Auf der Hochbrücke hängen schon einige Liebesschlösser – allerdings nicht ganz so viele wie zum Beispiel in Köln. Foto: Otto

Eiserne Bekenntnisse zum Valentinstag: Auch in Rottweil verewigen sich Paare mit Schlössern.

Rottweil - Früher ritzten Verliebte ihre Namen in einen Baum, heute gravieren sie sie in ein Vorhängeschloss. In Köln und Paris hängen diese in Massen an Brückengeländern – und passend zum heutigen Valentinstag wurden auch in Rottweil die ersten "Liebesschlösser" gesichtet.

Wer über die Hochbrücke geht, dem wird heute, am Tag der Liebenden, wohl besonders warm ums Herz. Einige Paare haben ihre Liebe dort per Vorhängeschloss "besiegelt". Agnes und Sebastian in Rot mit Herzchen, Daniel und Nadine in leuchtendem Blau, andere beschränken sich auf den Schriftzug "Für immer", was ja schließlich alles sagt, oder haben zur sparsamen Variante gegriffen: ein ziemlich angerostetes Mini-Schloss, die Initialen mit Eddingstift aufgemalt – aber als Liebesbeweis gilt freilich auch das.

Wo die einen anfangen, sind Nachahmer oft nicht weit. Entwickelt sich also auch in Rottweil bald aus der Hochbrücke eine echte "Liebesschlossbrücke", so wie in vielen Großstädten dieser Welt?

In Paris wird Brauch zum Sicherheitsrisiko

Die Hohenzollernbrücke in Köln beispielsweise ist mittlerweile zur echten Touristenattraktion geworden. Tausende Vorhängeschlösser in allen Farben zieren das Geländer, das sich fast unter dem Gewicht zu biegen scheint. Der Schlüssel wird traditionsgemäß in den Rhein geworfen. Die Deutsche Bahn als Brückeneigentümerin wollte die eisernen Liebesbeweise dort anfangs entfernen, weil sie die Brückenkonstruktion belasten. Der Druck der Fans dieses Brauchs war dann aber letztlich größer: Die Schlösser durften bleiben und werden von Tausenden von Touristen besucht und fotografiert.

Der Ursprung des Brauchs wird in Italien vermutet und auch auf der Liebesbrücke im serbischen Vrnjacka Banja soll die Tradition schon seit dem Ersten Weltkrieg bestehen. in Moskau werden "Liebesbäume" auf der Luzhkov-Brücke behängt und angesichts des Gewichts der tausenden Schlösser auf der Fußgängerbrücke "Pont des Arts" in Paris spricht die dortige Stadtverwaltung bereits von einem "echten Sicherheitsproblem".

In Rottweil sieht man die ersten Schlösser an der Hochbrücke dagegen gelassen. Nicht zuletzt deshalb, weil von "für immer" leider keine Rede sein kann. Die eisernen Liebesschwüre hängen nämlich an dem hohen Zaun, der zwar seit Jahren dort angebracht ist, aber letztlich nur als Provisorium gilt. "Solange der Zaun steht, werden die Schlösser daran natürlich toleriert", sagt der Pressesprecher der Stadt, Tobias Hermann. Passenderweise plane der Betriebshof, den Zaun im Frühjahr mit Blumen zu verschönern. Zum Ende des Jahres wird er dann jedoch voraussichtlich abgebaut. Wer einen Zweitschlüssel hat, könne sein Schloss ja vielleicht vorher noch retten, heißt es augenzwinkernd aus dem Rathaus.

Vorerst also sind die Liebesschwüre von Agnes, Sebastian und den anderen Verliebten noch an der Hochbrücke zu sehen. Am heutigen Valentinstag könnten weitere Schlösser dazukommen – im Internet jedenfalls boomt der Versandhandel mit individuell gravierten Stücken.

Und schließlich gibt es ja auch noch die vielen klassischen Varianten, um am Valentinstag seine Liebe zu zeigen: Ein schönes Abendessen kommt nie aus der Mode und ein Blumenstrauß kommt immer gut an – nur hält der eben nicht so lange wie ein Vorhängeschloss.