Pro Insekten und Artenvielfalt: Der Rottweiler Gemeinderat will dazu motivieren, städtische landwirtschaftliche Flächen bis 2028 möglichst pestizidfrei zu bewirtschaften. Foto: Pixabay Foto: Schwarzwälder Bote

Natur: Grüne und SPD+FFR kommen mit neuem Anlauf durch / Pestizidfrei bis 2028 ist der Wunsch

Rottweil. K eine Verbote, sondern freiwilliges Hinsteuern auf ein gemeinsames Ziel: Mit dieser Marschroute fanden die Grünen, diesmal im Zusammenschluss mit SPD+FFR, bei ihrem neuerlichen Vorstoß zur "Pestizidfreien Kommune" (wir berichteten) eine Mehrheit.

Nach langer Diskussion und verwirrendem Abstimmungsprozedere einigte man sich am Mittwochabend im Gemeinderat mehrheitlich auf folgende Formulierung: "Die Stadt Rottweil verfolgt das Ziel, dass spätestens zum Start der Landesgartenschau 2028 ihre verpachteten landwirtschaftlichen Nutzflächen pestizidfrei bewirtschaftet werden sollen." Das Wort "sollen" wurde auf Antrag von Hermann Breucha (FWV) ergänzt, um den Freiwilligkeitsgedanken für die Landwirte noch deutlicher zu machen. Man solle nicht verpflichten, sondern motivieren, so Breucha. Die Abstimmung darüber sorgte jedoch für Verwirrung, weshalb OB Ralf Broß schließlich erneut abstimmen ließ: 15 Räte sprachen sich für den ergänzten Antrag aus, zehn dagegen, es gab eine Enthaltung.

Von ihrem Vorstoß für ein rigoroses Pestizidverbot waren die Grünen damit, wie im Ausschuss vergangene Woche angekündigt, abgerückt. Der Beschluss beinhaltet auch, dass die Stadt auf den Sachverstand von Umweltverbänden und Verbänden des Ökolandbaus sowie auf "Kooperation mit den Pächtern durch Motivation und Überzeugungskraft" setzt. Man will mit "besonderem Interesse" den Werdegang des Freiburger Modells und das Vorgehen anderer Kommunen beobachtet. Sind diese Modelle erfolgversprechend, werde eine Übernahme geprüft.

"Wir haben eine steile Lernkurve hinter uns", hatte Frank Sucker von den Grünen zu Beginn der Diskussion erklärt. Mit diesem Antrag wolle man eine "neue Offenheit" bieten. Die Fraktion SPD+FFR sieht in der gemeinsames Zielsetzung für die Landesgartenschau das passende Zeichen gesetzt, wie Arved Sassnick ausführte.

Für Günter Posselt (CDU) ist der Gemeinderat allerdings nicht das geeignete Gremium für einen derartigen Beschluss. Man müsse hier in die Fachleute, die dies auf höherer Ebene regeln, vertrauen. Da müsse man in Rottweil nicht auch noch mitmischen. Daniel Karrais (FDP) erteilte dem Antrag aus ähnlichen Gründen eine "klare Absage". "Ich habe Vertrauen in die Landwirte", erklärte er. Reimond Hoffmann (AfD) sieht in dem Vorstoß einen "Bevormundungsantrag". Der Bürger entscheide selbst mit seinem Einkauf, was der Landwirt wie produzieren soll.

"Die Bauern wollen den Weg mitgehen", zeigte sich Ingeborg Gekle-Maier (Grüne) überzeugt. Und Anne Mokinksi (SPD+FFR) erklärte, sie würde sich angesichts des Insektensterbens und des Rückgangs der Artenvielfalt freuen, wenn die Landwirte "bereit wären, sich zu bewegen". Ihr Fraktionskollege Jürgen Mehl sieht einen Beschluss auf Rottweiler Ebene durchaus als sinnvoll an, man sei schließlich für die städtischen Flächen verantwortlich und könne auf ein Ziel hinweisen.

Nebensitzer Ralf Armleder stellte schließlich einen "Antrag auf Ende der Debatte" – mit Erfolg.