ist mittelgroß, aber sie hat ein zirkusbegeistertes Publikum", weiß Melnjak. In diesem Jahr verspricht er ganz besondere Attraktionen. "Wir haben viel Nervenkitzel, emotionale Momente mit Gänsehaut-Feeling unter der Kuppel und auch viel zum Lachen", fasst er zusammen.

Artistik, Clownerei und Tiernummern

Er spricht vom "klassischen Zirkus in einer sehr modernen Verpackung". Zu den klassischen Elementen zählen für ihn Artistik, Clownerei und Tiernummern – garniert wird das Ganze mit einer besonderen Lichtregie, Nebeleffekten, Live-Orchestermusik und Showballett-Einlagen. Mit dabei sind Motorradfahrer aus Brasilien, ein Bauchredner aus Italien und eine Sängerin aus Spanien. Und der Weltstar unter den Dompteuren Alexander Lacey. "Es ist einfach Weltniveau", schwärmt der Zirkus-Chef.

1400 Zuschauer will sein Team bei jeder Vorstellung begeistern – unter anderem mit Tiernummern. Das sorgt immer wieder für Kritik. Viele zeigen Unverständnis, dass der Zirkus an Aufführungen mit Wildtieren festhält.

Für Melnjak ist diese Kritik nicht nachvollziehbar. "Tiere leben bei uns wie in Vollpension. Sie werden ärztlich versorgt, sie werden beschäftigt und mental gefördert", sagt er. Sein Zirkus halte die notwendigen Auflagen ein – und das werde ständig kontrolliert. "Das Veterinäramt kommt in Rottweil alle zwei Stunden. Alles wird dokumentiert. Wir können uns keine Missstände erlauben", macht er deutlich. Auch an die ständigen Transporte und Ortswechsel seien die Zirkustiere von klein auf gewohnt. "Sie haben absolut keine schlechten Erfahrungen damit und null Komma null Stress", sagt Melnjak.

Infos: Aufführungen

Dienstag, 1., und Mittwoch, 2. Oktober: 16 Uhr und 19.30 Uhr; Donnerstag, 3. Oktober: 11 Uhr und 15 Uhr. Karten gibt es an der Zirkuskasse.