Fabian Eith (rechts) und der VfB Bösingen verschärften mit dem Derbysieg die Lage für den FV 08 Rottweil (Marco Lenz) im Tabellenkeller der Landesliga 3. Foto: Müller Foto: Schwarzwälder-Bote

FußballTrotz Derbyniederlage positive Ansätze / VfB-Kapitän Jens Pfeiffer: sind mit Punktekonto im Soll

Von Reiner Neff

Vierter Sieg im siebten Pflichtspiel, seit vier Spielen ohne Niederlage, Tabellenplatz drei – für den VfB Bösingen sind das nach dem 2:1 im Derby gegen den FV 08 Rottweil schöne Momentaufnahmen, aber keine Gründe, um abzuheben.

Dass die Begegnung derart knapp für den VfB Bösingen ausfallen würde, hätten die wenigsten der fast 600 Zuschauer nach den ersten 25 Minuten erwartet. Bösingen begann mit viel Offensivdrang, und hatte vor und nach dem Führungstreffer von Marius Müller weitere Möglichkeiten. "Danach haben wir das Fußball spielen eingestellt", ärgerte sich VfB-Trainer Uli Fischer über die Vorstellung seiner Mannschaft. Bösingen baute einen bis dahin verunsicherten Gegner mit vielen Abspielfehlern in der Vorwärtsbewegung auf.

Nachdem die Gäste, angetrieben vom starken Sascha Mauch, zunächst gute Chancen nicht nutzen konnten, erzielte Stroh mit einem sehenswerten Freistoß fast mit dem Pausenpfiff das 1:1. Auch danach tat sich der VfB gegen kompakt stehende Gäste schwer, sein Spiel durchzubringen. "Rottweil war da sehr aggressiv und präsent in den Zweikämpfen und hat gut nach vorne gespielt. Auch wenn unsere Leistung nicht toll war, haben wir jetzt 14 Punkte auf dem Konto, damit sind wir voll im Soll", freute sich der Siegtorschütze Jens Pfeiffer.

Dagegen konnte sich Uli Fischer nach dem Schlusspfiff wegen der Vorstellung seines Teams zunächst nicht so richtig freuen. Dennoch zog er ein positives Fazit: "Man muss der Mannschaft nach den zuletzt guten Leistungen auch einmal ein schwächere Vorstellung zugestehen, allerdings ist es ärgerlich wenn es ausgerechnet wie am Freitag vor einer großen Zuschauerkulisse passiert", so Fischer.

Die Risiken und Nebenwirkungen scheinen unaufhaltsam zuzunehmen beim FV 08 Rottweil. Weder Arzt noch Apotheker, falls nicht ausgewiesene Fußballexperten, werden, auf die Frage eine schlüssige Antwort finden, warum der Landesligist am Freitagabend beim alles anderen als überzeugenden VfB Bösingen erneut leer ausging.

Wer nun wem nach der bereits sechsten Niederlage eine eventuelle Schuld in die Schuhe schieben muss, dürfte vordergründig mit der prekären Personalsituation zu tun haben. Mit Sebastian Kellner und Simon Kläger, die beide mit Kreuzbandriss wohl in dieser Saison nicht mehr zum Einsatz kommen, fallen zwei wichtige Leader aus. Auch der Neuzugang vom SV Zimmern, Michael Weinmann (Auslandssemester) würde den Kreisstädter in der momentanen Lage sicherlich gut tun.

Leid tun kann einem in rein sportlicher Hinsicht auf alle Fälle Tim Hüfner. Der Trainer sah sich auf Grund permanenter Umstellungen im bisherigen Saisonverlauf nicht annähernd in der Lage, ein bisweilen uninspiriert wirkendes Team auf "mannschaftlich geschlossen" zu trimmen. Doch dies war beim Derby ganz anders. Obwohl es schon vor Spielbeginn zu einem Eklat kam, weil sich 08-Torjäger Aleksandar Novakovic, nachdem er von seiner Nichtberücksichtigung in der Startelf erfuhr, nicht auf die Ersatzbank setzten wollte. So machte sich der hochveranlagte, aber auch äußerst exzentrische Stürmer auf dem Bösinger "Bruckäcker Sportgelände" kurz vor Spielbeginn buchstäblich vom Acker. Bei der Oberligapartie des FC 08 Villingen (für den Novakovic auch schon die Kickstiefel schnürte) gegen den SV Spielberg einen Tag später weilte er als Zaungast und unterhielt sich vor der Begegnung einige Zeit mit FC-Trainer Martin Braun. "Ein Schelm wer Böses dabei denkt".

Trotz des nun vom Punktekonto her desaströsen Saisonstarts sollte der Auftritt beim 1:2 in Bösingen beim FV Rottweil weiter Mut machen. Denn mit ein wenig Glück, auch bei einigen strittigen Abseitsentscheidungen vom Schiedsrichtergespann vor dem 1:1, wäre durchaus was Zählbares möglich gewesen.

Dieser Ansicht war auch FV08-Geschäftsführer Dirk Theis: "Nach der Pause haben wir nochmal alles versucht und ich kann der Mannschaft für ihren Kampfeswillen ein Kompliment aussprechen. Wir haben viel investiert, aber uns fehlt momentan einfach die Durchschlagskraft beim Spiel in die Spitze. Daran müssen wir weiter arbeiten, um schnellstmöglich den ersten Saisonsieg einzufahren", weiß Theis und sieht es als sehr wichtig an: "Wir müssen jetzt die Köpfe oben behalten. Wir sind momentan in einer schwierigen Phase, aber haben aus meiner Sicht kein schlechtes Spiel gemacht. Die Mannschaft ist viel gelaufen, hat gefightet und wir hatten deutlich mehr Ballbesitz als in den zurückliegenden Partien. Es gilt jetzt, positiv zu bleiben. Dann bin ich optimistisch, dass wir im Kellerduell gegen die SpVgg Mössingen am Wochenende endlich den ersten Sieg einfahren".